Dancing Dampfsäg
Zum Abschluss der Jazztage gab es schnelle Techno-Rhythmen in der sehr gut besuchten Dampfsäg. Es war das 100. Konzert der Reihe
Sontheim Man mische sehr viele Blechbläser mit einem guten Schuss Beats von Schlagzeug, Bass und Soundcomputer und heraus kommt eine wunderbar tanzbare TechnoJazz-Mischung. So könnte man das Konzert der Formation Jazzrausch mit wenigen Worten zusammenfassen.
Ganze 15 junge und bestens gelaunte Musiker gaben dann von Anfang an Gas. Die Kompositionen für die Bigband stammen allesamt von Leonhard Kuhn, der selbst am Musikcomputer stand. Und darin verwoben finden allerhand Spielereien, Improvisationen und Gesang Platz. Posaunist und Moderator Roman Sladek betonte gleich zu Beginn: „Wir sind gut in Schuss.“Und erzählte außerdem, dass Leonhard Kuhn, nicht nur Musiker, sondern auch Mathematiker ist. Deshalb heißt eines der Stücke „The Euclidian Trip through Paintings by Escher“. Doch nicht nur unmögliche Escher-Bilder ziehen sich gedanklich durch die Kompositionen Kuhns. Auch die ungewöhnliche geometrische Figur des MöbiusBandes ist ein Thema, das Vorbild für ein Stück der Band ist. Wer jedoch keinen Sinn für Mathematik hat, konnte trotzdem seinen Spaß haben. Schließlich klingen Kuhns Melodien mal nach französischem Chanson, nach Herzklopfen oder einer Reise ins All.
Dabei bestachen die Musiker durch eine ansteckende Spielfreude, die die Gäste schnell motivierte, zu tanzen. Zusätzlich zu den Blechbläsern, die für einen fetten Sound sorgten, so Moderator Sladek, war die Stimme von Patricia Römer für Abwechslung gut. Mal klang sie wie ein Sprachcomputer mit immer wieder den selben Wiederholungen, mal benutzte sie sie wie ein Instrument und modulierte nur. Übrigens: Nicht nur Mathematik inspiriert Leonhard Kuhn. Weitere Lieder heißen etwa „Punkt und Linie zur Fläche“, nach Kandinsky oder aber das furiose Eröffnungsstück „Dancing Wittgenstein“, nach ebenjenem Philosophen – was an diesem Abend jedoch vom begeisterten Publikum abgewandelt wurde in „Dancing Dampfsäg“.
Jazz ist eben nicht nur etwas für Menschen, die ein wenig anerkennend mit dem Kopf wippen können. Manchmal muss man sich auch mit dem ganzen Körper bewegen. Vor allem, wenn die geballte Bläserpower wieder einmal die Oberhand hat und sich die Musiker ebenfalls in ständiger Bewegung befinden.
Mit über 380 Leuten war die Halle trotz weniger Sitzplätze sehr gut gefüllt. Und Organisator Peter Schmid konnte zu diesem Zeitpunkt bereits die erfreuliche Bilanz ziehen, dass im Jubiläumsjahr so viele Besucher wie noch nie zu den Jazztagen gekommen sind. „Die grobe Schätzung sind 1300 Gäste, wenn man den ebenfalls sehr gut besuchten Frühschoppen mitzählt“, sagt Schmid. Vor allem, dass sich diese Veranstaltung am Sonntagvormittag mittlerweile als gut besuchter Programmpunkt etabliert habe, freue ihn sehr.
„Wenn ich mich nicht verzählt habe, war die Jazzrausch-Bigband außerdem genau das 100. Konzert in diesen 25 Jahren der Mindelheimer Jazztage“, meint der Organisator. Zum Jubiläum waren diese Konzerte zwar auch die teuersten in der Geschichte der Veranstaltungsreihe, aber wie so oft rechnet Schmid nach Abzug aller Kosten nur mit einer schwarzen Null. Hinter den Kulissen und vorne auf der Bühne habe wieder alles bestens geklappt. „Ich bin also total zufrieden“, ist das Fazit des Mindelheimers.