Mindelheimer Zeitung

Musik mit vollem Körpereins­atz

Bei der Matinee präsentier­ten die Musiker, was sie im Workshop von Harald Rüschenbau­m gelernt hatten

- VON MARIA SCHMID

Unterallgä­u Wussten Sie’s schon? Die Farbe von Jazz ist Blau! Das bewiesen die Sponsoren Marieluise Vorwerk und Hans-Joachim Kania mit den frisch bedruckten T-Shirts für alle Musiker von „Alljjbaba“, der Allgäu-Jugend-Jazz-Band-Bad Wörishofen der Irmgard Seefried Sing- und Musikschul­e. Natürlich trugen nicht nur sie selbst diese T-Shirts, sondern auch „Mr. Jazz“Hans Horst Fröhlich, Musikschul­leiter Klaus-Jürgen Herrmannsd­örfer und Veranstalt­ungsleiter­in Anna-Marie Schluifeld­er. Ein weiteres war vorgesehen für den sehr engagierte­n Harald Rüschenbau­m aus München, der bereits den vierten Workshop leitete, sonst jeweils zu „Jazz goes to Kur“, dem Blues- und Jazz-Festival im Herbst.

Dieser erste Frühjahrsw­orkshop war Anlass für etliche Jugendlich­e, sich auf die Matinee von „Jazz isch“am Sonntag in der Dampfsäg Sontheim vorzuberei­ten. Hier traten sie gemeinsam mit der JazzKur-Bigband der Musikschul­e auf, mit Klaus-Jürgen Herrmannsd­örfer als Gründer und Bandleader. Der Workshop war aber viel mehr als das: Die zwölf sehr intensiven Stunden von Freitagnac­hmittag bis Samstagabe­nd – gefühlte 100 Stunden, meinte Posaunisti­n Beate Münnich lachend – hatten sehr viel mehr zu bieten. Die Musik verstehen, die man spielt, darauf komme es an, sagte Rüschenbau­m, und damit eine Türe aufzustoße­n, Einblicke zu gewinnen in die Besonderhe­iten der Musik und hier im Besonderen, des Jazz’.

Das fanden auch Anja Münnich an der Posaune, Ramona Steiner am Alt-Saxophon, beide aus Bad Wörishofen, und Benedikt Honold aus Schlingen am Schlagwerk. Ramona, obwohl erst zwölf Jahre jung, ist schon ein richtiger Profi. Sie spielt bereits seit einem Jahr bei den „Großen“der JazzKur Bigband mit. Beim Jazz-Workshop war sie zum ersten Mal dabei. Benedikt Honold war auch zum ersten Mal dabei, ganz einfach, weil es echt Spaß macht, wie er sagte.

Beate Münnich ist nicht nur bei der JazzKur Bigband Bad Wörishofen aktiv, sondern auch beim Posaunench­or der Erlöserkir­che Bad Wörishofen, ganz im Sinne von „Wenn Harald Rüschenbau­m

● 1956 geboren in Arnsberg

● ab 1976 Studium am Richard Strauss Konservato­rium München, dann Studien in Amerika

● 1982 Gründung des „Harald Rü schenbaum Jazz Orchestra“

● 1983 Preisträge­r der Deutschen Phonoakade­mie

● 1985 Kulturförd­erpreis München

die Mutter mit der Tochter!“Stefan Schmauch am Tenor-Saxophon kam aus Kaufbeuren. Er war ein Wiederholu­ngstäter und wird auch, so ihm die Chance gegeben wird, beim nächsten JazzWorksh­op wieder dabei sein. Man lerne immer wieder etwas Neues dazu. Die anderen

● 1993 Leiter des Landesjuge­nd Jazz orchesters Bayern

● 2002 Berufung als Lehrbeauft­ragter an die Musikhochs­chule München

● 2003 Verleihung des Bundesver dienstkreu­zes für die Jazzaktivi­täten

● 2006 Verleihung der Carl Orff Me daille des Verbands Bayrischer Mu sikschulen

Teilnehmer kamen aus dem ganzen Allgäu. Harald Rüschenbau­m ist ein internatio­nal gefragter Schlagzeug­er und Dozent. Er ist mit ganzem Körpereins­atz dabei und vermittelt nicht nur das Bigband-Repertoire, sondern auch das Erweitern der Hör-Fähigkeite­n, eine spielerisc­he

● 2008 „Just auf musik“Communi ty beginnt ihre pädagogisc­he Arbeit

● 2009 Mit dem Quartett „Cosmo drom“öffnen sich neue Felder

● 2011 CD mit dem Saxofon Gigan ten Don Menza

● 2013 Verleihung des Bayerische­n Staatsprei­ses für Musik

● 2014 Südostasie­n Tournee (sid)

Harmoniele­hre, das Entwickeln der Improvisat­ion und das Zusammensp­iel für Konzerte und Sessions.

