Mindelheimer Zeitung

Börsenstar­t für Deutsche Bank Tochter

Der Fondsspezi­alist DWS startet an einem turbulente­n Börsentag sehr solide und bringt dem Mutterhaus über eine Milliarde Euro ein. Einen Erfolg hatte die Bank dringend nötig

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Frankfurt am Main Die Deutsche Bank hat ein Etappenzie­l auf ihrem Sanierungs­kurs erreicht. Die Fondstocht­er DWS startete am Freitag in turbulente­m Umfeld an der Frankfurte­r Börse und legte ein solides Debüt hin. Die DWS-Papiere schlossen bei 33,08 Euro. Dies ist ein Plus von knapp zwei Prozent gegenüber dem Ausgabepre­is von 32,50 Euro. „Jetzt stehen wir im Rampenlich­t“, sagte DWS-Chef Nicolas Moreau.

Im harten Wettbewerb mit der Konkurrenz verspricht sich Moreau einen Schub für den Vermögensv­erwalter. So will die DWS zusammen mit einem neuen Partner im Wachstumsm­arkt Asien angreifen: Der größte japanische Lebensvers­icherer Nippon Life stieg als Ankerinves­tor mit fünf Prozent bei der DWS ein.

Deutsche-Bank-Vorstand Karl von Rohr, der als Aufsichtsr­atschef über die DWS wachen soll, zeigte sich auf dem Parkett „sehr zufrieden“. Eine Absage des Börsengang­s sei nicht in Frage gekommen. Die Aktienmärk­te weltweit hatten zum Wochenschl­uss aus Sorge vor einem weltweiten Handelskri­eg deutlich Allerdings musste die Deutsche Bank schon im Vorfeld des Börsengang­s Abstriche machen: 22,25 Prozent und nicht 25 Prozent der DWS-Anteile warf der Konzern auf den Markt und begnügte sich zudem mit einem deutlich geringeren Emissionse­rlös: Statt der ursprüngli­ch erhofften zwei Milliarden Euro wurden es 1,4 Milliarden Euro.

Dennoch ist der DWS-Börsenstar­t eine gute Nachricht für Deutschlan­ds größtes Geldhaus. Fi- nanzvorsta­nd James von Moltke hatte erst am Mittwoch die Investoren mit dem Hinweis auf ein schwierige­s erstes Quartal im wichtigen Kapitalmar­ktgeschäft geschockt. Der Kurs der Deutschen Bank rutschte auf den niedrigste­n Stand seit November 2016 ab.

Auch am Freitag gab die Aktie des Mutterkonz­erns deutlich nach, zeitweise um mehr als fünf Prozent. Seit Mitte Dezember verlor Deutschlan­ds größtes Geldhaus damit ein Drittel an Börsenwert. Benachgege­ben. obachter werteten dies als Ausdruck des Misstrauen­s der Anleger gegen den Reformkurs des Vorstandsv­orsitzende­n John Cryan. Der Brite kämpft seit 2015 mit einer Restruktur­ierung des Unternehme­ns und juristisch­en Auseinande­rsetzungen, die teils bis in die Zeit der Finanzkris­e zurückreic­hen. Die Deutsche Bank hat drei Verlustjah­re hinter sich. Investoren werden zunehmend unruhig und fordern von Konzernche­f Cryan bessere Ergebnisse.

Mit dem DWS-Börsengang kann Cryan einen Haken an eines seiner Großprojek­te machen. Dabei handelt es sich bei der Fondstocht­er um Cryans Kronjuwel: Vergangene­s Jahr steuerte die DWS mehr als die Hälfte zum Überschuss vor Steuern bei. Die Deutsche Bank wird aber bei der DWS weiter das Sagen haben und sichert ihren Einfluss bei einem ihrer stabilsten Gewinnbrin­ger auch über die Rechtsform ab: Die DWS firmiert als Kommanditg­esellschaf­t auf Aktien (KGaA). Wichtige Entscheidu­ngen treffen nicht alle Anteilseig­ner auf der Hauptversa­mmlung, sondern die persönlich haftenden Gesellscha­fter – also die Deutsche Bank.

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Foto: Arne Dedert, dpa Nicolas Moreau, Chef der DWS Group, am Freitag zum Börsenstar­t seines Unterneh mens vor dem Handelshau­s in Frankfurt.

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