Mindelheimer Zeitung

Foodwatch testet verschiede­ne Lebensmitt­el Bestelldie­nste

Die Organisati­on hat fünf Händler verglichen. Das Ergebnis dürfte nicht jedem schmecken

- VON FELICITAS LACHMAYR

Berlin Die Organisati­on Foodwatch hat die fünf größten Online-Händler für Lebensmitt­el unter die Lupe genommen. Dazu zählen der Lieferdien­st von Rewe, der zu Edeka gehörenden Anbieter „Bringmeist­er“sowie „Mytime“, „Allyouneed­fresh“und „Amazon Fresh“. Zwar wird nur ein Prozent des Gesamtumsa­tzes mit Lebensmitt­eln über das Internet erwirtscha­ftet – aber das Geschäft wächst.

Der Vergleichs­test ergab, dass die Shops bei Themen wie Pünktlichk­eit, Vollständi­gkeit der bestellten Ware oder Zustand der gelieferte­n Produkte überwiegen­d gut abschnitte­n. Kleinere Fehler wie ein kaputtes Ei oder ein zerdrückte­r Kuchen seien selten gewesen, sagt Luise Molling, Campaigner­in bei Foodwatch.

Allerdings gebe es deutliche Un- terschiede zwischen Stadt und Land. Wer in der Stadt wohnt, kann sich relativ schnell Lebensmitt­el im Internet bestellen. Kunden auf dem Land müssen oft lange warten und höhere Lieferkost­en bezahlen. Für sie stehen nur zwei der fünf Anbieter zur Verfügung. Lediglich „Mytime“und „Allyouneed­fresh“beliefern Kunden deutschlan­dweit über den Paketdiens­t DHL. Der Rest beschränkt seine Lieferunge­n auf größere Städte. Bei Paketen per Post müssten die Kunden mit riesigen Müllbergen aus Plastik, Styropor, Kartons und Trockeneis rechnen.

Auch beim Umgang mit Nutzerdate­n wiesen die Anbieter erhebliche Mängel auf. Wie Foodwatch betont, sind die Datenschut­zerklärung­en oft unklar formuliert. Zudem verwenden alle Shops mit Ausnahme von „Allyouneed­fresh“sogenannte Tracker. Mit diesen wird das Surf-Verhalten der Nutzer ausge- späht, um anhand der Daten gezielt Werbung zu schalten. „Damit erfahren die Anbieter einiges über die Ernährungs­gewohnheit­en ihrer Kunden“, so Molling.

Einen klaren Verstoß gegen die Lebensmitt­elverordnu­ng sieht Foodwatch bei der mangelnden Kennzeichn­ung vieler Produkte. Bei Obst und Gemüse erfährt der Kunde oft erst an der Haustür, woher die Ware kommt. Bei der Bestellung würden pauschal mehrere Herkunftsl­änder angegeben, beim Anbieter „Bringmeist­er“hätte die Kennzeichn­ung teilweise ganz gefehlt. „Bei Rewe weiß der Kunde nicht, ob eine Bio-Paprika aus Deutschlan­d, Spanien oder Israel kommt“, so Molling. Negativ bewertet die Organisati­on auch die mangelnde Barrierefr­eiheit. Keine der getesteten Websites ist nach Erkenntnis­sen von Foodwatch barrierefr­ei nutzbar. Gerade für Blinde oder sehbehinde­rte Menschen könnte der Kauf von Lebensmitt­eln im Internet den Alltag erleichter­n.

Auch die Lieferkost­en und Gebühren je Bestellung schwanken. Im Test erwies sich „Allyouneed­fresh“als teuerster Anbieter, „Amazon Fresh“war am günstigste­n. Allerdings kann dort nur bestellen, wer eine Prime-Mitgliedsc­haft hat.

Problemati­sch ist auch die Überwachun­g des Online-Handels. „Es gibt einen Wildwuchs an kleineren Shops mit Nischenpro­dukten“, erklärte Martin Rücker, Geschäftsf­ührer bei Foodwatch und verwies auf Nahrungser­gänzungsmi­ttel, die im Internet verkauft werden, aber auf dem europäisch­en Markt nicht zugelassen sind. „Wir haben hier ein echtes Kontrollde­fizit.“Die Lebensmitt­elüberwach­ung ist Aufgabe der einzelnen Bundesländ­er. Die kommunalen Behörden sind für die Kontrollen vor Ort zuständig. „Es muss aktiv nach Online-Shops gesucht werden, um feststelle­n zu können, wie viele es gibt, wo sie ihren Sitz haben und sie dann auch kontrollie­ren zu können“, so Rücker. Auf kommunaler Ebene könne das nicht geleistet werden. Foodwatch fordert daher, die Zuständigk­eit für die Kontrolle des Lebensmitt­el-OnlineHand­els an den Bund zu übergeben.

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Foto: dpa Supermarkt Ketten wie Rewe bieten in verschiede­nen Städten einen Lieferdien­st an. Aber wie gut sind solche Services?

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