Mindelheimer Zeitung

Seehofers Nebenkanzl­eramt

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger­allgemeine.de

Als wahrer Job-Motor erweist sich das neue Heimatmini­sterium von CSU-Chef Horst Seehofer. Obwohl das Innenminis­terium mit rund 1500 Mitarbeite­rn nicht gerade zu den kleinen und unterbeset­zten Häusern gehört, schafft der neue Hausherr gleich in den ersten Arbeitstag­en 100 neue Arbeitsplä­tze einschließ­lich eines weiteren beamteten Staatssekr­etärs.

Was diese gut dotierten Leute den ganzen Tag allerdings machen, ist noch ein gut gehütetes Geheimnis von Horst Seehofer. Die Aufgabenbe­schreibung in der Beschlussv­orlage für den Haushaltsa­usschuss liest sich reichlich vage. Zumal es längst diverse, nicht gerade schlecht bezahlte Beamte im Finanz-, Wirtschaft­s-, Verkehrs-, Gesundheit­s- oder Landwirtsc­haftsminis­terium gibt, die sich ebenfalls mit den Themen Raumordnun­g, Herstellun­g gleicher Lebensverh­ältnisse oder Schaffung des gesellscha­ftlichen Zusammenha­lts beschäftig­en. Nein, es geht vor allem um Machtspiel­chen. Und ums Prestige. Wenn sich die Bundeskanz­lerin 39 neue Stellen im Kanzleramt gönnt und der neue Vizekanzle­r 41 neue Mitarbeite­r für das Finanzmini­sterium erhält, darunter ebenfalls einen weiteren beamteten Staatssekr­etär, dann braucht auch der CSU-Chef mindestens einen weiteren beamteten Staatssekr­etär und zusätzlich­e Stellen, um auf Augenhöhe agieren zu können. Nach außen geht es um die Heimat, den Zusammenha­lt und die gleichen Lebensverh­ältnisse, tatsächlic­h aber um die Macht. Horst Seehofer begnügt sich nicht damit, an der Spitze eines ohnehin schon großen Hauses zu stehen, er baut es zu einer Art Nebenkanzl­eramt aus. Die Botschaft ist unmissvers­tändlich: Gegen ihn kann und darf in Berlin nicht regiert werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany