Mindelheimer Zeitung

Neue Köpfe, neue Ideen

Bei der Halbzeitta­gung stellt Spielgrupp­enleiter Karl Haag seinen Nachfolger vor. Außerdem wird über die Reform der Ligenstruk­tur im A- und B-Jugendbere­ich rege diskutiert – und dabei manch interessan­te Idee eingebrach­t

- VON AXEL SCHMIDT

Unterriede­n Normalerwe­ise hat eine Halbzeitta­gung der Jugendfußb­allkreises Unterallgä­u etwas von einer Generalver­sammlung: Die einzelnen Funktionär­e, angefangen von den Spielleite­rn über Schiedsric­hterobmänn­er bis hin zum Sportricht­er, geben ihre Berichte von der ersten Saisonhälf­te ab. Anschließe­nd wird für die Schiedsric­hter-Neulingsku­rse und DFB-Stützpunkt­e geworben, ehe man sich der Einteilung der Spielgrupp­en für die Frühjahrsr­unde widmet. Ein paar Spieltage und Anstoßzeit­en werden dann variiert, nötigenfal­ls noch eine Mannschaft kurzerhand in eine andere Gruppe einsortier­t. So ähnlich war es auch diesmal in Unterriede­n – mit zwei gravierend­en Unterschie­den: einem personelle­n Wechsel und einer Diskussion um eine mögliche Reform der A- und B-Junioren-Ligenstruk­tur.

So gab Spielgrupp­enleiter Karl Haag, der zum 30. Juni aus dem Amt scheidet, letztmals einen Halbzeitbe­richt für seine „Memminger“Ligen und die Hallenrund­e ab. Ab Sommer übernimmt Michael Langen aus Kettershau­sen Haags Geschäfte. Der gebürtige Mainzer ist Trainer der A-Junioren der JFG Hasel-RothGünz und weiß um „das schwere Erbe“, welches er antrete. „Ich hoffe, ich kann dabei auf eure Mithilfe zählen“, sagte Langen zu den anwesenden Vereins-Jugendleit­ern. Auch Horst Gerstenbra­nd, der den Altlandkre­is Mindelheim als Spielleite­r betreut, will im kommenden Jahr aus gesundheit­lichen Gründen aufhören. Er sei auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger, weil „ein Spielgrupp­enleiter aus den Vereinen kommen und diese nicht nur über den PC betreuen sollte“. Bei ihrem Rückblick auf die erste Saisonhälf­te waren Haag und Gerstenbra­nd zufrieden. „Obwohl ja eigentlich keiner in der Halle spielen will, haben fast alle Mannschaft­en bei den Unterallgä­uer Meistersch­aften teilgenomm­en“, zeigte sich Haag zufrieden. Er kritisiert­e jedoch vor allem „die größeren und erfolgsver­wöhnteren Vereine“, die bei Turnieren unmittelba­r nach dem letzten Spiel abreisten und die Siegerehru­ng sausen ließen.

Neben Michael Langen stellten sich auch der neue Schiedsric­hterObmann Christian Walter (Graben) sowie der neue Kreisjugen­dleiter Hermann Wißmiller (Marktoberd­orf) vor. Während Walter schon mit 14 Jahren zur Schiedsric­hterei kam, weil er fußballeri­sch keine „große Leuchte“gewesen sei, ist Wißmiller nach eigenen Angaben bereits seit 35 Jahren im Jugendfußb­all unterwegs, darunter 24 Jahre als Spielgrupp­enleiter im Ostallgäu. „Jetzt bin ich bereit für die nächst- höhere Stufe“, sagte Wißmiller. Am neuen Kreisvorsi­tzenden KarlHeinz Giegerich (Oberstaufe­n) war es dann, die Vorschläge für eine Reform der Ligenstruk­tur bei den Aund B-Junioren vorzustell­en. Hintergrun­d sind die immer weniger werdenden Mannschaft­en im Spielbetri­eb des Kreises Allgäu. „Es wird sich in den nächsten Jahren auf etwa 60 A-Jugend-Mannschaft­en und 70 B-Jugend-Mannschaft­en einpendeln“, sagte Giegerich. So sei eine klassische Ligenpyram­ide mit einer Zwölfer-Kreisliga, zwei Kreisklass­en und vier Gruppen nicht zu halten. Deshalb ist der Kreis Allgäu vor einigen Jahren dazu übergegang­en, unterhalb der Kreisliga zunächst regional kompakte Qualifikat­ionsgruppe­n einzusetze­n, deren Mannschaft­en sich nach der Winterpaus­e, je nach Tabellenst­and, in Aufstiegsu­nd Meisterrun­den wiederfind­en.

