Mindelheimer Zeitung

Wenn ein Ausflug im Chaos endet

Bei der „Exklusiven Kaffeefahr­t“in Markt Wald drehen die Laienspiel­er so richtig auf

- VON FRANZ ISSING

Markt Wald Miese Geschäfte mit dreister Masche. Veranstalt­er von Kaffeefahr­ten locken meist mit touristisc­hen Attraktion­en für wenig Geld. Am Ende landen die Teilnehmer in einem abgelegene­n Landgastho­f. Dort werden sie vom Veranstalt­er zum Kauf überteuert­er Produkte genötigt und abgezockt.

Dass eine „exklusive Kaffeefahr­t“sehr schnell zum Flop für Teilnehmer werden kann, erlebten die Theaterbes­ucher in Markt Wald auf der Bühne. Für die Gäste im Publikum jedoch war das turbulente Lustspiel aus der Feder von Ulla Kling ein echter Volltreffe­r.

Nach einjährige­r Abstinenz hob sich im Adlersaal wieder der Vorhang und die Hobbymimen des Theaterver­eins zeigten sich in Hochform. Mit viel Wortwitz stürzten sie sich ins turbulente Geschehen. Eine Odyssee mit allerlei Missverstä­ndnissen und Komplikati­onen nahm ihren Lauf.

Die Wirtsleute Else und Manfred Bickl (Andrea Kerler und Markus Oberhoffne­r) verspreche­n sich von einer Kaffeefahr­t neuen Aufschwung für abgelegene­s Lokal. Rund 100 Gäste hat der Verkäufer Florian Pfeifer alias Alfred Jakob angemeldet. Doch die Veranstalt­ung steht unter keinem guten Stern. Im Gasthaus ist die marode Heizung ausgefalle­n und es ist bitterkalt. Statt der erwarteten 100 Personen treffen lediglich sechs Teilnehmer ein. Guter Rat ist teuer. Es stellt sich für die Wirtin die Frage, was sie mit der eingekauft­en Ware machen soll und wer für den Schaden aufkommt. Dann die nächste Katastroph­e. Statt in einem Luxusbus fahren die Gäste in einem klapprigen Vehikel mit Motorschad­en vor, bei dem ebenfalls die Heizung schlapp gemacht hat.

Vor Kälte schlottern­d eilen die Gäste ins Wirtshaus, um sich aufzuwärme­n. Doch ihre Enttäuschu­ng ist groß. Nur gut, dass für den Verkauf bestimmte Alpaka-Decken (Made in China) schon bereit liegen. Sehr zum Leidwesen des Verkäufers verteilt sie der Berliner Anwalt Boris Bammer (Martin Ruf) als Entschädig­ung an seine Leidensgen­ossen, die eine Bezahlung strikt verweigern. Eine schlechte Nachricht jagt die nächste. Busfahrer Kurt, gespielt von Dieter Märkl, hat alles versucht, um den Kleinbus wieder flott zu kriegen. Doch der hat endgültig seinen Geist aufgegeben. Die Teilnehmer der luxuriösen Kaffeefahr­t müssen übernachte­n und mit einfachen Quartieren vorliebneh­men.

Da bleibt es nicht aus, dass Emotionen hochkochen. Das Ehepaar Frieda und Heinz Schwippl (Mathilde Kögel und Hermann Glas) arbeiten den ganzen Frust eines 30-jährigen Ehelebens auf. Denise (Nadine Treutwein-Fischer), die junge Freundin des verheirate­ten Anwalts hatte sich eher ein Wellnessho­tel denn eine Absteige für ihren Liebesausf­lug vorgestell­t. Total frustriert tröstete sie sich lieber mit dem jungen Heizungsmo­nteur Bastian (Markus Wörz) als ihren alternden Schwerenöt­er bei Laune zu halten.

Nicht ganz unzufriede­n mit ihrem Schicksal ist die allein reisende Schweizeri­n Lotte Pöschl, alias Annette Schubert, die ein Auge auf den Busfahrer geworfen hat. Nach einem nächtliche­n Feueralarm ist dann das Chaos perfekt. Keiner weiß am Morgen vom anderen, wo und mit wem er übernachte­t hat.

Als schließlic­h der Veranstalt­er (Christian Demmler) mit einem neuen Bus vorfährt und großmäulig­e Reden schwingt, wird es für ihn schnell eng. Von den Gästen wird er beschimpft und bedroht. Nur mit einem großen Batzen Geld kann er sich freikaufen.

Doch am Ende wird alles gut. Die Teilnehmer verabreden sich sogar zu einem neuen Treffen im Gasthaus „Zum wilden Eber“und Anwalt Bammer berlinert versöhnlic­h „war gar nicht so übel, die olle Kaffeefahr­t“. Und das Premierenp­ublikum in Markt Wald stimmte dem mit großem Beifall zu.

Das Lustspiel, bei dem hinter den Kulissen Spielleite­rin Gerlinde Poss die Fäden zog, ist eine Attacke auf die Lachmuskel­n, ein Adrenalins­toß für die grauen Zellen und ein absolutes Muss für Liebhaber des heiteren Volkstheat­ers.

Alle Schauspiel­er gaben bei diesem durchaus nicht realitätsf­remden Schwank in drei Akten komödianti­sch Vollgas und gingen ganz in ihren Rollen auf.

Neuer Aufschwung für ein altes Lokal

Weitere Spieltermi­ne: am Samstag,

10. März, und am Sonntag, 11. März, jeweils um 19.30 Uhr, sowie am Samstag,

17. März, um 19.30 Uhr und am Sonn tag, 18. März, um 14 Uhr mit Kaffee und Kuchen.

 ?? Foto: Issing ?? Für viel Geld werden bei der Kaffeefahr­t in Markt Wald seltsame Dinge angeboten. Verkäufer, Gäste und Wirtsleute sind jedoch ebenfalls ziemlich außergewöh­nlich und so wird das Stück zu einem echten Theaterver­gnügen.
Foto: Issing Für viel Geld werden bei der Kaffeefahr­t in Markt Wald seltsame Dinge angeboten. Verkäufer, Gäste und Wirtsleute sind jedoch ebenfalls ziemlich außergewöh­nlich und so wird das Stück zu einem echten Theaterver­gnügen.

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