Daumen
Der Daumen ist ein unterschätztes Körperglied. Was sich schon daran ermessen lässt, dass er meist in wenig anerkennenswertem Umfeld Erwähnung findet: Wer Daumen dreht, ist nicht auf Zack, und ein Däumling ist schlichtweg ein zu kurz Geratener. Dabei hat der Daumen, nebst Simpelfunktionen wie dem Halten eines Glases oder dem Zählen von Geld, noch eine weiteres wichtiges Spezifikum. Er schafft Orientierung. Schon dem Kind wird mithilfe des Daumens die Richtung gewiesen: Links ist da, wo der Daumen rechts ist.
Doch auch im Leben der Erwachsenen ist der Daumen ein unverzichtbarer Orientierungsratgeber. Das wussten schon die alten Römer. Soll dem am Boden Liegenden in der Arena der finale Stoß versetzt werden oder nicht? Alles eine Frage des Daumens: rauf oder runter. Der Bedeutungskern der Geste hat sich sogar in weniger blutige Zeiten herübergerettet. Wer sich mit hoch erhobenem Daumen zeigt, der muss ein Sieger sein.
Die universale Signalwirkung des Daumens haben auch die Schlaumeier von Facebook erkannt und dem kleinen Kurzen deshalb virtuelles Leben eingehaucht. Jetzt wird der Daumen eifrig im sozialen Netzwerkzirkus hoch gehalten. Lästerstimmen meinen, das sei oft auch nicht viel anders als damals bei Nero & Co.
Aber so sehr der Daumen auch die grobe Richtung vorzugeben vermag, zur Feinbestimmung taugt er nicht. Wer beim Rechnen nicht den Daumen drauf hat auf dem Exempel, der kalkuliert wahrscheinlich nach der Methode „Pi mal Daumen“. So wie die Finanzverwalter des Bistums Eichstätt. Wer aber an solcher Stelle nur mal grob über den Daumen peilt, für den muss gelten: Daumen runter!