Krippen mal anders
In Mindelheim sind ab heute österliche Darstellungen zu sehen. Ein heiliges Grab war fast 70 Jahre lang „verschwunden“
Mindelheim „Ja ist denn schon wieder Weihnachten?“, fragte sich Hans Müller, als ihm ein Flyer der Mindelheimer Krippenfreunde auf den Tisch flatterte und zu einer Ausstellung einlud. Schnell merkte er jedoch, dass es bei dieser Präsentation nicht um das Weihnachtsgeschehen geht, sondern sich alles um die Kreuzigung Christi dreht.
In der Werkstatt des Malerbetriebs Weiher in der Uhlandstraße 5 in Mindelheim wird gewerkelt und gebastelt. Die Krippenfreude sind dabei, die 14 Stationen des Leidensweges Christi nachzustellen. „Regisseur“Georg Weiher macht deutlich: „Passionskrippen, auch Fastenkrippen genannt, sind bildliche Predigten und schildern Ereignisse aus dem Leben Jesu.“Der 75 Mitglieder zählende Verein stellt zum ersten Mal Passionskrippen aus „Wir sind gespannt, wie sie bei den Leuten ankommen“, so der Vorsit- zende. „Wir wollten mal was anderes probieren.“
Blickfang und Rarität ist ein mit 23 farbigen Kugeln umkränztes Heiliges Grab aus der Kirche St. Mauritius in Oberauerbach, das dort letztmals in den 50er Jahren aufgebaut war und bei der Räumung des Pfarrhofs 2005 auf dem Dachboden entdeckt wurde. Rita und Werner Fuchs bewahrten den noch im Besitz der Pfarrei befindlichen Schatz auf und ließen ihn farblich aufpolieren. Weil das originale, etwa 1,60 Meter hohe Passionskreuz über dem Grab nicht in Weihers Werkstatt passte, spendierte ihm der von vielen Mindelheimern kurz Joe genannte Malermeister in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ein neues „Siegeszeichen“.
Detailgetreu zeigen alle ausgestellten Unikate eindrucksvolle Szenen aus dem Passionsgeschehen, so auch eine Krippe mit Kreuzweg, der zur Mindelburg führt. Diese Darstellung war früher im Heimatmu- seum zu bewundern, wurde aus Platzgründen ausrangiert und gelangte als Leihgabe in die Hände von Alfred Walter aus Dirlewang.
Ein absoluter Hingucker auch ein aus fränkischem Klosterbesitz stammendes „letztes Abendmahl“von 1780 mit prächtig bekleideten Wachsfiguren. Herz und Augen spricht auch eine Papierkrippe an mit Figuren aus historischen Ausschneidebögen. Nicht vorbei kommen Besucher an einem prächtigen Reliquienaltar von 1765, der eine Odyssee hinter sich hat: Einst im Kloster Benediktbeuern zu bewundern, gelangte er in den Besitz einer Kunstsammlerin aus der Ammerseeregion. Weil die ältere Dame gerade nicht flüssig war, überließ sie dem jungen Georg Weiher vor 35 Jahren die Rarität als Lohn für die Restaurierung eines Bauernschranks. Um sein Taschengeld aufzubessern, verkaufte der den wertvollen Schatz für damals 400 Mark an seinen Vater. „Nach dessen Tod gelangte er wieder in meinen Besitz“, erzählt der Handwerksmeister mit leuchtenden Augen. Gefragt, ob er den Altar bei der ZDF-Sendung „Bares für Rares“den Händlern anbieten würde, antwortet Weiher entrüstet: „Auf keinen Fall, so etwas verkauft man doch nicht!“
ODie Passions Krippenausstellung ist geöffnet am Samstag, 24., und Sonntag, 25. März, jeweils von 10 bis 17 Uhr. Besucher werden erwartet am Karfreitag, 30. März, von 16 bis 20 Uhr, am Samstag, 31. März, von 10 bis 17 Uhr. Weitere Öffnungszeiten sind Sonntag, 1., und Montag, 2. April, jeweils von 13 bis 17 Uhr. Mit der Ausstellung geht auch eine Präsentation österlicher De ko Artikel einher. Zu bewundern sind zu dem Rosenkränze und Klosterarbeiten.