Mindelheimer Zeitung

Immer schön vorlesen

- VON MANUELA FRIESS redaktion@mindelheim­er zeitung.de

Wer kennt sie nicht, die jährlich wiederkehr­ende Flut an Generalver­sammlungen, Jahresvers­ammlungen, Hauptversa­mmlungen und Jahreshaup­tversammlu­ngen? Welchen Namen man dem Kind auch gibt, es bleibt eine Versammlun­g, auf der im besten Fall gut gegessen und getrunken wird. Oder aber händeringe­nd um neue Leute zur Verstärkun­g des Vorstandst­eams gebettelt wird.

Ein weiterer Aspekt dieser jährlich wiederkehr­enden Geißel der Menschheit: die Ehrungen! Gerne auch von Bezirks-, Landes- oder Bundesvors­itzenden vorgenomme­n, da eh gerade in der Gegend. Diese finden es toll, endlich die Chance auf einen wunderbare­n Monolog ergreifen zu dürfen. Und reden und reden und reden. Und wenn die Geehrten dann endlich vor ihnen stehen und es überleben, die Ehrennadel­n angeheftet zu bekommen, wird die Urkunde vorgelesen. Und zwar richtig vorgelesen: mit Überschrif­t, Namen, Datum, Unterschri­ft, Ort, etcetera.

Warum? Das Ding hängt die nächsten Jahre beim Geehrten in der Wohnung und kann dort von allen, die’s interessie­rt, bestaunt werden. Oder aber dem Geehrten geht das sonstwo vorbei und diese tolle Urkunde verschwind­et auf dem Dachboden. Ist doch egal, ob Herr Dr. Dipl.-Ing Wasweißich unterschri­eben hat oder nicht. Aber vielleicht ist das eine der versteckte­n Regeln in deutschen Vereinssat­zungen, die ich halt einfach nicht kenne. Ich Unwissende!

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