Ins gemachte Nest
Nach einem Tierdrama im vergangenen Jahr haben Vogelschützer und Forstbetrieb Nisthilfen für den Waldvogel installiert
Im Unterallgäu leben wieder seltene Schwarzstörche. Damit sich die Vögel ins gemachte Nest setzen können, wurden jetzt zwei künstliche Nisthilfen errichtet. »
Unterallgäu Gemeinsam für den Schwarzstorchschutz: In enger Zusammenarbeit haben Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten und der Arbeitsgemeinschaft Schwarzstorchschutz Allgäu im Landesbund für Vogelschutz (LBV) zwei Kunsthorste für den Schwarzstorch im Staatswald ausgebracht. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Das erste künstliche Nest ist bereits bewohnt.
Anlass war ein Drama zum Ende der Brutperiode im vergangenen Jahr. Weil Schwarzstörche ihre Nester oft über viele Jahre hinweg nutzen und immer wieder instandsetzen, erreichen die Horste oft beträchtliche Ausmaße. Durch das steigende Gewicht kann es bei Stürmen dann zu Nestabstürzen kommen. Eben dies ist 2017 beim erfolgreichsten Brutplatz im Unterallgäu passiert: Mit vier Jungen im Nest brach bei einem Frühjahrssturm der tragende Ast, der Horst geriet in Schieflage. Ein Junges stürzte ab und musste von der AG Schwarzstorchschutz wieder aufgepäppelt werden und konnte dann in die Freiheit entlassen werden
Die restlichen drei Jungvögel konnten sich mit viel Glück halten, bis sie flügge waren.
Um den erfolgreichsten Brutplatz langfristig zu erhalten, haben nun Baumkletterer des Landesbundes für Vogelschutz den alten Horst durch einen Kunsthorst ersetzt. Und damit nicht genug: An einer anderen Stelle in einem großen Waldgebiet des Forstbetriebs wurde ein zweiter Kunsthorst ausgebracht. Harald Farkaschovsky von der AG Schwarzstorchschutz erläutert: „Bei den ausgesuchten Horstbäumen handelt es sich um sehr alte hohe Bäume, die in ruhigen und abgele- genen Waldbereichen liegen und günstige Anflugmöglichkeiten für den Waldstorch bieten.“Er lobt die Zusammenarbeit mit dem staatlichen Forstbetrieb: „Im Staatswald finden wir noch geeignete Bereiche, in denen der Schwarzstorch seine Jungen großziehen kann. Und bei den Bayerischen Staatsforsten die notwendige Rücksichtnahme bei der Waldbewirtschaftung.“
Auch Hermann S. Walter, Leiter des Forstbetriebs Ottobeuren, freut sich über die seit Jahren vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit beim Schwarzstorchschutz: „Der LBV bringt sein Fachwissen zum Artenschutz, wir unser Fachwissen zur naturnahen Waldbewirtschaftung und Bio- topgestaltung ein. Die vielen erfolgreichen Schwarzstorchbruten im Staatswald zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Der Schwarzstorch ist vor allem in der Brutzeit sehr empfindlich gegenüber menschlichen Störungen. Die Bayerischen Staatsforsten wissen um seine Bedürfnisse und richten eine Ruhezone um den Horst ein, in der während der Brutzeit grundsätzlich keine Waldarbeiten stattfinden. Sollten diese doch einmal notwendig sein, erfolgt eine enge Abstimmung mit den Vogelschützern. Im Gegensatz zum Weißstorch lebt der streng geschützte Schwarzstorch in reich strukturierten Laub- und Laubmischwäldern mit Lichtungen, Fließgewässern, Tümpeln und Teichen. Zu seinem Lebensraum gehören ebenfalls waldnah gelegene, feuchte und extensiv genutzte Wiesen. Hier findet er auch seine Nahrung, die hauptsächlich aus Fischen, Insekten und Amphibien besteht. Eben solche Voraussetzungen findet der Schwarzstorch in den Wäldern des Forstbetriebs Ottobeuren, wo in den letzten Jahren auch mehrere Gewässer- und Moorrenaturierungen stattgefunden haben.
Die Vögel brauchen alte, hohe Bäume und viel Ruhe