Fasten und Sport passen gut zusammen
Bewegung in Maßen kann helfen, den Stoffwechsel in Gang zu bringen
Bad Wörishofen Die Fastenzeit ist ideal, um sich des Ballasts des Winters zu entledigen, fit und aktiv zu werden und sich der körperlichen und seelischen Gesundheit zu widmen. Nicht jeder hat aber die Zeit oder auch Motivation für eine angeleitete Fastenwoche. Damit das Fasten im Alltag gelingt, kann man sich auch eine „Frühjahrskur in Eigenregie“zusammenstellen. „Unter Berücksichtigung einer fachgerechten und vernünftigen Durchführung und nach ärztlicher Rücksprache, lässt sich die Gesundheit und das Wohlbefinden in erheblichem Maße verbessern“, weiß man beim Kneipp-Bund in Bad Wörishofen. Steigende Temperaturen, mehr Sonnenstunden und das Erwachen der Natur verstärken die positiven Effekte.
So sieht das auch Holger Thamm, der sich nach den kalten Tagen nun wieder vermehrt um Fitness und Gesundheit kümmern will. „Aber ich kann einfach nicht eine ganze Woche Nullfasten, denn Sport steht bei mir ja auch auf dem Programm“, sagt der Mindelheimer, TSV-Urgestein und einst Kapitän der Landesliga-Mannschaft. „Von allem etwas weniger und möglichst bis Ostern auf Alkohol verzichten“, das hat sich Thamm vorgenommen. „Für mich hat das auch etwas mit Selbstdisziplin und bewusstem Verzicht zu tun“, sagt er. Allerdings hat Thamm auch Bedenken: „Wie ist das eigentlich beim Fasten – kommt es da nicht zum Muskelabbau?“, fragt er.
Beim klassischen Fasten kann der Körper tatsächlich in gewissem Maße Muskelmasse abbauen, wenn nicht auf ausreichend Bewegung geachtet wird, weiß man beim KneippBund in Bad Wörishofen. „Unser Körper reagiert unmittelbar auf ungewohnten Nahrungsverzicht“, erklärt Fastenleiterin Henrike Vogel. „Die Adrenalin- und Cortisolproduktion wird hochgefahren, ähnlich wie in anderen Stresssituationen. Bereits nach einem Tag sind die kurz- fristig verfügbaren Reserven verbraucht.“Also fängt der Körper an, auf den Fastenmodus umzustellen und bestimmte Eiweiße im Muskel abzubauen.
„Deshalb ist es wichtig, sich während des Fastens viel zu bewegen“, rät Vogel. Ein angepasstes körperliches Training wie Rad fahren, Wandern oder moderates Krafttraining erhöhe die Muskelkraft. „Ausreichend Bewegung während des Fastens mindert den Muskelabbau und regt den Stoffwechsel an“, erklärt Vogel. Das helfe dem Körper die Reinigungsprozesse anzustoßen, so die Fastenexpertin der SebastianKneipp-Akademie.
Fasten mit Sport? Für Holger Thamm hört sich das gut an. Er ist es gewohnt, sich sportlich zu betätigen. Der 34-Jährige hat seit seiner Kindheit Fußball im Verein gespielt. „Wenn man den ganzen Tag vor dem Computer sitzt, tut das Training am Abend richtig gut“, sagt er. So in etwa hatte das auch Sebastian Kneipp gesehen. Bereits damals legte er Wert auf die persönliche Situation: Dem Schreibtisch-Beamten verordnete er Holzhacken, Feldarbeit und Spaziergänge. Kneipp erkannte also recht früh den Bezug zwischen körperlicher Betätigung und Gesundheit.
Wichtig sei aber auch, auf die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit zu achten, rät der Kneipp-Bund. „Idealerweise mit Kräutertees, Frischpflanzensäften, Frucht- und Gemüsesäften oder salzarmer Gemüsebrühe“, präzisiert Henrike Vogel. „Ins- besondere Frühlingskräuter wie Bärlauch, Brennnessel- und Gierschblätter, Brunnenkresse, Zinnkraut und Spitzwegerich eignen sich hervorragend – Sebastian Kneipp empfahl beispielsweise Schafgarbenkraut für eine den Körper reinigende Frühjahrskur“, berichtet sie.
Apropos Körperreinigung: „Ich habe mal gehört, dass man beim Fasten unangenehm riecht. Stimmt das denn?“, will Holger Thamm wissen.
Ja, sagt Fasten-Expertin Vogel. Das hat ebenfalls damit zu tun, dass der Körper beim Fasten auf körpereigene Vorräte zurückgreift.
„Da der Abbau von Eiweiß für den Körper auf längere Sicht gesehen gesundheitsschädigend wäre, erfolgt etwa ab dem vierten Fastentag eine Umstellung“, erklärt Vogel.
„Nun werden Fettsäuren in der Leber zu Ketonkörpern abgebaut. Diese dienen als Energiequelle, etwa für die Gehirnzellen. „Beim Abbau entsteht ein fruchtig-säuerlicher Geruch“, der ausgeatmet wird, sagt Vogel. „Aber diesem fastentypischen Geruch kann man entgegenwirken“, beruhigt die Fastenexpertin. „Zungenreinigung mit der Zahnbürste, Pfefferminzpastillen oder auch etwas mit Wasser vermischte Heilerde im Mund bewegen – und natürlich die Haut mit pflanzlichen Ölen einreiben“.
Hygiene sei beim Fasten wichtig: Waschungen, Bäder oder Saunieren helfen der Haut, die Ausscheidungen abzutransportieren.
Einen Tipp hat die Fastenleiterin noch: „Man sollte beim Fasten möglichst auf synthetische Bekleidung verzichten. Der fastende Körper entledigt sich nämlich seiner Stoffwechselreste, die Haut als größtes Organ wird dabei natürlich enorm beansprucht.“
Die Poren dürfen deshalb weder durch Kosmetika noch durch ungeeignete Kleidung verschlossen werden. „Produkte auf natürlicher Basis eignen sich deutlich besser“, rät Vogel.
„Im Frühjahr ist die Zeit, zu welcher der Körper eine ordentliche innere Reinigung von allen, während des langen Winters angesammelten schädli chen Stoffen ganz besonders gebrauchen kann.“Sebastian Kneipp
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