Mindelheimer Zeitung

Im Rathaus dreht sich das Personalka­russell rasant

Nach zehn Monaten nimmt Hauptamtsl­eiterin Martina Moersch ihren Hut. Jetzt muss nicht nur diese Stelle besetzt werden. Der Bürgermeis­ter spricht von einer „schwierige­n Situation“

- VON ALF GEIGER Mindelheim­er Zeitung MZ

Bad Wörishofen Im Rathaus dreht sich derzeit das Personalka­russell mit solcher Geschwindi­gkeit, dass manchen fast schwindeli­g wird: Gleich mehrere Schlüssels­tellen in der Verwaltung müssen neu besetzt werden und jetzt kam mit der überrasche­nden Kündigung von Hauptamtsu­nd Geschäftsl­eiterin Martina Moersch (50) gleich der nächste Hammer. Bürgermeis­ter Paul Gruschka (FW) zeigte sich gegenüber der gestern überrascht und geschockt von dieser Nachricht: „Das ist eine schwierige Situation“, gibt er zu.

Denn nicht nur die Nachfolge von Moersch muss jetzt schleunigs­t geklärt werden – auch die Position eines Wirtschaft­sförderers wurde ausgeschri­eben und soll zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt besetzt werden.

Zu allem Überfluss komme auch noch ein krankheits­bedingter Ausfall im Sekretaria­t hinzu, was die Personalsi­tuation in seinem Rathaus zusätzlich verschlimm­ere. Und dann ist da ja auch noch der Posten des Kurdirekto­rs, der vakant ist und derzeit von Petra Nocker kommissari­sch erledigt wird. „Das sind dicke Bretter, die wir da bohren müssen“, so Gruschka. Und der Markt für „gute Verwaltung­sleute ist nahezu leer gefegt, weiß Gruschka.

Von der Entscheidu­ng von Martina Moersch wurde auch Gruschka Ende der vergangene­n Woche überrascht und er habe gleich auch die Stadtratsm­itglieder darüber informiert. „Ich finde ihre Entscheidu­ng sehr schade, aber ich kann das menschlich schon verstehen“, so Gruschka.

Gegenüber der MZ machte Martina Moersch deutlich, dass sie sich ihren Entschluss nicht leicht gemacht habe, die Kneippstad­t und ihre Position als Hauptamts- und Geschäftsl­eiterin nach nur zehn Monaten wieder zu verlassen. Sie nannte familiäre Gründe für ihren Entschluss, sich wieder als Amtsleiter­in in ihrer Heimatstad­t Scheiden/Eifel zu bewerben. In der 13 000-Einwohner-Stadt hatte sie schon vor ihrem Wechsel nach Bad Wörishofen 20 Jahre lang in dieser Funktion gearbeitet. Ab 1. Mai werde sie dort wieder eine adäquate Position übernehmen.

Moersch betonte mehrfach, dass ihr Wechsel nichts mit der Arbeit im Bad Wörishofer Rathaus zu tun habe. Es habe sich einfach heraus gestellt, dass der Umzug von Nordrhein-Westfalen nach Bayern Bayern aufgrund der unterschie­dlichen Schulsyste­me und Lehrpläne nicht so reibungslo­s geklappt habe wie sie sich das gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn (13) gewünscht hätte.. Unterm Strich sei die Familie daher zu der Erkenntnis gekommen, diese „Lebensents­cheidung“wieder zu korrigiere­n und zurück in die Eifel zu ziehen.

Für Bürgermeis­ter Paul Gruschka ein schwerer Schlag, handelt es sich bei dieser Position doch um eine der wichtigste­n Schlüssels­tellen der gesamten Verwaltung. Als Schnittste­lle zwischen der Kommunalpo­litik und der Verwaltung kommt der Leitung von Hauptamt und Geschäftss­telle in jeder Rathausver­waltung eine tragende Rolle zu.

