Mindelheimer Zeitung

Seit 70 Jahren zweimal im Jahr Geburtstag

Josef Hofer (79) aus Stockheim hat am 3. März immer wieder allen Grund zum Feiern. Obwohl er eigentlich am 8. Juni 1939 geboren wurde

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Stockheim Da will er seine Geschichte erzählen und hat sich so gut vorbereite­t – und dann werden ihm doch die Augen feucht. Für Josef Hofer aus Stockheim ist der heutige Samstag ein ganz besonderes Datum: Heute jährt es sich zum 70. Mal, dass sein Leben am seidenen Faden hing und er nur durch eine Notoperati­on gerettet wurde. „Das ist wie mein zweiter Geburtstag“, sagt der 79-Jährige und seine Hände zittern vor Aufregung.

Es war der 3. März 1948, ein Freitag, und der begann für den neunjährig­en Josef eigentlich wie immer: Seine Tante Rosina Wörishofer holte ihn aus dem Bett und schickte ihn nach dem Frühstück zur Messe, die damals auch werktags um 7.30 Uhr begann. Als Ministrant feierte Josef Hofer mit Pfarrer Josef Thoma die Messe und dann ging es schnurstra­cks zur Dorfschule, wo Lehrerin Elfriede Schwarzer schon wartete.

Doch dann bekam der kleine Josef Bauchweh. Als er mittags dann nach Hause kam, meinte der Vater erst, dass das ja wohl nicht so schlimm sei. Es war ein Schlachtta­g und so gab es frisches Sauerkraut, auch daran erinnert sich Josef Hofer noch ganz genau. Doch die Schmerzen wurden immer heftiger und so legte sich der Bub ins Bett, seine Tante machte ihm heiße Umschläge, damit es schnell wieder besser werde.

Es wurde nicht besser – im Gegenteil, abends krümmte sich der Neunjährig­e vor Schmerzen. Es war ein glückliche­r Zufall, dass der junge Arzt Dr. Anton Stöckle im Dorf war. Er kam sofort vorbei, als er von dem kranken Kind erfuhr – und handelte schnell: „Blinddarme­ntzündung. Der Bub muss sofort operiert werden“, habe der Arzt gesagt, erinnert sich Josef Hofer. Und dann wurde er mit einem klapprigen, alten Militär-Sanka nach Bad Wörishofen ins Sanatorium Irmgard kutschiert. Dort ging dann alles ganz schnell: „Das Kind hat einen Blutsturz“, rief Schwester Barbara und bei der Notoperati­on kam dann prompt auch das Sauerkraut vom Mittagesse­n wieder ans Tageslicht.

An die OP hat Josef Hofer Zeit seines Lebens eine bleibende Erinnerung, nicht nur wegen der großen Narbe am Bauch. Die Wunde wurde damals geklammert und mit einem Sandsack beschwert, damit sie schneller zusammenhe­ilen sollte.

Drei Tage lang kämpfte der Bub um sein Leben, drei Wochen später konnte er das Sanatorium dann wieder verlassen und seine Erstkommun­ion feiern – sein Dank gilt bis heute dem jungen Arzt Dr. Anton Stöckle und dem Personal im Sanatorium. Sogar an seine Zimmerkoll­egen kann er sich noch genau erinnern.

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Foto: Hofer Wenige Wochen nach der glücklich über standenen Notoperati­on konnte der neunjährig­e Josef Hofer dann seine Kom munion feiern.
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Josef Hofer

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