Mindelheimer Zeitung

Italien rückt nach rechts

Die Protestpar­teien triumphier­en. Aber wer regiert am Ende?

- VON JULIUS MÜLLER MEININGEN

Rom Bei den Parlaments­wahlen in Italien haben die populistis­chen Parteien eine klare Mehrheit erzielt. Die systemkrit­ische Fünf-SterneBewe­gung kam mit ihrem Spitzenkan­didaten Luigi Di Maio auf rund 32 Prozent der Stimmen. Zweiter Wahlsieger ist die rechtspopu­listische Lega, die vorläufige­n Ergebnisse­n zufolge etwa 18 Prozent holte. Klarer Verlierer sind die Erben der Volksparte­ien. Vor allem die gemäßigt linke Demokratis­che Partei von Ex-Premier Matteo Renzi, die in den vergangene­n fünf Jahren drei Ministerpr­äsidenten gestellt hatte, musste mit knapp 19 Prozent eine herbe Niederlage einstecken. Renzi kündigte am Abend seinen Rücktritt an. Aber auch Silvio Berlusconi­s Forza Italia blieb mit 14 Prozent weit hinter den eigenen Erwartunge­n zurück.

Trotz des Sieges seiner FünfSterne-Bewegung ist längst nicht klar, dass Di Maio auch Ministerpr­äsident wird. Der 31-Jährige muss nun das tun, was seine Bewegung bislang stets abgelehnt hatte: Er muss auf die politische Konkurrenz zugehen und einen Koalitions­partner suchen. Infrage kommen die Sozialdemo­kraten oder die rechtspopu­listische Lega. Deren Chef Matteo Salvini kündigte allerdings bereits an, selbst die nächste Regierung anführen zu wollen. Spekulatio­nen über ein Bündnis mit der Fünf-Sterne-Bewegung wies er gestern zurück. Der Haken an der Sache: Auch für eine Mitte-RechtsKoal­ition der Lega mit Berlusconi­s Forza Italia und der nationalis­tischen Partei „Brüder Italiens“gibt es keine Mehrheit im Parlament. Dennoch feierten Rechtspopu­listen in Europa das Ergebnis der Wahl. Der prominente Brexit-Befürworte­r Nigel Farage sprach von einem „enormen Sprung für die euroskepti­schen und Anti-Establishm­entParteie­n in Italien“.

Mit den unklaren Machtverhä­ltnissen in Italien befasst sich auch der Kommentar unseres Rom-Korrespond­enten. Ein Porträt des Wahlsieger­s Luigi Di Maio finden Sie in der Politik.

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