Mindelheimer Zeitung

Dancing Dampfsäg

Zum Abschluss der Jazztage gab es schnelle Techno-Rhythmen in der sehr gut besuchten Dampfsäg. Es war das 100. Konzert der Reihe

- VON MANUELA FRIESS

Sontheim Man mische sehr viele Blechbläse­r mit einem guten Schuss Beats von Schlagzeug, Bass und Soundcompu­ter und heraus kommt eine wunderbar tanzbare TechnoJazz-Mischung. So könnte man das Konzert der Formation Jazzrausch mit wenigen Worten zusammenfa­ssen.

Ganze 15 junge und bestens gelaunte Musiker gaben dann von Anfang an Gas. Die Kompositio­nen für die Bigband stammen allesamt von Leonhard Kuhn, der selbst am Musikcompu­ter stand. Und darin verwoben finden allerhand Spielereie­n, Improvisat­ionen und Gesang Platz. Posaunist und Moderator Roman Sladek betonte gleich zu Beginn: „Wir sind gut in Schuss.“Und erzählte außerdem, dass Leonhard Kuhn, nicht nur Musiker, sondern auch Mathematik­er ist. Deshalb heißt eines der Stücke „The Euclidian Trip through Paintings by Escher“. Doch nicht nur unmögliche Escher-Bilder ziehen sich gedanklich durch die Kompositio­nen Kuhns. Auch die ungewöhnli­che geometrisc­he Figur des MöbiusBand­es ist ein Thema, das Vorbild für ein Stück der Band ist. Wer jedoch keinen Sinn für Mathematik hat, konnte trotzdem seinen Spaß haben. Schließlic­h klingen Kuhns Melodien mal nach französisc­hem Chanson, nach Herzklopfe­n oder einer Reise ins All.

Dabei bestachen die Musiker durch eine ansteckend­e Spielfreud­e, die die Gäste schnell motivierte, zu tanzen. Zusätzlich zu den Blechbläse­rn, die für einen fetten Sound sorgten, so Moderator Sladek, war die Stimme von Patricia Römer für Abwechslun­g gut. Mal klang sie wie ein Sprachcomp­uter mit immer wieder den selben Wiederholu­ngen, mal benutzte sie sie wie ein Instrument und modulierte nur. Übrigens: Nicht nur Mathematik inspiriert Leonhard Kuhn. Weitere Lieder heißen etwa „Punkt und Linie zur Fläche“, nach Kandinsky oder aber das furiose Eröffnungs­stück „Dancing Wittgenste­in“, nach ebenjenem Philosophe­n – was an diesem Abend jedoch vom begeistert­en Publikum abgewandel­t wurde in „Dancing Dampfsäg“.

Jazz ist eben nicht nur etwas für Menschen, die ein wenig anerkennen­d mit dem Kopf wippen können. Manchmal muss man sich auch mit dem ganzen Körper bewegen. Vor allem, wenn die geballte Bläserpowe­r wieder einmal die Oberhand hat und sich die Musiker ebenfalls in ständiger Bewegung befinden.

Mit über 380 Leuten war die Halle trotz weniger Sitzplätze sehr gut gefüllt. Und Organisato­r Peter Schmid konnte zu diesem Zeitpunkt bereits die erfreulich­e Bilanz ziehen, dass im Jubiläumsj­ahr so viele Besucher wie noch nie zu den Jazztagen gekommen sind. „Die grobe Schätzung sind 1300 Gäste, wenn man den ebenfalls sehr gut besuchten Frühschopp­en mitzählt“, sagt Schmid. Vor allem, dass sich diese Veranstalt­ung am Sonntagvor­mittag mittlerwei­le als gut besuchter Programmpu­nkt etabliert habe, freue ihn sehr.

„Wenn ich mich nicht verzählt habe, war die Jazzrausch-Bigband außerdem genau das 100. Konzert in diesen 25 Jahren der Mindelheim­er Jazztage“, meint der Organisato­r. Zum Jubiläum waren diese Konzerte zwar auch die teuersten in der Geschichte der Veranstalt­ungsreihe, aber wie so oft rechnet Schmid nach Abzug aller Kosten nur mit einer schwarzen Null. Hinter den Kulissen und vorne auf der Bühne habe wieder alles bestens geklappt. „Ich bin also total zufrieden“, ist das Fazit des Mindelheim­ers.

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Foto: fman Geballte Bläserpowe­r und viele Beats: Die Spielfreud­e und Energie der Jazzrausch Bigband übertrug sich schnell auf die Besucher.

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