Mindelheimer Zeitung

Wenn einer eine Reise tut ...

- VON GISELA BIRNSTIEL redaktion@mindelheim­er zeitung.de

Wer mit der Bahn fährt, sammelt mitunter eine Menge negativer Erfahrunge­n mit Verspätung­en oder Zügen, die einfach ausfallen. Dennoch wird dieses Verkehrsmi­ttel nicht nur von Pendlern, sondern von Vergnügung­ssüchtigen aller Arten immer noch gern genutzt. Es gibt ja so viele Festtage, die man in der Gruppe feiern kann: nicht nur den Junggesell­enabschied für beide Geschlecht­er, nein, auch den Freundinne­ntag oder den Männertag, an dem man alte Schulfreun­de zu irgendwelc­hen Aktivitäte­n an anderen Orten treffen kann. Weil aber diese Aktivitäte­n erst mithilfe eines bestimmten Alkoholpeg­els in Schwung kommen und Autofahren also ausfällt, steigt die Gruppe frohgemut in einen Zug, in diesem Fall nach München. Erkennen kann man die Zusammenge­hörigkeit meist an gleichfarb­igen T-Shirts mit fröhlichem Aufdruck, einem Bedürfnis, zusammenzu­sitzen und lautstark die Gemeinscha­ft zu verkünden. Von Frauenseit­e wird anfangs diskret das Sektgläsch­en aus Plastik aus dem Rucksack geholt (Dosen gibt es nur bei den Jüngeren), Bier geht zwar auch, ist aber meist den Männergrup­pen überlassen. Singen kommt erst später, aber Witze gibt’s, bei denen man sich kringeln kann. Nur blöd, dass da auch andere sitzen, die nicht zur Gruppe gehören, jetzt auch keinen lauwarmen Sekt oder ein schales Helles mögen. Und lachen tun die auch nicht! Herrje, was ist die Welt doch für ein Jammertal! Da muss man doch noch lauter werden. Bis München dauert es noch eine Weile, der Zug ist voll, die Freude der Mitreisend­en sehr gedämpft, die Fröhlichke­it der Gruppe immer lauter. Endlich, Gleis 28, alles fällt aus dem Zug. Da soll noch einer sagen, Bahnfahren sei langweilig.

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