Die Jugend des ESV Türkheim nutzt den Heimvorteil
Beim Saisonfinale besiegt Frauen-Bundesligist ECDC Memmingen den ESC Planegg mit 7:2. Anschließend feiern die Indians mit 1300 Fans ihren zweiten Meistertitel nach 2016
Memmingen „Überragend! Das fühlt sich ja noch besser an, als ich gedacht hab‘. Einzigartig!“Carina Strobel (20) kann ihr Glück kaum fassen. Die Verteidigerin des frischgebackenen deutschen Frauen-Eishockey-Meisters ECDC Memmingen Indians steht freudestrahlend in den Katakomben der Eishalle. Dort drinnen ist es wesentlich ruhiger als auf der Eisfläche. Die letzte Schlusssirene einer langen Bundesliga-Saison ist gerade erst verklungen, da verwandeln die euphorisierten Meister-Spielerinnen das Eis in eine riesige Partyzone.
Ausnahmezustand am Hühnerberg. Bilder und Eindrücke, wie man sie selten erlebt. Der mächtige Silberpokal, den die stolze Kapitänin Daria Gleißner nach dem fulminanten 7:2-Heimsieg gegen Vizemeister ESC Planegg überreicht bekommen hatte, wandert von Spiele- zu Spielerin. In ihren knallig-roten, eigens angefertigten Meistershirts, die sie übergezogen haben, feiern sie ausgelassen den überlegenen Gewinn der nationalen Meisterschaft. 82 von 84 möglichen Punkten haben die Indianerinnen eingefahren, dabei Vorjahresmeister Planegg letztlich mit 13 Zählern Vorsprung klar distanziert und schon vier Spieltage vor dem Saisonende den Titel klargemacht. Und dabei „so ganz nebenbei“auch noch kultiviertes und technisch hochwertiges Eishockey geboten.
Nun, am Ende einer Spielzeit, die „nicht besser hätte laufen können“(Geschäftsführer Thilo Frommlet vom Hauptsponsor Gefro), muss auch Trainer Werner Tenschert dran glauben: Nach alter Sportlersitte wird der „Meistermacher mit Flüssigem „geduscht“– seine Spielerinnen stehen feixend daneben und johlen. Aus den Lautsprecherboxen dröhnt derweil der Klassiker „We are the Champions“. Im Zusammenspiel mit Co-Trainer Markus Rose und Organisationsleiter Peter Gemsjäger, dem einstigen „Erfinder“des Frauen-Eishockeys in Memmingen, hat Tenschert „seine“ Kufen-Ladys nach 2016 nun zur zweiten Meisterschaft gecoacht. Damit hat sich Memmingen „eine tolle Reputation als Eishockey-Stadt erworben“, freut sich Frommlet.
Zurück zur Partie gegen Planegg, die mit offiziell 1328 Zuschauern einen rekordverdächtigen Rahmen hatte. „Auf Vereinsebene habe ich noch nie vor so vielen Leuten gespielt“, betont Carina Strobel. Und die Kanadierin Taylor Day (24), die sechs der sieben Indians-Treffer erzielt hatte, befand: „The good chemistry“– zu deutsch: die gute Cherin mie innerhalb des Teams – sei wohl der entscheidende Erfolgsfaktor gewesen. Marie Delarbre, eine von derzeit fünf Memminger Nationalspielerinnen, bestätigt dies. Trotz der Feierlichkeiten darf aber ein Aspekt nicht vergessen werden: Noch immer finanzieren die Memminger Bundesliga-Mädels ihren Sport zu einem gewissen Teil selbst. Kapitänin Gleißner: „Wir steuern oft noch einen Fünfziger aus der eigenen Tasche bei, um die weiten Auswärtsfahrten stemmen zu können.“Auf dieses Ungleichgewicht zwischen ECDC-Männern und -Frauen angesprochen, sagt Frommlet: „Wir haben für den Titel der Frauen 2500 Euro ausgeschüttet, das ist eine freiwillige Sonderzahlung.“Und siehe da: Für die kommende Saison stellte der Suppen-Unternehmer einen „großen Sponsor für das Frauenteam“in Aussicht. Verdient hätten das die „Meistermädels“allemal …
Spielerinnen zahlen für ihr Hobby selbst