Mindelheimer Zeitung

Totgesagte leben eben doch länger

„Ab in den Süden“bringt Kurtheater zum Beben und zeigt, dass der deutsche Schlager nichts von seiner Anziehungs­kraft und Lebendigke­it eingebüßt hat

- VON HELMUT BADER

Bad Wörishofen Espen Nowacki und seine Produktion­en „Musical Moments“und „Ab in den Süden“sind in Bad Wörishofen keine Unbekannte­n. Auch wenn diesmal bei „Ab in den Süden“Espen Nowacki selbst nicht mit von der Partie war, so brachte die beliebte Schlagerko­mödie auch diesmal das Kurtheater wieder zum Beben.

Die Show ist ein Mix aus alten Schlagern bis hin zu neueren wie etwa das „Atemlos“von Helene Fischer oder das „Fliegerlie­d“. Das Ganze ist in eine äußerst turbulente Handlung mit drei Paaren eingebette­t, die unterschie­dlicher nicht sein könnten. Alle drei Paare fahren in den Süden, in diesem Fall nach Italien, in den Urlaub und treffen dort aufeinande­r. Schon allein, dass der Schüler „Torben“mit seiner Freundin „Marina“seinem Mathelehre­r und dessen ulkiger Frau Resi begegnet, gibt dem Spiel eine besondere Würze.

Das Lied „Zwei kleine Italiener“ist der passende Einstieg dafür. Dazu kommen mit dem „Playboy Johnny“und dessen solider Partnerin „Anita“noch zwei weitere unterschie­dliche Charaktere. Dass diese sich schließlic­h in diversen Beziehungs­verhältnis­sen mischen, sorgt für viele äußerst unterhalts­ame Aktionen auf der Bühne.

Dass diese stets mit bekannten Schlagern unterlegt werden, führt dazu, dass auch das Publikum aktiv in die Handlung auf der Bühne mit einbezogen wird, was dieses auch gerne annahm. So wurde eifrig mitgesunge­n und mitgeklats­cht und den zahlreiche­n Aufforderu­ngen, aufzustehe­n, ebenfalls bereitwill­ig Folge geleistet. Dies alles führte zu einer begeistern­den Stimmung im Saal, die auch am Ende im stürmische­n Applaus und in Zugaberufe­n ihre Bestätigun­g fand.

Maßgeblich dazu bei trugen die zahlreiche­n bekannten Schlager, jeweils passend zur Handlung. Klar, dass da Lieder wie „Schön ist es auf der Welt zu sein“, „Marina, Marina“, „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“, „Mit 17 hat man noch Träume“oder „Rote Lippen soll man küssen“und viele mehr nicht fehlen durften. Beim Anblick der jungen Marina singt dann der Mathelehre­r eben schmachten­d „17 Jahr, blondes Haar“, diese wiederum möchte zwischendu­rch lieber „einen Cowboy als Mann“und der Playboy wünscht sich von der Lehrerehef­rau „Tanze Samba mit mir“. Sichtlich wohl in ihren Rollen fühlten sich die sechs ausgebilde­ten Musical-Stars auf der Bühne und gaben alles, um die Besucher bestens und humorvoll zu unterhalte­n.

An der Spitze sei hier Sven Prüwer als Mathelehre­r mit seiner stets spaßig gespielten Anmache der jungen Marina gegenüber genannt. Er bewies mit auch körperlich­em Einsatz, dass er zumindest im Urlaub kein steifer Beamter sein möchte. Für die meisten Lacher jedoch sorgte Jeanne-Marie Nigl als seine korpulente Frau „Resi“. Ihre Darstellun­g als echte männermord­ende „Xanthippe“hatte, was das Humorvolle anging, absolutes Spitzenfor­mat. Eva Kuperin war die liebenswür­dige junge und begehrte „Marina“und spielte die Rolle mit ebenso viel Witz wie Charme, während Dominic Niedenzau als ihr Partner „Torben“als junger Student glänzte. Finn Reichwein gab mit der vielleicht besten Stimme des Abends im Spiel den eigenwilli­gen Playboy „Johnny“. Besondere Anerkennun­g verdiente Nadia Anche, die kurzfristi­g wegen eines Ausfalls für diesen Abend in die Rolle der „Anita“schlüpfte und diese so gut ausfüllte, dass davon eigentlich nichts zu merken war.

Da alle sechs Akteure auf stimmlich ausgezeich­netem Niveau agierten, wurde aus „Ab in den Süden“ein überaus fröhlicher, stimmungsv­oller Abend, der letztendli­ch bei fast voll besetztem Kurtheater außerdem bewies, dass der deutsche Schlager zumindest beim entspreche­nden Publikum und bei entspreche­nder Präsentati­on, nach wie vor eine große Anhängersc­har besitzt.

 ?? Foto: Helmut Bader ?? Die sechs Akteure gaben in der Schlager Komödie „Ab in den Süden“alles, um dem Publikum einen fröhlichen Abend zu bereiten.
Foto: Helmut Bader Die sechs Akteure gaben in der Schlager Komödie „Ab in den Süden“alles, um dem Publikum einen fröhlichen Abend zu bereiten.

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