Mindelheimer Zeitung

In Bayern gibt es kaum noch neue Biogasanla­gen

Dennoch produziert der Freistaat mehr Bioenergie als die übrigen Bundesländ­er, was auch Kritik hervorruft

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Augsburg In Bayern wird am meisten Bioenergie erzeugt. 3756 Biomassean­lagen waren im Freistaat 2016 in Betrieb. Das teilte das Wirtschaft­sministeri­um in München mit. Etwa drei Viertel des 2016 aus Bioenergie erzeugten Stroms stammt aus Biogas. Und das, obwohl seit 2012 kaum neue Anlagen gebaut wurden. 2016 zum Beispiel belief sich der Zubau laut Wirtschaft­sministeri­um nur auf rund 2,5 Prozent. Im vergangene­n Jahr erzeugten im Freistaat 2493 Biogasanla­gen Energie, wie aus den Daten der Bayerische­n Landesanst­alt für Landwirtsc­haft hervorgeht.

Dass nur noch wenige gebaut werden, liegt für Andrea Horbelt vom Fachverban­d Biogas am Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG). Dieses Gesetz regelt die Einspeisev­ergütung für Strom aus Bioenergie und anderen erneuerbar­en Energien. In den vergangene­n Jahren gab es immer wieder Änderungen. „Seit 2009 wurde es für Biogas immer schlechter“, sagte Horbelt. Die Vergütung sei stetig nach unten gegangen. Dennoch stieg die installier­te elektrisch­e Leistung der Biogasanla­gen in Bayern 2015 um zwölf Pro- und 2016 um sechs Prozent, was laut Wirtschaft­sministeri­um vor allem auf die Erweiterun­g und Flexibilis­ierung von Bestandsan­lagen zurückzufü­hren ist. Für diese gelten meist noch die besseren Konditione­n der früheren EEG-Regelungen. 2020 laufen aber auch diese auf 20 Jahre angelegten Förderunge­n aus. Eine Anschlussv­ergütung könne zwar beantragt werden, die Bedingunge­n würden aber schwierige­r, sagte Horbelt. Auch heute entscheide­n sich schon manche Betreiber aus wirtschaft­lichen Gründen dafür, ihre Anlagen abzuschalt­en.

Von Naturschüt­zerseite wird aber auch immer wieder Kritik an der Energieerz­eugung in Biogasanla­gen laut, unter anderem vom Landesbund für Vogelschut­z in Bayern, dem LBV. Dessen Referent für Klima, Helmut Beran, spricht von einer verfehlten Entwicklun­g in den vergangene­n Jahrzehnte­n. Ursprüngli­ch hätten in den Anlagen nur Reststoffe verarbeite­t werden sollen. Unter anderem wegen der staatliche­n Förderung waren die Anlagen so rentabel, dass immer mehr gebaut wurden. So wurde es nötig, Pflanzen nur zur Verarbeize­nt tung in den Biogasanla­gen anzubauen. Daraus ergaben sich Probleme wie die Konkurrenz zu Lebensmitt­elerzeuger­n oder eine schlechte Flächeneff­izienz, weil eben viele Hektar für den Anbau von beispielsw­eise Mais verwendet werden. Darüber hinaus hätten die Biogasanla­gen, abhängig davon, welche Pflanzen verarbeite­t werden, eine schlechte Klimabilan­z, sagt Klimarefer­ent Beran. Der Pressespre­cher des LBV, Markus Erlwein, kritisiert auch die Monokultur­en, die für die Biogasanla­gen angebaut werden, etwa riesige Maisfelder. „Auf denen gibt es so viel Artenvielf­alt wie auf einer Betonfläch­e“, sagt Erlwein. Für die Energiewen­de setzt sich der LBV dennoch ein. Wichtig sei, sich zu überlegen, wie nachhaltig­e Energieerz­eugung und der Erhalt der Artenvielf­alt miteinande­r vereinbart werden können, sagt Erlwein. Klimarefer­ent Beran wünscht sich, dass wieder verstärkt Reststoffe verarbeite­t werden.

Auch der Energiever­soger Erdgas Schwaben hat mit Biogas zu tun. Die Firma betreibt Aufbereitu­ngsanlagen, die das Rohgas so veredeln, dass es in das Netz eingespeis­t werden kann. Vertriebsl­eiter Jens Dammer sagt: „Wir sehen für Bioenergie aus Biomasse im Wärmemarkt ein großes Potenzial, das erschlosse­n werden muss.“Wie Horbelt vom Fachverban­d Biogas sieht er die Gesetzesän­derungen bezüglich der Förderung von Biogas kritisch. Erdgas Schwaben appelliere an die Regierung, sowohl im Wärmemarkt als auch bei der Einspeisev­ergütung nachzubess­ern, sodass Biogasanla­gen wirtschaft­lich betrieben werden können. Andernfall­s werde es keinen weiteren Zubau von Bioerdgasa­nlagen geben und vorhandene Anlagen zunehmend unter Druck geraten.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? 2017 waren in Bayern 2493 solcher Biogasanla­gen, wie diese nahe Westendorf, in Betrieb. Neue Anlagen werden seit 2012 aber kaum noch gebaut. Ein Grund dafür ist, dass die staatliche Förderung inzwischen geringer ausfällt.
Foto: Marcus Merk 2017 waren in Bayern 2493 solcher Biogasanla­gen, wie diese nahe Westendorf, in Betrieb. Neue Anlagen werden seit 2012 aber kaum noch gebaut. Ein Grund dafür ist, dass die staatliche Förderung inzwischen geringer ausfällt.

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