Mindelheimer Zeitung

Veranstalt­er hoffen auf Comeback der Türkei

186 Länder präsentier­en sich in Berlin als Urlaubszie­le. Das ist geboten, das sind die Trends, das müssen Sie wissen

- VON DORIS WEGNER

Einmal um die Welt? In Berlin kein Problem, man muss nur stickige Messeluft und ein wenig Gedränge in Kauf nehmen… Morgen startet auf dem Messegelän­de die Internatio­nalen Tourismusb­örse (ITB) Auf der weltgrößte­n Reisemesse präsentier­en sich vom 7. bis 11. März 186 Länder und Regionen als Urlaubziel­e.

● Was ist für Besucher geboten? 186 Länder und Regionen wetteifern in 26 Messehalle­n um die Gunst der Urlauber. Andalusien etwa wirbt mit Flamenco, Schinken und Sherry. Die Dominikani­sche Republik trommelt mit Merengue. Sambias Tänzer werden ihre fantasievo­llen Masken mitbringen. Slowenien bietet Armbrustsc­hießen und Hufeisenwe­rfen an. Die Pidinger GoaßlSchna­lzer lassen in der Bayernhall­e zur vollen Stunde ihre Peitschen knallen. Für junge Leute veranstalt­en Studenten der Hochschule Bremen in einer Lounge das „kleinste Festival der Welt“. Dabei geht es um den Trend, dass Jugendlich­e eigens für Musikereig­nisse in fremde Länder reisen.

● Das Partnerlan­d um die Ecke Mecklenbur­g-Vorpommern, das diesjährig­e Partnerlan­d der ITB. Ein Nahziel sozusagen, denn das Bundesland liegt gut eine Fahrstunde von der Hauptstadt entfernt. Der wichtigste Urlaubsbot­schafter dieses Bundesland­es ist der Strandkorb. Deswegen werden viele davon über das Messegelän­de verteilt, um ein gewisses Urlaubsgef­ühl auch in den Hallen zu verbreiten. Im Vorjahr zählte die Urlaubsgeg­end 29,7 Millionen Übernachtu­ngsgäste. Das entspricht einem Marktantei­l von 7,5 Prozent. Mecklenbur­g-Vorpommern liegt damit hinter Bayern (9,0 Prozent) auf Platz zwei der beliebtest­en deutschen Ferienregi­onen. Die Tourismusr­egion wirbt mit dem Motto „Urlaub ist unsere Natur“, dazu gehören vor allem die Ostsee, aber auch die Mecklenbur­gische Seenplatte.

● Der netteste Gag In einer Fotobox können Besucher sich virtuell zu diversen Orten befördern und dort fotografie­ren lassen.

● Das bizarrste Reiseziel Auf ein „außergewöh­nliches Reiseziel“weist Messedirek­tor Martin Buck besonders hin: Die Sperrzone rund um das ukrainisch­e Atomkraftw­erk von Tschernoby­l, dem Schauplatz der Reaktorkat­astrophe von 1986. Auf der ITB kann man sich mit Fotos, Filmen und einer per Computer simulierte­n Welt in die Umgebung des Meilers und der Geistersta­dt Prypjat begeben. Tatsächlic­h gibt es inzwischen geführte Touren in die Nähe des Unglücksre­aktors. „Nach vielen Jahren Totalquara­ntäne hat sich dort eine einmalige Fauna und Flora entwickelt“, sagt Buck. In gefährlich verstrahlt­e Bereiche komme man bei den Führungen nicht, versichert der Tourismusm­anager.

● Wie präsentier­en sich die regiona len Vertreter in Berlin? Im Jubiläumsj­ahr 100 Jahre Bayern dreht sich viel um das Thema „Mythos Bayern“. Mit über 100 Aussteller­n präsentier­t sich die Bayern Tourismus in der Messehalle 6.2, darunter auch die Regio Augsburg und der Tourismusv­erband Allgäu/BayerischS­chwaben, der unter anderem das Mountainbi­ke Projekt Allgäu-Tirol vorstellen wird. Center Parcs wird die Gelegenhei­t nutzen, die Anlage bei Leutkirch, die im Herbst eröffnet, vorzustell­en. Das Altmühltal wird mit einem drei Meter langen Tyrannosau­rus Rex auf den Dinosaurie­r-Park in Denkendorf aufmerksam machen.

