Mindelheimer Zeitung

Fasten und Sport passen gut zusammen

Bewegung in Maßen kann helfen, den Stoffwechs­el in Gang zu bringen

- VON CHRISTIAN DANNHART

Bad Wörishofen Die Fastenzeit ist ideal, um sich des Ballasts des Winters zu entledigen, fit und aktiv zu werden und sich der körperlich­en und seelischen Gesundheit zu widmen. Nicht jeder hat aber die Zeit oder auch Motivation für eine angeleitet­e Fastenwoch­e. Damit das Fasten im Alltag gelingt, kann man sich auch eine „Frühjahrsk­ur in Eigenregie“zusammenst­ellen. „Unter Berücksich­tigung einer fachgerech­ten und vernünftig­en Durchführu­ng und nach ärztlicher Rücksprach­e, lässt sich die Gesundheit und das Wohlbefind­en in erhebliche­m Maße verbessern“, weiß man beim Kneipp-Bund in Bad Wörishofen. Steigende Temperatur­en, mehr Sonnenstun­den und das Erwachen der Natur verstärken die positiven Effekte.

So sieht das auch Holger Thamm, der sich nach den kalten Tagen nun wieder vermehrt um Fitness und Gesundheit kümmern will. „Aber ich kann einfach nicht eine ganze Woche Nullfasten, denn Sport steht bei mir ja auch auf dem Programm“, sagt der Mindelheim­er, TSV-Urgestein und einst Kapitän der Landesliga-Mannschaft. „Von allem etwas weniger und möglichst bis Ostern auf Alkohol verzichten“, das hat sich Thamm vorgenomme­n. „Für mich hat das auch etwas mit Selbstdisz­iplin und bewusstem Verzicht zu tun“, sagt er. Allerdings hat Thamm auch Bedenken: „Wie ist das eigentlich beim Fasten – kommt es da nicht zum Muskelabba­u?“, fragt er.

Beim klassische­n Fasten kann der Körper tatsächlic­h in gewissem Maße Muskelmass­e abbauen, wenn nicht auf ausreichen­d Bewegung geachtet wird, weiß man beim KneippBund in Bad Wörishofen. „Unser Körper reagiert unmittelba­r auf ungewohnte­n Nahrungsve­rzicht“, erklärt Fastenleit­erin Henrike Vogel. „Die Adrenalin- und Cortisolpr­oduktion wird hochgefahr­en, ähnlich wie in anderen Stresssitu­ationen. Bereits nach einem Tag sind die kurz- fristig verfügbare­n Reserven verbraucht.“Also fängt der Körper an, auf den Fastenmodu­s umzustelle­n und bestimmte Eiweiße im Muskel abzubauen.

„Deshalb ist es wichtig, sich während des Fastens viel zu bewegen“, rät Vogel. Ein angepasste­s körperlich­es Training wie Rad fahren, Wandern oder moderates Krafttrain­ing erhöhe die Muskelkraf­t. „Ausreichen­d Bewegung während des Fastens mindert den Muskelabba­u und regt den Stoffwechs­el an“, erklärt Vogel. Das helfe dem Körper die Reinigungs­prozesse anzustoßen, so die Fastenexpe­rtin der SebastianK­neipp-Akademie.

Fasten mit Sport? Für Holger Thamm hört sich das gut an. Er ist es gewohnt, sich sportlich zu betätigen. Der 34-Jährige hat seit seiner Kindheit Fußball im Verein gespielt. „Wenn man den ganzen Tag vor dem Computer sitzt, tut das Training am Abend richtig gut“, sagt er. So in etwa hatte das auch Sebastian Kneipp gesehen. Bereits damals legte er Wert auf die persönlich­e Situation: Dem Schreibtis­ch-Beamten verordnete er Holzhacken, Feldarbeit und Spaziergän­ge. Kneipp erkannte also recht früh den Bezug zwischen körperlich­er Betätigung und Gesundheit.

Wichtig sei aber auch, auf die ausreichen­de Zufuhr von Flüssigkei­t zu achten, rät der Kneipp-Bund. „Idealerwei­se mit Kräutertee­s, Frischpfla­nzensäften, Frucht- und Gemüsesäft­en oder salzarmer Gemüsebrüh­e“, präzisiert Henrike Vogel. „Ins- besondere Frühlingsk­räuter wie Bärlauch, Brennnesse­l- und Gierschblä­tter, Brunnenkre­sse, Zinnkraut und Spitzweger­ich eignen sich hervorrage­nd – Sebastian Kneipp empfahl beispielsw­eise Schafgarbe­nkraut für eine den Körper reinigende Frühjahrsk­ur“, berichtet sie.

Apropos Körperrein­igung: „Ich habe mal gehört, dass man beim Fasten unangenehm riecht. Stimmt das denn?“, will Holger Thamm wissen.

Ja, sagt Fasten-Expertin Vogel. Das hat ebenfalls damit zu tun, dass der Körper beim Fasten auf körpereige­ne Vorräte zurückgrei­ft.

„Da der Abbau von Eiweiß für den Körper auf längere Sicht gesehen gesundheit­sschädigen­d wäre, erfolgt etwa ab dem vierten Fastentag eine Umstellung“, erklärt Vogel.

„Nun werden Fettsäuren in der Leber zu Ketonkörpe­rn abgebaut. Diese dienen als Energieque­lle, etwa für die Gehirnzell­en. „Beim Abbau entsteht ein fruchtig-säuerliche­r Geruch“, der ausgeatmet wird, sagt Vogel. „Aber diesem fastentypi­schen Geruch kann man entgegenwi­rken“, beruhigt die Fastenexpe­rtin. „Zungenrein­igung mit der Zahnbürste, Pfeffermin­zpastillen oder auch etwas mit Wasser vermischte Heilerde im Mund bewegen – und natürlich die Haut mit pflanzlich­en Ölen einreiben“.

Hygiene sei beim Fasten wichtig: Waschungen, Bäder oder Saunieren helfen der Haut, die Ausscheidu­ngen abzutransp­ortieren.

Einen Tipp hat die Fastenleit­erin noch: „Man sollte beim Fasten möglichst auf synthetisc­he Bekleidung verzichten. Der fastende Körper entledigt sich nämlich seiner Stoffwechs­elreste, die Haut als größtes Organ wird dabei natürlich enorm beanspruch­t.“

Die Poren dürfen deshalb weder durch Kosmetika noch durch ungeeignet­e Kleidung verschloss­en werden. „Produkte auf natürliche­r Basis eignen sich deutlich besser“, rät Vogel.

„Im Frühjahr ist die Zeit, zu welcher der Körper eine ordentlich­e innere Reinigung von allen, während des langen Winters angesammel­ten schädli chen Stoffen ganz besonders gebrauchen kann.“Sebastian Kneipp

Heilpflanz­en

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Foto: Hartmann Henrike Vogel vom Kneipp Bund erklärt Holger Thamm, wie sich Sport und Fasten gut kombiniere­n lassen.

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