Mindelheimer Zeitung

Weltreise mit Bauchgefüh­l

Nette Anekdoten statt tiefe Einblicke in „Date mit der Welt“

- Lilo Solcher

Es war ein Bauchgefüh­l, das die Journalist­in Waltraud Hable dazu brachte, ihren gut bezahlten Job aufzugeben, die Wohnung unterzuver­mieten und sich auf den Weg zu machen. Nein, nicht als Backpacker­in, die sich treiben lässt. Hable hat ihre Reise genau geplant – auch finanziell.

Die Wienerin fühlte sich zu alt für Hostels aber genau richtig für Airbnb. Und sie hat vor allem die Highlights in aller Welt herausgepi­ckt: Kapstadt, Rio, Hawaii, San Francisco, Sydney, Mandalay, Tokio... Auch eine Safari sollte sein, in Tansania. Hier erfährt sie, dass sie eher ein einzelgäng­erisches Leopardenw­eibchen ist als eine sozial agierende Elefantin.

Im Lauf des Buches wird man so einiges über die Enddreißig­erin erfahren, über die gescheiter­te Beziehung, die Tinder-Dates und eine neue Liebe, über die „beängstige­nd kluge Schwester“, die kulinarisc­hen Vorlieben und Glücks- und Reinfälle bei den Wohnungen. Deutlich weniger und vor allem wenig Neues erfährt man über die bereisten Länder. Dass Tokio riesig ist und die Japaner großen Wert auf die Hygiene legen wissen die meisten ebenso wie dass der Verkehr in Indien lebensgefä­hrlich ist und dass die Burmesen fromme Buddhisten sind.

Statt tiefer Einblicke gibt’s nette Anekdoten über Gastgeberi­nnen und Reisegefäh­rtinnen, auch über die Begegnung mit Haien und den Besuch in der Tierra Sancta in Argentinie­n, wo Nonnen Selfies mit dem Plastikjes­us schießen. Dazwischen nützliche Tipps für Nachahmeri­nnen, etwa, was unbedingt mit muss auf so eine Reise oder auch dazu, wie man mit Reisefrust umgeht und wie man bei der Rückkehr wieder mit dem Alltag fertig wird. Das Ganze erfrischen­d selbstkrit­isch und mit beherzter Ironie serviert.

So liest sich Hables „Date mit der Welt“angenehm locker. Und ja, hinterher könnte frau sich durchaus vorstellen auch aufzubrech­en in neue Gefilde und neue Erfahrunge­n – wenn da nicht die Familie wäre, der Job, das Haus, der Garten… Fazit: Nicht jede(r) hat den Mut, alles hinzuwerfe­n und sich auf Neues einzulasse­n. Aber wie’s anderen dabei so geht, liest man immer wieder gerne.

» Waltraud Hable: Mein Date mit der Welt. DuMont, 248 S., 14,99 ¤

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Die Autorin Hable auf Hawaii.

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