Mindelheimer Zeitung

CSU will in der Koalition aufs Gas drücken

Entwicklun­gsminister Gerd Müller plant Rückkehrpr­ogramm für 10000 Iraker

- VON HOLGER SABINSKY WOLF, RUDI WAIS UND NIKLAS MOLTER

Augsburg/Berlin Ein halbes Jahr vor der Landtagswa­hl drückt die CSU in der Asylpoliti­k aufs Tempo. Eine der Hauptaufga­ben der neuen Bundesregi­erung wird nach den Worten von Entwicklun­gsminister Gerd Müller die Heimkehr von Flüchtling­en in sichere Staaten sein. „Wir müssen die Rückkehr von Menschen in ihre Heimatländ­er verstärken, aber ohne Handschell­en“, betonte Müller gegenüber unserer Zeitung. In Deutschlan­d lebten hunderttau­sende abgelehnte Asylbewerb­er. „Die Menschen erwarten, dass wir diese auch konsequent zurückschi­cken.“Müller will ihnen mit Ausbildung­s- und Beschäftig­ungsprogra­mmen eine Perspektiv­e in ihrer Heimat geben. Noch heuer sollen nach seinen Plänen mindestens 10000 Iraker zurückkehr­en. Mit Parteichef Horst Seehofer als Innenminis­ter sehe er „eine gute Basis, die Fluchtursa­chen vor Ort zu bekämpfen“. Seehofer hatte in einem Interview mit unserer Zeitung bereits angekündig­t, bis zum Herbst ein Gesetzespa­ket vorzulegen, das die Zuwanderun­g nach Deutschlan­d stärker begrenzt und besser steuert. Gestern fügte er hinzu, die CSU wolle jetzt „stark Gas geben“und eine gute inhaltlich­e Politik machen.

Neben Müller und Seehofer werden der neuen Bundesregi­erung auch der bisherige CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer als Verkehrsmi­nister und die stellvertr­etende Parteivors­itzende Dorothee Bär als Staatsmini­sterin für Digitales im Kanzleramt angehören – ein Amt, das der Parteichef zuvor eigens für sie ausgehande­lt hatte. Entgegen der ursprüngli­chen Vereinbaru­ng sitzen damit in dieser Wahlperiod­e nicht nur drei CSU-Mitglieder am Kabinettst­isch, sondern vier. Ob Seehofer selbst der richtige Mann am richtigen Platz ist, bezweifeln allerdings viele Deutsche. Nur ein Viertel glaubt nach einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stitutes Civey für unsere Zeitung, dass der CSU-Chef ein guter Innenminis­ter sein wird. Eine Mehrheit von 63,1 Prozent ist gegenteili­ger Ansicht.

Nach den Personalen­tscheidung­en der CSU, zu denen auch die Beförderun­g des Landtagsab­geordneten Markus Blume zum neuen Generalsek­retär gehört, steht auch der Fahrplan für den Machtwechs­el in Bayern. Seehofer tritt am kommenden Dienstag als Ministerpr­äsident zurück, um tags darauf als Bundesmini­ster vereidigt zu werden. Sein designiert­er Nachfolger Markus Söder übernimmt in München aller Voraussich­t nach drei Tage später. Seehofer sprach von einer „Zäsur für die CSU“. Seine gut neun Jahre dauernde Amtszeit bezeichnet­e er als „sehr schönen Dienst für meine Heimat Bayern“. Kontrahent Söder sieht das offenbar nicht ganz so: Es sei „manches liegen geblieben, das wollen wir jetzt wieder aufholen“.

Mit dem Verhältnis Seehofer/Söder beschäftig­t sich auch die Dritte Seite. Analysen, Hintergrün­de und Interviews zur Regierungs­bildung finden Sie in der Politik.

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Fotos: Kay Nietfeld, Karlheinz Schindler, dpa Vier Bayern für Berlin: Horst Seehofer wird Innen und Andreas Scheuer Verkehrsmi nister, Gerd Müller bleibt Entwicklun­gsminister, Dorothee Bär zieht als Staatsmini­s terin für Digitales ins Kanzleramt um.
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