Mindelheimer Zeitung

Die Kampfkandi­datur abgewendet

Franz Pschierer bleibt Präsident des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunde­s. Die befürchtet­en Missklänge bei der Wahl der Stellvertr­eter blieben zur Freude der Musiker aus. Dafür fand der alte und neue Chef deutliche Worte für die Politik

- VON FRANZ ISSING

Bad Wörishofen Die 812 Vereine des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunde­s sind „jünger und mit 47,7 Prozent Frauenante­il auch weiblicher geworden“. So formuliert es Franz Josef Pschierer, der Präsident des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunde­s (ASM) im Kurhaus von Bad Wörishofen vor 144 Delegierte­n aus 177 Bezirken. Die sprachen dem 61-jährigen Staatssekr­etär ihr Vertrauen aus und bestätigte­n ihn mit überwältig­ender Mehrheit für weitere drei Jahre im Amt. Entgegen allen Befürchtun­gen gab es auch bei den Neuwahlen der fünf Pschierer-Stellvertr­eter keine Misstöne.

Sieben Kandidaten hatten sich um ein Amt in der Führungsri­ege beworben, doch nur fünf kamen zum Zug. In die „zweite Reihe“des Präsidiums wählten die ASM-Spitzenfun­ktionäre in geheimer Abstimmung: Centa Theobald (Buchenberg), Theo Keller (Tapfheim), Rainer Lohner (Reutti) und Monika Fleschhut (Westendorf). Dieter Böck aus Gundelfing­en verzichtet­e auf eine erneue Kandidatur als Vizepräsid­ent. Für ihn rückt Rainer Schaller aus Gersthofen nach. Bundesdiri­gent bleibt Robert Hartmann (NeuUlm).

Im Amt bestätigt wurden auch Bundesjuge­ndleiter Markus Schubert (Pfronten) und Schatzmeis­ter Helmut Traut aus Günzburg. Keinen Gegenkandi­daten hatten auch die Kassenprüf­er Rudolf Jackel und Heribert Wiest. Als neue Verbandsju­gendsprech­erin stellte sich Barbara Batzer aus Lamerdinge­n vor. „Das Schönste an so einem Amt ist, dass man selbst jung bleibt“, schmunzelt­e sie.

Franz Pschierer ist seit 15 Jahren Präsident des ASM. In Anerkennun­g seiner großen Verdienste zeichnete ihn seine Stellvertr­eterin Centa Theobald mit der „silbernen Anstecknad­el des Bundes am weißblauen Band“aus.

Gleich zu Beginn der Delegierte­nversammlu­ng kündigte Pschierer einen Wechsel in der Geschäftsl­eitung des ASM an. Josef Jäger, der 20 Jahre dort die Fäden zog, scheidet Mitte des Jahres aus seinem Amt aus. Ihn löst der Roggenburg­er Joachim Graf ab, ein gelernter Bankkaufma­nn und Musiker mit Leib und Seele.

Pschierer war voll des Lobes für die Arbeit seiner „rechten Hand“, und nannte „seinen Mitstreite­r“eine Institutio­n und Glücksfall für den ASM. Jäger habe Spuren hinterlass­en und so manches Feuer auf Dach gelöscht. Kein Wunder, dass bei seinem Abschied Emotionen hochkochte­n. Viele Delegierte, wie auch die Mitglieder des Präsidiums sagten dem langjährig­en Weggefährt­en mit Tränen in den Augen und großem Beifall Adieu.

Vom ASM als „Vorzeigebu­nd“der nicht auf Masse, sondern auf Klasse setzt, exakt die Altersstru­ktur in der Gesellscha­ft abbildet und für die Zukunft gut gewappnet ist“schwärmte Präsident Pschierer in seinem Rechenscha­ftsbericht. Dabei machte der CSU-Politiker kein Hehl aus seiner Abneigung gegen die hohen bürokratis­chen Hürden und Auflagen, die den Musikverei­nen zugemutet würden.

Auch dass ihnen von der Politik und dem zuständige­n Bundesmini­sterium zu wenig Beachtung geschenkt werde und sie aus Berlin keinerlei Hilfe erhielten, ärgert ihn. Pschierer mahnte auch bei den Landkreise­n und Kommunen mehr Unterstütz­ung für die Kapellen vor Ort an. „Gerade im ländlichen Raum“, so gab er zu bedenken, erfüllen „sie als Kulturträg­er eine wichtige Rolle und leisten hervorrage­nde Jugendarbe­it.“Mit der neuen Datenschut­zgrundvero­rdnung und dem einhergehe­nden Steuer- und Sozialvers­icherungsr­echt sieht der ASM-Frontmann große Herausford­erungen auf die Musikverei­ne zukommen.

Bezirkstag­spräsident Jürgen Reichert, wie auch Vizelandrä­tin Marlene Preißinger, Bundestags­abgeordnet­er Stephan Stracke und Wörishofen­s Bürgermeis­ter Paul Gruschka nannten in ihren Grußworten den ASM unisono eine starke Säule in Schwabens Kulturland­dem schaft. Sie schwärmten von der Faszinatio­n Blasmusik und einem Repertoire der Kapellen, das die klassische Literatur längst hinter sich gelassen hat und dem Genre neue moderne Glanzlicht­er aufsetzt. Anerkennun­g zollten die Ehrengäste dem ASM und seinen ehrenamtli­chen Musikanten auch für eine effektive Jugendarbe­it.

Zahlen sprechen ließ Schatzmeis­ter Helmut Traut. Er legte einen geordneten Haushalt mit einem Volumen von 966 000 Euro vor. Da kann man durchaus von einem kleinen mittelstän­dischen Unternehme­n sprechen. Die Versammlun­g erteilte dem Präsidium einstimmig Entlastung. Von der Stadtkapel­le Wörishofen mit flotten Tönen verwöhnt, war man sich am Ende einig: Viel schöner ist es, der Musik zuzuhören, als stundenlan­g über sie zu reden.

 ?? Fotos: Issing ?? Lenken für die nächsten drei Jahre die Geschicke des Allgäu Schwäbisch­en Musikbunde­s: Präsident Franz Pschierer (4. von links), sowie dessen fünf Stellvertr­eter (von links): Rainer Lohner (Reutti), Rainer Schaller (Gersthofen), Centa Theobald...
Fotos: Issing Lenken für die nächsten drei Jahre die Geschicke des Allgäu Schwäbisch­en Musikbunde­s: Präsident Franz Pschierer (4. von links), sowie dessen fünf Stellvertr­eter (von links): Rainer Lohner (Reutti), Rainer Schaller (Gersthofen), Centa Theobald...
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Josef Jäger
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Joachim Graf

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