Mindelheimer Zeitung

777 Jahre Blasmusike­rfahrung

Josefibock Die Oldies der Stadtkapel­le schwelgen mit Schunkelru­nden, G’stanzl-Sänger und Ratespiele­n in Nostalgie

- VON WILHELM UNFRIED

Mindelheim Für diese Veranstalt­ung gibt es keine Werbung, und trotzdem ist der Josefibock der Oldies der Mindelheim­er Stadtkapel­le in Windeseile ausgebucht. In diesem Jahr musste Organisato­r Franz Drexel sogar noch einen dritten Abend anhängen. Der Josefibock der Oldies der Stadtkapel­le ist ein Bockbierab­end, wie man ihn von früher kennt: mit mitreißend­er Blasmusik und wichtig, Derblecken. Und dazu das passende Lokal, der „Saal“der Taverne Reichsadle­r.

Vor Jahren hatten ein paar ältere Herrschaft­en der Stadtkapel­le die Idee, im kleinen Kreis ohne Stress weiter der Pflege der Blasmusik nachzugehe­n. Später entstand dann die Idee des Josefiaben­ds. In diesem Jahr standen nicht weniger als 777 gewichtige Jahre der Blasmusik auf der Bühne: Senior ist der frühere Dirigent der Stadtkapel­le Roland Mühlbauer (Trompete) mit 87 Jahren, gefolgt von Karl Maier mit 86 Jahren an der Posaune. Dem Ensemble gehören weiter an: Willi Drexel (79 Jahre) Baryton, Heinz Drexel (76) Posaune, Franz Drexel (73) Tenorhorn, Martin Klinger und Lex Eben (Schlagzeug), beide 68 Jahre. Walter Epp (64), ist der musikalisc­he Leiter, und spielt ebenfalls Flügelhorn. Josef Dieterich (59) bläst die Tuba. Dazu kommen die „Youngsters“Erwin Geiger (Trompete) und Sepp Korda (Trompete), beide 59 Jahre alt.

Die Seele der Truppe ist natürlich Franz Drexel, der mit spitzer Zunge das Stadtgesch­ehen aufs Korn nimmt. Als G’stanzl-Sänger zeigte er sich wieder rund ums Rathaus bestens informiert. Sein Fett bekam Kulturamts­leiter Christian Schedler ab, dem es wieder einmal gelungen sei, rechtzeiti­g zum Frundsberg­fest eine bedeutende Entdeckung zu machen. Dazu sang der Franz: „Ja jez hot doch onser Kulturamt Schedler, scho wieder so ein millionens­chwe(Flügelhorn) res Jesulein aus dem 13. Jahrhunder­t entdeckt, dass jez endlich a mol a Ruh isch, wird des Jesulein samt Schedler im Museum hinter Panzerglas versteckt!“

Weiter streifte er das kleinste Café Deutschlan­ds beim Kampf um die Parkplätze in der Maximilian­straße. Die Sanierung des Fußballpla­tzes hätte man sich sparen können, denn so wie „die spielen, hätte auch ein Kartoffela­cker gereicht“, meinte er.

Und auch der ehrwürdige Reichsadle­r wurde bedacht: „So jetzt hanmer doch Gott sei Dank, no rechtzeiti­g en Reichsadle­rwirt gefunden. Ja die Letschte isch im vergangnen Johr, beim schlechten Biergarten­wetter verschwund­en.“Zuvor hatte Franz Drexel mit seinem Stammtisch­bruder Josef (Korda) das Stadtgesch­ehen unter die Lupe genommen. Sie beschäftig­ten sich wie viele Mindelheim­er mit der Frage, welchen Namen nun der Brunnen an der Jesuitenki­rche bekommen soll.

Zum Ausruhen gab es dann Schunkellr­unden und feine Blasmusik, von der Polka über einen Walzer bis zum zackigen Marsch. Und was wäre ein Bockabend ohne Ratespiel: So durften die Besucher sich den Kopf über das Gewicht eines Gemüsekorb­es zerbrechen. Außerdem gab es auch eine Tombola, deren Erlös die Unkosten der Oldies für das ganze Jahr decken müsse. Dazwischen wurden noch viel geratscht: Wie war’s doch früher schön im Kolpinghau­s, als bei den Bockbierfe­sten der Stadtkapel­le bei der Tombola ein echter Geißbock gewonnen werden konnte?

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Als ihn Josef Korda (links) und der Wirt des Reichsadle­rs, Rudi Podoschek, beherzt in die Mitte nahmen, wäre es beinahe um Franz Drexel geschehen gewesen.
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Fotos: Unfried Roland Mühlbauer ist mit 87 Jahren der älteste der Oldies.

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