Mindelheimer Zeitung

Intensive Nächte im Wüstensand

Mechaniker Thorsten Kaiser aus Kaufbeuren erlebt eine turbulente Rallye Dakar

- VON MARKUS FROBENIUS

Kaufbeuren 330 Fahrzeuge waren heuer bei der Rallye Dakar über fast 9000 Kilometer dabei – und zwei davon prallten auf einem Dünenkamm zusammen. „Die Wahrschein­lichkeit im Lotto zu gewinnen, ist sicher größer, als mit seinem Teamkolleg­en in der Wüste auf einer Düne zusammenzu­stoßen“, meint Thorsten Kaiser. Sein Pech: Beide Fahrzeuge waren aus dem Team X-Raid, für das der Kaufbeurer als Mechaniker in Südamerika dabei war. „Das war dieses Mal auch die anstrengen­dste Dakar, die ich bisher mitgemacht habe“, resümiert der 40-Jährige.

Das Team X-Raid hatte heuer sieben Minis am Start und „Kaisers“Fahrer, Yazeed Al-Rajhi aus Saudi Arabien, sorgte mit seinem Co-Piloten Timo Gottschalk aus Neuruppin für spektakulä­re Bilder von der Rallye. Der Saudi war zum Beispiel als Etappenfüh­render mit seinem Buggy am Meer unterwegs, als sich vor ihm zwei Spuren teilten. Al-Rajhi wählte die am Meer gelegene. „Ausgerechn­et an einer Engstelle kam eine große Welle und zog den Wagen hinaus, erzählte Al-Rajhi“, berichtet Kaiser. Da der Buggy einen kompletten Unterboden­schutz hat, trug ihn das Wasser vom Strand weg. Nachdem das Fahrzeug geborgen war, mussten Kaiser und viele seiner Kollegen die Nacht durchschra­uben. „Fast alle Lagerungen, wie zum Beispiel Radlager sowie nahezu die komplette Elektrik wurden ersetzt.“Immerhin sind rund zehn Kilometer Kabel in dem Buggy verlegt. Al-Rajhi hatte zuvor schon einige Pannen gehabt und sich jedes Mal wieder zurückgekä­mpft. Auch nach dem Badeausflu­g versuchte er wieder, nach vorne zu kommen – doch nach weiteren Rückschläg­en gab er auf.

„Von sieben Fahrzeugen des Teams, drei Buggys und vier 4x4 Minis, waren am Ende drei ausgefalle­n“, berichtet Kaiser – darunter auch der mehrmalige frühere Motorrad-Dakarsiege­r, Nani Roma (Spanien). Zwar erwiesen sich die neuen Buggys als technisch zuverlässi­g. „Aber wir hatten diesmal einfach viel Pech. Das sorgte für arbeitsint­ensive Nächte“, erklärt Kaiser. Nicht zuletzt sorgten die Rückschläg­e dann auch für Druck bei den Piloten, um wieder nach vorne zu kommen.

Zudem sorgte die Streckenfü­hrung durch Peru, Bolivien und Argentinie­n für weiteren Nervenkitz­el. „Vor allem waren laut Erzählunge­n der Fahrer dieses Jahr die sehr steilen und weichen Sanddünen sehr anspruchsv­oll. So standen sie häufig vor der Entscheidu­ng, entweder im Sand stecken zu bleiben oder mit viel Risiko zu fahren“, berichtet Kaiser. Insofern war die Ausfalllis­te prominent: Neben Roma fielen auch Sebastian Loeb und Cyril Despres (beide Frankreich) aus. Dazu kassierte der Rekordsieg­er und dreifache Etappensie­ger, Stephane Peterhanse­l (Frankreich), sowie Nasser Al-Attiyah (Katar) entscheide­nde Rückstände die zum Sieg des Veteranen Carlos Sainz (Frankreich) führten. Die Minis aus dem X-Raid Team holten immerhin acht Top FünfResult­ate und landeten auf den Plätzen 5., 13., 19. und 20.

Doch nicht nur die Fahrer litten unter den Bedingunge­n, auch der Sevice-Tross hatte bei der Dakar zu kämpfen, denn es war teilweise empfindlic­h kalt, regnete oft und ging lange auf fast 4000 Meter Höhe. „Dieses Jahr hatte auch noch eine Grippe, da merkte ich dann selbst als Allgäuer die Höhe“, erzählt Kaiser. Und nach der Heimkehr wurde es für ihn nicht wirklich besser: Bei einem Aufenthalt in Israel brach er sich den Fuß. Das wiederum trifft den Kaufbeurer empfindlic­h: Vom 2. bis 10. März wollte er nämlich bei der Rallye Tuareg auf dem Motorrad starten. Das wäre seine 14 Teilnahme, bei der natürlich der Sieg sein Ziel war. Denn Kaiser gewann das Rennen schon fünf Mal und stand weitere fünf Mal auf dem Podest. Doch mit dem Handicap sieht es für den Rekordsieg­er nun düster aus: „Ich werde wohl ziemlich wahrschein­lich nicht fahren. Aber ich gebe die Hoffnung noch nicht auf“, meint der 40-Jährige – schließlic­h stehe er weiterhin auf der Nennliste. Und vor Ort wird Kaiser sowieso sein. Denn das 20-köpfige Team Kaiser tritt dort mit acht weiteren Motorradpi­loten an. Arbeit gebe es also wieder genug für Kaiser: „Ich werde dann notfalls bei der Logistik und Wartung helfen und meinen Jungs ein wenig auf die Nerven gehen“.

SCHACH

34. Internatio­nales Schachfest­ival in Bad Wörishofen

9. Runde (Sa., ab 10 Uhr, Kurhaus)

„Von sieben Fahrzeugen sind am Ende drei ausgefalle­n.“

Thorsten Kaiser

 ?? Foto: ASO/Katikis ?? Der Kaufbeurer Mechaniker Thorsten Kaiser (Zweiter von rechts) mit Kollegen vom Team X Raid bei der Dakar 2018 bei der Reparatur eines Buggys.
Foto: ASO/Katikis Der Kaufbeurer Mechaniker Thorsten Kaiser (Zweiter von rechts) mit Kollegen vom Team X Raid bei der Dakar 2018 bei der Reparatur eines Buggys.

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