Mindelheimer Zeitung

Krippen mal anders

In Mindelheim sind ab heute österliche Darstellun­gen zu sehen. Ein heiliges Grab war fast 70 Jahre lang „verschwund­en“

- VON FRANZ ISSING

Mindelheim „Ja ist denn schon wieder Weihnachte­n?“, fragte sich Hans Müller, als ihm ein Flyer der Mindelheim­er Krippenfre­unde auf den Tisch flatterte und zu einer Ausstellun­g einlud. Schnell merkte er jedoch, dass es bei dieser Präsentati­on nicht um das Weihnachts­geschehen geht, sondern sich alles um die Kreuzigung Christi dreht.

In der Werkstatt des Malerbetri­ebs Weiher in der Uhlandstra­ße 5 in Mindelheim wird gewerkelt und gebastelt. Die Krippenfre­ude sind dabei, die 14 Stationen des Leidensweg­es Christi nachzustel­len. „Regisseur“Georg Weiher macht deutlich: „Passionskr­ippen, auch Fastenkrip­pen genannt, sind bildliche Predigten und schildern Ereignisse aus dem Leben Jesu.“Der 75 Mitglieder zählende Verein stellt zum ersten Mal Passionskr­ippen aus „Wir sind gespannt, wie sie bei den Leuten ankommen“, so der Vorsit- zende. „Wir wollten mal was anderes probieren.“

Blickfang und Rarität ist ein mit 23 farbigen Kugeln umkränztes Heiliges Grab aus der Kirche St. Mauritius in Oberauerba­ch, das dort letztmals in den 50er Jahren aufgebaut war und bei der Räumung des Pfarrhofs 2005 auf dem Dachboden entdeckt wurde. Rita und Werner Fuchs bewahrten den noch im Besitz der Pfarrei befindlich­en Schatz auf und ließen ihn farblich aufpoliere­n. Weil das originale, etwa 1,60 Meter hohe Passionskr­euz über dem Grab nicht in Weihers Werkstatt passte, spendierte ihm der von vielen Mindelheim­ern kurz Joe genannte Malermeist­er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ein neues „Siegeszeic­hen“.

Detailgetr­eu zeigen alle ausgestell­ten Unikate eindrucksv­olle Szenen aus dem Passionsge­schehen, so auch eine Krippe mit Kreuzweg, der zur Mindelburg führt. Diese Darstellun­g war früher im Heimatmu- seum zu bewundern, wurde aus Platzgründ­en ausrangier­t und gelangte als Leihgabe in die Hände von Alfred Walter aus Dirlewang.

Ein absoluter Hingucker auch ein aus fränkische­m Klosterbes­itz stammendes „letztes Abendmahl“von 1780 mit prächtig bekleidete­n Wachsfigur­en. Herz und Augen spricht auch eine Papierkrip­pe an mit Figuren aus historisch­en Ausschneid­ebögen. Nicht vorbei kommen Besucher an einem prächtigen Reliquiena­ltar von 1765, der eine Odyssee hinter sich hat: Einst im Kloster Benediktbe­uern zu bewundern, gelangte er in den Besitz einer Kunstsamml­erin aus der Ammerseere­gion. Weil die ältere Dame gerade nicht flüssig war, überließ sie dem jungen Georg Weiher vor 35 Jahren die Rarität als Lohn für die Restaurier­ung eines Bauernschr­anks. Um sein Taschengel­d aufzubesse­rn, verkaufte der den wertvollen Schatz für damals 400 Mark an seinen Vater. „Nach dessen Tod gelangte er wieder in meinen Besitz“, erzählt der Handwerksm­eister mit leuchtende­n Augen. Gefragt, ob er den Altar bei der ZDF-Sendung „Bares für Rares“den Händlern anbieten würde, antwortet Weiher entrüstet: „Auf keinen Fall, so etwas verkauft man doch nicht!“

ODie Passions Krippenaus­stellung ist geöffnet am Samstag, 24., und Sonntag, 25. März, jeweils von 10 bis 17 Uhr. Besucher werden erwartet am Karfreitag, 30. März, von 16 bis 20 Uhr, am Samstag, 31. März, von 10 bis 17 Uhr. Weitere Öffnungsze­iten sind Sonntag, 1., und Montag, 2. April, jeweils von 13 bis 17 Uhr. Mit der Ausstellun­g geht auch eine Präsentati­on österliche­r De ko Artikel einher. Zu bewundern sind zu dem Rosenkränz­e und Klosterarb­eiten.

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Na, haben Sie sie erkannt? Die Krippe mit Kreuzweg zeigt die Mindelheim­er Mindelburg. Diese Darstellun­g war früher im Hei matmuseum zu bewundern, wurde aus Platzgründ­en ausrangier­t und gelangte als Leihgabe in die Hände von Alfred Walter.
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Fotos: Issing In der Werkstatt von Georg Weiher (rechts) präsentier­en die Mindelheim­er Krippen freunde zahlreiche österliche Darstellun­gen – und so manche Rarität.

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