Immer schön vorlesen
Wer kennt sie nicht, die jährlich wiederkehrende Flut an Generalversammlungen, Jahresversammlungen, Hauptversammlungen und Jahreshauptversammlungen? Welchen Namen man dem Kind auch gibt, es bleibt eine Versammlung, auf der im besten Fall gut gegessen und getrunken wird. Oder aber händeringend um neue Leute zur Verstärkung des Vorstandsteams gebettelt wird.
Ein weiterer Aspekt dieser jährlich wiederkehrenden Geißel der Menschheit: die Ehrungen! Gerne auch von Bezirks-, Landes- oder Bundesvorsitzenden vorgenommen, da eh gerade in der Gegend. Diese finden es toll, endlich die Chance auf einen wunderbaren Monolog ergreifen zu dürfen. Und reden und reden und reden. Und wenn die Geehrten dann endlich vor ihnen stehen und es überleben, die Ehrennadeln angeheftet zu bekommen, wird die Urkunde vorgelesen. Und zwar richtig vorgelesen: mit Überschrift, Namen, Datum, Unterschrift, Ort, etcetera.
Warum? Das Ding hängt die nächsten Jahre beim Geehrten in der Wohnung und kann dort von allen, die’s interessiert, bestaunt werden. Oder aber dem Geehrten geht das sonstwo vorbei und diese tolle Urkunde verschwindet auf dem Dachboden. Ist doch egal, ob Herr Dr. Dipl.-Ing Wasweißich unterschrieben hat oder nicht. Aber vielleicht ist das eine der versteckten Regeln in deutschen Vereinssatzungen, die ich halt einfach nicht kenne. Ich Unwissende!