Wie wichtig diese Position ist, zeigte sich schon bei der Suche nach einer Nachfolge für Werner Würstle, der zuvor jahrelang hier tätig war. Mehr als 20 Bewerber hatten sich auf diese Stelle gemeldet und wollten diesen Job, der zum 1. Juli des vergangene­n Jahres ausgeschri­eben war, weil Würstle wenig später in den Ruhestand ging. Und jetzt schon wieder ein Wechsel?

Prompt gab es Gerüchte, der überrasche­nde Abschied von Moersch habe auch mit der Amtsführun­g ihres Vorgängers zu tun. Moersch wollte sich dazu auf Anfrage der nicht äußern. Sie hoffe jetzt, dass die Stelle bald neu besetzt werden könnte. Ihre potenziell­en Nachfolger erwarte jedenfalls eine „Stadt mit viel Potenzial“und ein „tolles Team im Rathaus“.

Auch Bürgermeis­ter Paul Gruschka wollte gegenüber der MZ die Gerüchte, Moersch habe beim Amtsantrit­t ein „Chaos“vorgefunde­n, nicht kommentier­en. Nur soviel wollte Gruschka dazu sagen: „Ich will den Amtsvorgän­ger nicht in Misskredit bringen und sage daher dazu nichts.“

Die Stelle werde jetzt schnell ausgeschri­eben, doch einige Monate werde es wohl schon dauern, bis wieder ein geeigneter Kandidat gefunden und dann vom Stadtrat entschiede­n werden könne, wer die Nachfolge von Moersch antreten soll. Bis dahin werden die Aufgaben im Rathaus aufgeteilt – zumindest einen Teil sollten Jan Madsack und Robert Strodl vom Ordnungsam­t abfangen können, hofft Gruschka.

Noch eine weitere Schlüsselp­osition im Rathaus soll möglichst bald besetzt werden: gesucht wird zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt ein Wirtschaft­sförderer, der entspreche­nde Qualifikat­ionen vorweisen muss. Für Gruschka ist dies Voraussetz­ung, um eine „möglichst enge Verzahnung und Zusammenar­beit“des Wirtschaft­sförderers mit dem Bürgermeis­ter zu gewährleis­ten. Daher werde es sich laut Gruschka auch um eine „Stabsstell­e“handeln, die direkt dem Büro des Rathausche­fs zugeordnet werden soll.

Laut Stellenaus­schreibung soll sich der Wirtschaft­sförderer unter anderem um Ansiedlung und Akquisitio­n von Unternehme­n, Entwicklun­g einer wirtschaft­sorientier­ten Standortst­rategie, Maßnahmen zur Standorten­twicklung (Gewerbe, Industrie, Einzelhand­el), Maßnahmen zum Standortma­rketing und ein Gesamtstäd­tisches Flächenman­agement und Grundstück­sbeschaffu­ng kümmern.

Die Stadt Bad Wörishofen hat mit Gruschkas Parteifreu­nd Alwin Götzfried von den Freien Wählern bereits einen ehrenamtli­ch tätigen Wirtschaft­sreferente­n – und daran werde sich laut Gruschka auch „nichts ändern“. Doch angesichts der enormen Bedeutung der Wirtschaft­sförderung in Bad Wörishofen sei es überfällig, eine „richtige Vollzeitst­elle mit der fachlichen Qualifikat­ion“zu besetzen, so Gruschka, denn: „Echte Wirtschaft­sförderung kann man nicht ehrenamtli­ch machen“, so der Rathausche­f.

„Ich finde ihre Entscheidu­ng sehr bedauerlic­h, aber ich kann das menschlich schon verstehen.“Bürgermeis­ter Gruschka zur überrasche­nden Kündigung von Hauptamtsl­eiterin Moersch

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Foto: alf Manchmal hat es auch Vorteile, wenn die Mühlen im Rathaus etwas langsamer mahlen: Auf der Info Stele im Foyer steht noch im mer der Name von Werner Würstle als Hauptamtsl­eiter. Der ist zwar seit Herbst 2017 in Ruhestand, doch demnächst muss oh nehin...

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