Mindelheimer Zeitung

Der Weg zum Mischwald

Was sich wegen des Klimawande­ls verändern muss

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Westernach Das Klimaziel mit zwei Grad Erwärmung in diesem Jahrhunder­t lässt sich nicht halten, das wurde bei der Jahresvers­ammlung der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Mindelheim deutlich. Aus dieser Perspektiv­e heraus will die FBG einen klimastabi­len Mischwald anstreben. Hierzu durfte Stefan Kolonko als Förster aus Oberndorf am Lech seine Arbeit vorstellen. Laut Kolonko werde in 100 Jahren hierzuland­e ein Klima herrschen wie heute in Neapel. Den Fichten sei das zu trocken. Ihr Harzfluss in der Rinde reiche nicht mehr, um Schädlinge abzuwehren.

Weißtannen könnten als Tiefwurzle­r ständig ans Wasser. Sie bräuchten aber einen langen Vorlauf unter Schutz von Altbeständ­en. Unverständ­lich ist für Kolonko, dass in den elf Unterallgä­uer Hegegemein­schaften nur bei zweien der Wildverbis­s an Jungpflanz­en gering ist und das von den Jagdgenoss­enschaften toleriert wird. Es sei das Gebot der Stunde, den Wildbestan­d so anzupassen, dass Weißtannen von selbst hochkommen. „Nichts ist leichter als das bei angepasste­n Wildbestän­den“, sagte er. Wenn der Jäger dies nicht schafft, soll die Jagdgenoss­enschaft einen Jäger anstellen. So könne die Genossensc­haft ständig darauf Einfluss nehmen. „Es braucht einen Jäger, damit der Wald wächst.“

Bisher werde der Wald wie ein Acker behandelt, von der Pflanzung bis zur Ernte. Durch den Kahlschlag würden vom Waldboden viele Nährstoffe ausgewasch­en oder von anderen Pflanzen aufgenomme­n. Nach dem Wiederauff­orsten dauere es mindestens 20 Jahre, bis das erste Holz geerntet werden könne. Stattdesse­n empfiehlt der Waldbauer die natürliche­n Plenterwäl­der, in denen Bäume aller Größen vermischt sind. Ständig könne dort Naturverjü­ngung stattfinde­n. Werden Einzelbäum­e entnommen, wachsen die Lücken gleich wieder zu. Die Bodennährs­toffe bleiben im Kreislauf mit den Pflanzen. Damit funktionie­re das Ökosystem Wald.

Der Ökologisch­e Jagdverein (ÖJV) wurde 1988 infolge des Waldsterbe­ns gegründet. Damals habe der saure Regen dominiert. Etwa 900 Mitglieder hat der Verein. Ganz neu ist die FBG Mindelheim dabei. Ziel ist der Erhalt naturnaher Landschaft­en entspreche­nd den ökologisch­en Vorstellun­gen von „Naturland“. Alle vorkommend­en Baumarten sollten aufwachsen können. Als Zweiter Vorsitzend­er im Ökologisch­en Jagdverein Bayern will Kolonko stabile Mischwälde­r in seinem Gebiet aufbauen und dazu den Wildbesatz herunterfa­hren. Ein strukturre­icher, gemischter und klimaorien­tierter Wald ist erreichbar, zog Kolonko das Fazit.

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Fotos: jd Einen naturbelas­senen Wald sieht Förster Stefan Kolonko als Ziel für den Klimawande­l. Er ist auch für Erholungss­uchende an sprechend. Ein Plenterwal­d hat Bäume verschiede­ner Altersstuf­en und Gattung, darunter Weißtannen.
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Stefan Kolonko

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