Es gibt noch viel zu erfahren
Zur Wiedereröffnung der Carl-Millner-Galerie kamen viele Interessierte, darunter auch die Nachfahren des Malers
Mindelheim Passend zu den Bildern der Hauptperson des Abends klangen romantische Klänge von Gitarren und Harfe durch die Räume des Mindelheimer Museums. Dem Landschaftsmaler Carl Millner, der ganz im Stil der Münchner Schule bevorzugt Gebirgslandschaften, wilde Wasserfälle und Ruinen gemalt hatte, hätte es sicher gefallen. Die fast 150 Besucher jedenfalls waren sehr angetan über die Stücke, die Stephan Pregler, Edith Lehner und Janine Unglert zum Besten gaben. Und natürlich interessierten sie sich sehr für die neue Anordnung der Bilder und Skizzen Millners in den Räumen des Collegs – vor allem, da seit der Schließung vor rund viereinhalb Jahren so viel Neues zum Bestand hinzugekommen ist, etwa ein Selbstporträt des Malers sowie eine Büste, die auf Anweisung Ludwigs I. angefertigt worden war.
Dass diese Stücke nun in Mindelheim zu sehen sind, ist auch das Verdienst von Ulla und Peter Lang. Das Ehepaar stammt direkt von Carl Millner ab: „Meine Urgroßmutter war mit dem Sohn Millners verheiratet“, erzählt Lang, der mit seiner Frau in Hohenpeißenberg lebt. Da der Sohn des berühmten Landschaftsmalers ebenfalls Karl hieß, kommt es noch heute zu Verwechslungen. Erstens, weil beide manchmal mit K und manchmal mit C in Dokumenten erwähnt werden, und zweitens, weil der Sohn das Talent des Vaters offenbar geerbt und ebenfalls gemalt hat – wenn auch nur neben seiner Tätigkeit als Amtsgerichtsrat in Weiden/Oberpfalz.
Peter Lang hat die Büste von seiner Tante geerbt. „Und einen ganzen Stapel an Dokumenten, die mein Großvater über den berühmten Vorfahr zusammengetragen hat“, berichtet er. Unter anderem sind die beiden Heiratsurkunden Millners erhalten, Akten über Erbschaftsstreitigkeiten und mehr. Leider sei dies aber alles in der Sütterlinschrift verfasst, weshalb ihm die Entzifferung reichlich schwerfalle, gibt der Ur-Urenkel des Malers zu.
Doch Kulturamtsleiter Christian Schedler ist sich sicher, dass in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt, dem Stadtarchiv München und den Nachkommen noch einiges über das Leben Carl Millners herausgefunden werden kann. Schon jetzt können die Besucher des jüngsten der Mindelheimer Museen schon viel mehr über Millner erfahren als bei der Eröffnung 2012: etwa, wie die Werke entstanden sind, wie der Maler aussah und woher seine Begeisterung für die Wucht der Natur kam.
Friederike Haber hat das neue Konzept erarbeitet und freut sich sehr: „Die Salonmalerei der Münchner Schule ist wieder in und wird nicht mehr als Kitsch bezeichnet.“Die Schattenseite des Booms: „Die Millner-Bilder sind vergleichsweise teuer geworden“, beklagt Schedler, der gerne noch mehr von den romantischen Landschaften hätte. Aber das sei Jammern auf hohem Niveau, schließlich sei durch die jahrelange intensive Recherche zu den Arbeiten Millners das Mindelheimer Museum zum Spezialisten in der Sache geworden.
Auch wenn an diesem Abend noch betont wurde, dass der akademische Maler von seinem Talent leben konnte, erzählt Ulla Lang, dass es schon auch immer mal auf und ab ging mit den Einkünften. So musste Millner manchmal auch auf Porzellanmalereien auf Broschen und Pfeifenköpfen zurückgreifen, um über die Runden zu kommen. Ein wunderschönes Beispiel dieser filigranen Kunstwerke trug Ulla Lang an diesem Abend an ihrem Kleid. Inwiefern die Leihgaben ihre Zukunft ganz in Mindelheim haben werden, ist noch nicht geklärt. Dass das Museum gemeinsam mit dem Ehepaar Lang die Forschung über Millner vorantreiben wird, ist jedoch jetzt schon sicher.