Das Gruseln im Lorenzhof
Tatort: Waldlust
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr Im Schwarzwald geht es zu! Da ist ja ein schottisches Gespensterschloss nichts gegen das groteske Hotel „Lorenzhof“. Was Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkert) und ihre Kollegen in „Waldlust“gleich zu Beginn ihrer Coaching-Tage out of Ludwigshafen feststellen. „Das wird ein wunderbares, ganz besonderes Wochenende“, frohlockt Sekretärin Edith Keller, die das Haus zum Schnäppchenpreis gebucht hat.
Wunderbar? Mitnichten. Ganz besonders? Und ob. Der Wirt Bert Lorenz (Heiko Pinkowski), der viele Jahre wegen Mordes an seiner Schwägerin abgesessen hat, reagiert bösartig wie Graf Draculas Hausknecht. Dessen bemühte Nichte Doro (überzeugend als psychisch Kranke: Eva Bay) sorgt mit ihren autoaggressiven Anfällen auch nicht gerade für Behaglichkeit.
Ein menschlicher Knochen im vegetarischen Mahl setzt zum Glück die Ermittlerlust der Gäste in Gang. Ein altes Familiendrama schält sich aus dem muffigen Hotel, es finden sich noch mehr Skelett-Teile, Ermittlerin Johanna Stern (Lisa Bitter) wird von unbekannter Hand niedergeschlagen und Zimmer 5 darf nicht betreten werden. Zu allem Überfluss geistert eine alte Filmtänzerin im Glitzerkleid durch die Räume, die in den 50er Jahren von Kinostars belebt wurden.
Das mutet an wie ein „Romantic Thriller“ohne Romantik, wie ein von Agatha Christie geschätzter geschlossener Ort, aber ohne skurrile Charaktere. Viele Zuschauer werden gar nicht merken, dass der
zum zweiten Mal nach „Babbeldasch“einen „Tatort“mit improvisierten Dialogen präsentiert. Denn grob skizziert waren die Szenen bereits. Ob die Beschreibung der Region („500 Einwohner, zwei Nachnamen“) wirklich auf dem Mist von Peter Espeloer (Kriminaltechniker Peter Becker) gewachsen ist – wer weiß es.
Was wir wissen: Kein Kopper mehr, viele Tote und ein Durcheinander-Showdown, für das sich jeder Western-Regisseur geschämt hätte. „Waldlust“schafft Waldesunlust.