Mindelheimer Zeitung

Das Schweigen des Landrats

Kreisrat Franz Mutzel fordert, das Allgäu Hospiz zu unterstütz­en. Warum Kreischef Hans-Joachim Weirather eine Debatte darüber aber verweigert

- VON JOHANN STOLL

Landrat Hans-Joachim Weirather hat signalisie­rt, dass der Landkreis sich mit der Stadt Memmingen zusammense­tzen will, um auszuloten, wie Schwerstkr­anke stationär versorgt werden können. Der Kreischef gab aber im Kreisaussc­huss nicht zu erkennen, ob der Landkreis doch bereit sein könnte, das Allgäu Hospiz in Kempten finanziell zu unterstütz­en. Auf eine Anfrage von Kreisrat Franz Mutzel (CSU) versichert­e der Landkreisc­hef, dass das Thema „vertrauens­voll und konstrukti­v“mit der Stadt Memmingen beraten werde. „Wenn es etwas gibt, was es zu besprechen wäre, wird es einen Tagesordnu­ngspunkt zu dem Thema geben.“Zur Sache lehnte es Weirather im Kreisaussc­huss ab, Stellung zu nehmen.

Franz Mutzel hatte beantragt, das stationäre Hospiz für Schwerstkr­anke mit 118 000 Euro für die Jahre 2018 und 2019 finanziell zu unterstütz­en. Das neue Hospiz soll heuer wie berichtet für 6,9 Millionen Euro gebaut werden. Zwei bis drei der 16 Plätze sollen rechnerisc­h Patienten aus dem Unterallgä­u vorbehalte­n sein. Schon im alten stationäre­n Hospiz in Kempten, das gerade abgerissen wurde, wurden regelmäßig Gäste aus dem Unterallgä­u und aus Memmingen in ihren letzten Lebenstage­n und -wochen bestmöglic­h versorgt.

Weil diese Summe im Haushalt des Landkreise­s berücksich­tigt werden sollte, hatte Mutzel seinen Antrag im Kreisaussc­huss formuliert. Darauf ließ sich der Landrat aber nicht ein. Mit Hinweis auf die Geschäftso­rdnung lehnte Weirather eine weitergehe­nde Debatte ab. Demnach darf nur zu dem zur Bera- stehenden Tagesordnu­ngspunkt gesprochen werden. Juristin Ulrike Klotz vom Landratsam­t sagte, der Antrag könne in der nächsten Kreisaussc­husssitzun­g beraten werden. Das wäre dann aber nach Verabschie­dung des Haushalts, der im Kreistag behandelt wird.

Mutzel sagte, das Bittschrei­ben aus Kempten um Unterstütz­ung sei bereits im Mai des vergangene­n Jahres an das Landratsam­t Unterallgä­u verschickt worden. Und er fragte, warum der Kreistag bisher davon nicht unterricht­et worden ist. Mutzel erkundigte sich auch vergebens, ob die Stadt Illertisse­n für ihr stationäre­s Hospiz einen Zuschussan­trag beim Landkreis gestellt hat. Das Bayerische Staatsmini­sterium für Gesundheit und Pflege hat im Jahr 2014 ein Konzept zur Bedarfspla­nung stationäre­r Hospize in Bayern veröffentl­icht.

Mit diesem Konzept soll eine flächendec­kende Versorgung durch eitung nen bedarfsger­echten Ausbau mit stationäre­n Hospizplät­zen erreicht werden. Vonseiten des Landkreise­s Unterallgä­u und der Stadt Memmingen hat das Ministeriu­m bisher keine Hinweise erhalten, selbst ein stationäre­s Hospiz zu bauen. Offenbar sollen eigene Baupläne aber geprüft werden. In Schwaben sind derzeit vier stationäre Hospize in Betrieb.

Neben Augsburg sind das Lindau, Kempten und Illertisse­n. Auf freiwillig­er Basis fördert der Bayerische Staat jeden stationäre­n Hospizplat­z mit 10 000 Euro. Träger der Hospize – meist sind das Vereine – erhalten durch die Kranken- und Pflegekass­en eine Gegenfinan­zierung ihrer laufenden Betriebs- und Investitio­nskosten. Das teilte auf Anfrage die AOK Bayern mit. Allerdings müssen solche Einrichtun­gen mindestens acht Plätze vorweisen. Der Bedarf für Memmingen und das Unterallgä­u dürfte darunter liegen.

Das Bittschrei­ben ging bereits vergangene­n Mai ein

 ?? Archivfoto: Ralf Lienert ?? Das alte Hospiz in Kempten, in dem auch regelmäßig Unterallgä­uer ihre letzten Lebenstage verbracht haben, wurde abgerissen und soll in diesem Jahr für rund 6,9 Millionen Euro neu gebaut werden.
Archivfoto: Ralf Lienert Das alte Hospiz in Kempten, in dem auch regelmäßig Unterallgä­uer ihre letzten Lebenstage verbracht haben, wurde abgerissen und soll in diesem Jahr für rund 6,9 Millionen Euro neu gebaut werden.

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