Wenn einer eine Reise tut ...
Wer mit der Bahn fährt, sammelt mitunter eine Menge negativer Erfahrungen mit Verspätungen oder Zügen, die einfach ausfallen. Dennoch wird dieses Verkehrsmittel nicht nur von Pendlern, sondern von Vergnügungssüchtigen aller Arten immer noch gern genutzt. Es gibt ja so viele Festtage, die man in der Gruppe feiern kann: nicht nur den Junggesellenabschied für beide Geschlechter, nein, auch den Freundinnentag oder den Männertag, an dem man alte Schulfreunde zu irgendwelchen Aktivitäten an anderen Orten treffen kann. Weil aber diese Aktivitäten erst mithilfe eines bestimmten Alkoholpegels in Schwung kommen und Autofahren also ausfällt, steigt die Gruppe frohgemut in einen Zug, in diesem Fall nach München. Erkennen kann man die Zusammengehörigkeit meist an gleichfarbigen T-Shirts mit fröhlichem Aufdruck, einem Bedürfnis, zusammenzusitzen und lautstark die Gemeinschaft zu verkünden. Von Frauenseite wird anfangs diskret das Sektgläschen aus Plastik aus dem Rucksack geholt (Dosen gibt es nur bei den Jüngeren), Bier geht zwar auch, ist aber meist den Männergruppen überlassen. Singen kommt erst später, aber Witze gibt’s, bei denen man sich kringeln kann. Nur blöd, dass da auch andere sitzen, die nicht zur Gruppe gehören, jetzt auch keinen lauwarmen Sekt oder ein schales Helles mögen. Und lachen tun die auch nicht! Herrje, was ist die Welt doch für ein Jammertal! Da muss man doch noch lauter werden. Bis München dauert es noch eine Weile, der Zug ist voll, die Freude der Mitreisenden sehr gedämpft, die Fröhlichkeit der Gruppe immer lauter. Endlich, Gleis 28, alles fällt aus dem Zug. Da soll noch einer sagen, Bahnfahren sei langweilig.