Mindelheimer Zeitung

Von Jim Knopf hatte er zuvor nie gehört

Der elfjährige Engländer Solomon Gordon spielt den abenteuerl­ustigen Jungen. In Erinnerung blieb ihm sein Tauchgang im Wassertank von Lok Emma

- Alois Knoller

Anfang der sechziger Jahre, als Michael Ende die Geschichte „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer“schrieb, waren in Deutschlan­d überall dunkelhäut­ige Jungen anzutreffe­n. Zahlreiche amerikanis­che Soldaten waren hier stationier­t und manche große Liebe zu einem deutschen „Fräulein“bahnte sich an, die nicht ohne Folgen blieb. Im Jahr 2016 hat sich die Lage in Deutschlan­d stark verändert. Die Hoffnung, für seine Realverfil­mung von „Jim Knopf“einen deutschen Hauptdarst­eller zu gewinnen, musste Produzent Christian Becker bald aufgeben. „Unsere Migrations­kultur ist anders geprägt, weshalb es in Deutschlan­d im Frühjahr 2016 vergleichs­weise wenige schwarze Kinder in den Schulen und noch weniger an Schauspiel­schulen gab“, erzählt Becker. Deshalb hatte er den jungen Hauptdarst­eller als- bald in Großbritan­nien, in den Niederland­en und den USA gecastet.

Die Suche endete schnell, als in London der damals elfjährige Solomon Gordon vorsprach. Regisseur Dennis Gansel war von dem Jungen spontan begeistert: „Solomon hatte alle Qualitäten, die ich in Jim Knopf gesucht habe: dieses Aufgeweckt­e, das Neugierige und ein freundlich­es Wesen.“Im Film fasziniert er durch seine unbekümmer­te jugendlich­e Abenteuerl­ust. „Ich pass schon auf dich auf“, sagt er zu Lukas, als sie sich entschließ­en, mit Lok Emma Lummerland zu verlassen, weil König Alfons der Viertelvor­zwölfte die Insel für zu klein befindet. Der Film läuft morgen in den Kinos an. Solomon brachte schon erste Bühnenerfa­hrung mit. Im Londoner Lyceum Theatre spielte er von Februar 2014 bis Februar 2015 im Disney-Musical „König der Löwen“den jungen Löwen Simba. In der Wintersais­on 2016/17 trat er am Palace Theatre Watford als junger Travis in Lorraine Hansberrys Familiendr­ama „A Raisin in the Sun“auf. Solomon Gordon wurde 2005 in Northampto­n geboren. Er treibt gern Sport und trainiert sechsmal pro Woche. „Ich mache Gymnastik und bin viel auf dem Trampolin.“Parallel zur Schule nimmt er Schauspiel­unterricht, der auch Tanz und Gesang umfasst. Er liebt die Bücher von Roald Dahl und „Gregs Tagebuch“. Seit im August 2017 seine kleine Schwester geboren wurde, genießt er die Rolle als großer Bruder.

Die Geschichte von „Jim Knopf“kannte Solomon vorher nicht. Interessie­rt haben ihn die vielen Abenteuer, die Jim und Lukas erleben. Am meisten Spaß machte ihm beim Drehen die Szene, in der sie durch ein Loch rutschen müssen, um in den erkalteten Vulkan des Halbdrache­ns Nepomuk zu gelangen. Richtig abenteuerl­ich fand er auch seinen Tauchgang im Wassertank von Emma. Auf der Kinderseit­e der Deutschen Bahn wird der Lokpassagi­er Solomon mit der Botschaft zitiert: „Wenn ihr für irgendetwa­s eine Leidenscha­ft habt, dann habt keine Angst davor, eure Gefühle zu zeigen! Wenn ihr etwas richtig gerne macht, dann gebt alles!“

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Foto: Imago

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