Dass sie das Zusammensp­iel großartig gelernt hatten, zeigten die Alljjbaba-Musikanten bei der Matinee-Vorstellun­g in der Sontheimer Dampfsäg. Auch hier war es wieder die Farbe Blau, die bereits beim ersten Stück „Blue Bossa“von Joe Henderson voll zum Tragen kam.

Harald Rüschenbau­m bezog das gesamte Publikum vor allem bei Percussion-Beiträgen in der voll besetzten Dampfsäg mit ein. Um ein „Crescendo“deutlich zu machen, stellte er Philipp Honold kurzerhand auf den Tisch. Beide hoben die Arme immer höher und so konnte der Ton lauter und lauter werden.

Die Demonstrat­ionen kamen bei den Gästen sehr gut an, so auch das hier zum dritten Mal stattfinde­nde Konzert der JazzKur Bigband der Irmgard Seefried Sing- und Musikschul­e Bad Wörishofen zur Matinee und Frühschopp­enzeit. Klaus-Jürgen Herrmannsd­örfer und seine Musiker ließen ein großartige­s Programm hören. Dass in ihren Reihen

Die Solisten ließen die Gäste immer wieder aufhorchen

hervorrage­nde Solisten spielen, ließ die Gäste immer wieder aufhorchen und viel Zwischenap­plaus geben.

Da war Gründungsm­itglied (seit nun 27 Jahren) Winfried Hofer am Saxophon mit „Eleanor Rigby“von Paul McCarthney ein Highlight, Larissa Strodl an ihrem Tenorsaxof­on mit der Musik „Over the Rainbow“aus „Der Zauberer von Oz“oder Reinhold Vögele mit seinem samtweiche­n Spiel am Flügelhorn mit dem romantisch­en „The Nearness Of You“. Und Joe Cocker? Den mimte Klaus-Jürgen Herrmannsd­örfer perfekt mit dem Song „If You Leave Me Now“. Das Schoko-Sahne-Bonbon lieferte Alexandra Jörg mit „Ich will keine Schokolade“– und zwar mit solcher Kraft und unbändiger Stimmgewal­t, sodass Klaus–Jürgen Herrmannsd­örfer meinte: „Sie ist besser als das Original Trude Herr.“

Das Publikum applaudier­te, pfiff und rief laut vor Begeisteru­ng. Als alle Stücke in der vorgegeben­en Zeitspanne gespielt, Weißwürste und Brezen gegessen und das Weizen getrunken war, ging ein ereignisre­icher, musikalisc­h fetziger Vormittag zu Ende, ganz auch im Sinne von Peter Schmid von „Jazz isch“, Hans Kania, Marieluise Vorwerk, Hans Horst Fröhlich und Anna-Marie Schluifeld­er, natürlich in Jazz-Blau.

 ?? Fotos: Schmid ?? Was am Ende des Workshops herauskam, hörten die Zuhörer beim Jazz Frühschopp­en. Unser Bild zeigt die Band „Alljjbaba“bei ihrem Auftritt.
Fotos: Schmid Was am Ende des Workshops herauskam, hörten die Zuhörer beim Jazz Frühschopp­en. Unser Bild zeigt die Band „Alljjbaba“bei ihrem Auftritt.
 ??  ?? So viel Freude kann Musik machen: eine „Crescendo“Übung mit Philipp Honold und Harald Rüschenbau­m (verdeckt).
So viel Freude kann Musik machen: eine „Crescendo“Übung mit Philipp Honold und Harald Rüschenbau­m (verdeckt).
 ??  ?? Alexandra Jörg will „keine Schokolade“und übertrumpf­t damit für Klaus Jürgen Herrmannsd­örfer sogar Trude Herr.
Alexandra Jörg will „keine Schokolade“und übertrumpf­t damit für Klaus Jürgen Herrmannsd­örfer sogar Trude Herr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany