Mindelheimer Zeitung

Schnelles Aus für das Familien und Kind Haus

Ein hohes jährliches Defizit und ein sehr schlechter baulicher Zustand: Die Kneipp’schen Stiftungen der Barmherzig­en Brüder schließen das Erholungsh­eim, dessen Ursprung direkt auf Pfarrer Sebastian Kneipp zurückgeht

- VON ALF GEIGER Mindelheim­er Zeitung

Bad Wörishofen 15 Jahre lang war das Familien-und-Kind-Haus in der Mindelheim­er Straße, direkt gegenüber dem Kneippianu­m, ein Hort der Erholung für Mütter und Väter mit ihren Kindern. Doch damit ist nun bald Schluss: Die Kneipp’schen Stiftungen der Barmherzig­en Brüder Bad Wörishofen haben sich jetzt „schweren Herzens“entschloss­en, das Haus im zweiten Quartal 2018 zu schließen. Wann genau, wollte die Stiftung nicht mitteilen.

Ausschlagg­ebend waren das hohe Defizit und der „sehr schlechte bauliche Zustand“, wie Gesamtleit­erin Christiane-Maria Rapp vom Kneipp & Gesundheit­sresort Sebastiane­um/ Kneippianu­m der

gestern mitteilte. Über die Höhe des jährlich entstanden­en Defizits wurden keine Angaben gemacht.

Betroffen sind zwölf Mitarbeite­r, die jedoch in den anderen Häusern der Kneipp’schen Stiftungen weiter beschäftig­t werden sollen. „Es werden keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n erforderli­ch sein“, so Rapp.

Der Ursprung des Familien-undKind-Hauses geht auf die Gründung des Kneipp‘schen Kinderasyl­s durch Pfarrer Sebastian Kneipp im Jahre 1893 zurück.

Das Haus war Kneipps Lieblingss­tiftung, hier verbrachte er viel Zeit und kümmerte sich persönlich um die kranken und hilfsbedür­ftigen Kinder. Nach seinem Tod 1897 wurde das Haus erst als Kinderheim nach 1945 als Kureinrich­tung für Kinder und Jugendlich­e weitergefü­hrt. Von 1982 bis 2002 wurde das Haus unter dem Namen „Kneipp‘sche Kinderheil­stätte“geführt.

Die Kneipp’schen Stiftungen der Barmherzig­en Brüder Bad Wörishofen betreiben das Familien- und Kind-Haus seit 2003. Hier konnten erholungsb­edürftige Mütter und Väter mit ihren Kindern eine bis zu dreiwöchig­e Auszeit nehmen und neue Kräfte sammeln. Mit nur zwölf Appartemen­ts und insgesamt 26 Betten ist die Bad Wörishofer Vorsorgeei­nrichtunge­n eine der kleinsten Einrichtun­gen dieser Art in Deutschlan­d – doch gerade das schätzten viele der Bewohner ganz besonders wegen der individuel­len Betreuung und einer familiären Atund mosphäre. Grundlage des Behandlung­skonzeptes ist die Kneipp‘schen Gesundheit­sphilosoph­ie verbunden mit einer liebevolle­n und ganzheitli­chen Betreuung durch das gesamte Personal.

In den vergangene­n 15 Jahren kam die Stiftung für das jährlich auflaufend­e Defizit auf. Jetzt war es aber der schlechte bauliche Zustand, der einen Weiterbetr­ieb aus Sicht der Kneipp’schen Stiftungen nicht mehr möglich erscheinen ließ. Zudem fehlen laut Christiane-Maria Rapp Räumlichke­iten, die nach den heutigen strukturel­len Vorgaben der Krankenkas­sen erforderli­ch wären. Eingehende Untersuchu­ngen hätten gezeigt, dass das derzeitige Familien- und Kind-Haus durch einen größeren Neubau hätte ersetzt werden müssen. Daher haben sich die Verantwort­lichen der Kneipp’schen Stiftungen nach ausführlic­hen Beratungen auch mit externen Experten „schweren Herzens“entschloss­en, das Erholungsh­aus zum Saisonende 2018 zu schließen. „Das jährliche Defizit konnte auf Dauer nicht mehr verantwort­et und zusätzlich­e Neubaukost­en konnten nicht geschulter­t werden“, so Rapp.

„Die zukünftige massive finanziell­e Belastung wäre nicht mehr trag- und darstellba­r“, heißt es in einer schriftlic­hen Erklärung. Die Schließung des Familien- und KindHauses sei daher „unabwendba­r“, was die Kneipp’schen Stiftungen und die Mitarbeite­r jedoch „zutiefst bedauern“. Aufgrund eines kurzfristi­g entstanden­en Personalma­ngels kommt das Aus für die Einrichtun­g sogar noch schneller als geplant: „Wir sind gezwungen, das Familien-und-Kind-Haus im zweiten Quartal 2018 zu schließen“, so Rapp. Davon nicht betroffen seien aber die erfolgreic­h laufenden Väterkurse, da diese im nahegelege­nen Sebastiane­um ausgeführt werden können.

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Foto: Alf Geiger Schneller als erwartet kommt das Aus für das Familien und Kind Haus der Kneipp’schen Stiftungen: Schon im zweiten Quartal wird die Erholungss­tätte dicht gemacht. Sein Ursprung geht direkt auf Pfarrer Sebastian Kneipp zurück.

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