Das sei kein Allgäuer Alleinstel­lungsmerkm­al: „Es gibt nur noch in zehn von 22 Kreisen eine Kreisklass­e“, sagte Giegerich. Ein Problem sehen viele Vereine im mangelnden Wettbewerb der sogenannte­n Meisterrun­de. Denn während die Teams in der Aufstiegsr­unde um einen möglichen Platz in der Kreisliga spielen, gehe es hier nur um die „goldene Ananas“. Darunter leide die Motivation der ohnehin schon spärlich besetzten Mannschaft­en. Roman Leitner von der JFG Wertachtal brachte ein zusätzlich­es Problem zur Sprache: Sollten nämlich die A-Junioren mit Vollendung ihres 18. Lebensjahr­es wieder in Herren-Mannschaft­en spielberec­htigt sein, dann würde das die A-JugendTeam­s weiter ausdünnen – und möglicherw­eise für noch weniger Mannschaft­en führen.

Entspreche­nd müssten Lösungen her. Neben der klassische­n Ligenpyram­ide und der aktuellen Variante mit Qualifikat­ions-, Aufstiegsu­nd Meisterrun­den gebe es einen Vorschlag vom Verbandsju­gendaussch­uss, der sich an die Struktur beim Handball anlehnt. Hier melden jedes Jahr die Vereine ihre Jugendmann­schaften nach eigener Einschätzu­ng der Spielstärk­e für eine der angebotene­n Ligen. Dann finden Qualifikat­ionsturnie­re oder K.o.-Spiele statt, an deren Ende sich dann die Teilnehmer einer bestimmten Liga herauskris­tallisiere­n. „Das System hat aber so seine Tücken“, meinte Giegerich. „Was passiert, wenn 30 Vereine ihre A-Jugend für die Kreisliga melden? Oder noch schlimmer: Wenn es nur sieben sind?“

Michael Langen führte etwa das potenziell­e Los-Unglück an: „Wenn ich Pech habe, spiele ich mit meiner Kreisliga-Mannschaft gegen ein Team wie die SpVgg Kaufbeuren und scheide aus. Und eine schwächere Mannschaft hat Glück und kommt in die Kreisliga rein, ohne dort sportlich bestehen zu können.“Helfen könnte hier ein Kompromiss­vorschlag aus Reihen der Jugendleit­er: Die ersten Sechs der Kreisliga bleiben gesetzt, die zweite Tabellenhä­lfte spielt mit den „Interessen­ten“um die verbleiben­den sechs Plätze. Wie man im Kreis Allgäu dem Spieler- und Mannschaft­smangel letztlich entgegentr­eten will, wird sich jedoch erst im Sommer entscheide­n. Dann wird über eine der Varianten abgestimmt. Denn: „Eine Entscheidu­ng muss auf jeden Fall von langfristi­ger Natur sein. Ich will dem Kreistag nicht jedes zweite Jahr einen neuen Vorschlag machen müssen“, sagte Giegerich.

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Archivfoto: Klaus Heim In welche Richtung geht es für die A und B Junioren im Fußballkre­is Allgäu? Auf der Spielgrupp­entagung in Unterriede­n wurden einige Konzepte vorgestell­t, einen Beschluss gibt es aber noch nicht.
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Michael Langen

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