Totgesagte leben eben doch länger
„Ab in den Süden“bringt Kurtheater zum Beben und zeigt, dass der deutsche Schlager nichts von seiner Anziehungskraft und Lebendigkeit eingebüßt hat
Bad Wörishofen Espen Nowacki und seine Produktionen „Musical Moments“und „Ab in den Süden“sind in Bad Wörishofen keine Unbekannten. Auch wenn diesmal bei „Ab in den Süden“Espen Nowacki selbst nicht mit von der Partie war, so brachte die beliebte Schlagerkomödie auch diesmal das Kurtheater wieder zum Beben.
Die Show ist ein Mix aus alten Schlagern bis hin zu neueren wie etwa das „Atemlos“von Helene Fischer oder das „Fliegerlied“. Das Ganze ist in eine äußerst turbulente Handlung mit drei Paaren eingebettet, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Alle drei Paare fahren in den Süden, in diesem Fall nach Italien, in den Urlaub und treffen dort aufeinander. Schon allein, dass der Schüler „Torben“mit seiner Freundin „Marina“seinem Mathelehrer und dessen ulkiger Frau Resi begegnet, gibt dem Spiel eine besondere Würze.
Das Lied „Zwei kleine Italiener“ist der passende Einstieg dafür. Dazu kommen mit dem „Playboy Johnny“und dessen solider Partnerin „Anita“noch zwei weitere unterschiedliche Charaktere. Dass diese sich schließlich in diversen Beziehungsverhältnissen mischen, sorgt für viele äußerst unterhaltsame Aktionen auf der Bühne.
Dass diese stets mit bekannten Schlagern unterlegt werden, führt dazu, dass auch das Publikum aktiv in die Handlung auf der Bühne mit einbezogen wird, was dieses auch gerne annahm. So wurde eifrig mitgesungen und mitgeklatscht und den zahlreichen Aufforderungen, aufzustehen, ebenfalls bereitwillig Folge geleistet. Dies alles führte zu einer begeisternden Stimmung im Saal, die auch am Ende im stürmischen Applaus und in Zugaberufen ihre Bestätigung fand.
Maßgeblich dazu bei trugen die zahlreichen bekannten Schlager, jeweils passend zur Handlung. Klar, dass da Lieder wie „Schön ist es auf der Welt zu sein“, „Marina, Marina“, „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“, „Mit 17 hat man noch Träume“oder „Rote Lippen soll man küssen“und viele mehr nicht fehlen durften. Beim Anblick der jungen Marina singt dann der Mathelehrer eben schmachtend „17 Jahr, blondes Haar“, diese wiederum möchte zwischendurch lieber „einen Cowboy als Mann“und der Playboy wünscht sich von der Lehrerehefrau „Tanze Samba mit mir“. Sichtlich wohl in ihren Rollen fühlten sich die sechs ausgebildeten Musical-Stars auf der Bühne und gaben alles, um die Besucher bestens und humorvoll zu unterhalten.
An der Spitze sei hier Sven Prüwer als Mathelehrer mit seiner stets spaßig gespielten Anmache der jungen Marina gegenüber genannt. Er bewies mit auch körperlichem Einsatz, dass er zumindest im Urlaub kein steifer Beamter sein möchte. Für die meisten Lacher jedoch sorgte Jeanne-Marie Nigl als seine korpulente Frau „Resi“. Ihre Darstellung als echte männermordende „Xanthippe“hatte, was das Humorvolle anging, absolutes Spitzenformat. Eva Kuperin war die liebenswürdige junge und begehrte „Marina“und spielte die Rolle mit ebenso viel Witz wie Charme, während Dominic Niedenzau als ihr Partner „Torben“als junger Student glänzte. Finn Reichwein gab mit der vielleicht besten Stimme des Abends im Spiel den eigenwilligen Playboy „Johnny“. Besondere Anerkennung verdiente Nadia Anche, die kurzfristig wegen eines Ausfalls für diesen Abend in die Rolle der „Anita“schlüpfte und diese so gut ausfüllte, dass davon eigentlich nichts zu merken war.
Da alle sechs Akteure auf stimmlich ausgezeichnetem Niveau agierten, wurde aus „Ab in den Süden“ein überaus fröhlicher, stimmungsvoller Abend, der letztendlich bei fast voll besetztem Kurtheater außerdem bewies, dass der deutsche Schlager zumindest beim entsprechenden Publikum und bei entsprechender Präsentation, nach wie vor eine große Anhängerschar besitzt.