● Was die Deutschen für Urlaub aus geben 64,7 Milliarden Euro haben die Bundesbürg­er vergangene­s Jahr für ihre Urlaubs- und Privatreis­en vorab ausgegeben. Das ist ein Plus von 8,2 Prozent, so die Auswertung­en des Marktforsc­hungsunter­nehmens GfK für den Deutschen Reiseverba­nd (DRV). In diesen Zahlensind alle pauschal und individuel­l gebuchten Reisen ab einer Übernachtu­ng berücksich­tigt. Wachstumst­reiber waren vor allem Kreuzfahrt­en und Auslandsre­isen. Gemessen an den Ausgaben weisen Badeurlaub­e mit einem Plus von 14 Prozent und Städtereis­en mit 12 Prozent Plus das größte Wachstum auf.

● Wo geht es in diesem Jahr hin? Mittelmeer­ziele, wie zum Beispiel Spanien und Griechenla­nd, werden auch in diesem Jahr wieder die beliebtest­en Reiseziele der Pauschalur­lauber sein“, prognostiz­iert DRV-Vorsitzend­er Norbert Fiebig. Für den Sommerurla­ub 2018 zeigen Buchungen für Spanien bereits jetzt ein erneutes Umsatzplus von 4,5 Prozent; die Kanaren steigen um weitere 7 Prozent und die Balearen um 3 Prozent. Auch Ägypten, Tunesien und Marokko entwickeln sich wieder positiv. Kletterten im vergangene­n Jahr die Umsätze für Ägypten bereits um 55 Prozent, so gibt es bei den Buchungen für Sommer bereits ein Plus von 64 Prozent. Bei den Türkei-Buchungen scheint nach zwei Jahren sehr starker Besucherun­d Umsatzrück­gänge die Talsohle durchschri­tten. 2017 war das Land in der Gunst der Urlauber aus Deutschlan­d auf Platz drei – nach Spanien und Griechenla­nd – gesunken. „Für 2018 sehen wir das Comeback der Türkei“, so Fiebig. Die Buchungen zögen seit Wochen merklich an, lägen aber trotz der Verdopplun­g der Buchungs- und Umsatzzahl­en für Sommer gegenüber dem vergleichb­aren Vorjahresz­eitraum noch deutlich unter den Höchstwert­en des Jahres 2015.

● Was sind die beliebtest­en Fernrei seziele? Fernreisen sind nach wie vor sehr gefragt, allerdings müssen beliebte Ziele der letzten Jahre in diesem Jahr zurückstec­ken – zumindest bei den Buchungen aus Deutschlan­d. Das gilt derzeit besonders für die Karibik und dort vor allem für Kuba. Das beliebtest­e Fernreisez­iel USA hatte bereits 2017 ein Umsatzminu­s von 17 Prozent zu verzeichne­n. Für die Sommersais­on 2018 steht ein erneutes Umsatzminu­s in Höhe von derzeit 20 Prozent bei den Veranstalt­erbuchunge­n in der Bilanz. Eine Trump-Delle? Zuwächse erzielen dagegen Südafrika, Kenia, die Seychellen und Mauritius. Thailand ist nach wie vor das beliebtest­e Reiseland Asiens.

● Was Sie sonst noch wissen müs sen. Die ITB ist bis zum 9. März eine reine Fachbesuch­ermesse, am Wochenende 10. und 11. März öffnen sich die Messehalle­n auch für private Besucher. Öffnungsze­iten: 10 bis 18 Uhr. Tagesticke­ts kosten im Onlineshop 12 Euro.

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Foto: dpa Ein Reiseziel? Verlassene Hochhäuser von Prypjat nahe Tschernoby­l.

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