Jüdische Schülerin gemobbt
Debatte um Vorfall an Berliner Schule
Berlin Nach Berichten über antisemitische Vorfälle an Schulen hat Lehrerverbandspräsident HeinzPeter Meidinger der Politik Versäumnisse vorgeworfen. „Man stößt an Grenzen, wenn man den Eindruck hat: Die Politik interessiert das nicht.“Er bemängelte, erst nach einem öffentlichen Aufschrei schaue die Politik auf betroffene Schulen. Nötig sei nachhaltigere Hilfe. „Was wir bräuchten, ist, dass an jeder Schule klar ist, an wen man sich wenden kann“, sagte Meidinger. Viele Schüler würden sich gar nicht erst trauen, derartige Vorfälle zu melden. Es brauche daher fortgebildetes Personal wie Schulpsychologen oder Vertrauenslehrer – ihnen müsse man aber auch „entsprechende Zeitressourcen“geben.
Anlass für die aktuelle Debatte ist der Fall an einer Berliner Grundschule, wo ein jüdisches Mädchen bedroht worden sein soll. Inzwischen hat sich der Vater des betroffenen Kindes zu Wort gemeldet. Es gehe bei dem Vorfall gar nicht speziell um Antisemitismus, sagte der 41-Jährige und fügte hinzu: „Es geht darum, dass Kinder aus muslimischen Elternhäusern andere Kinder verfolgen oder mobben, nur weil sie nicht an Allah glauben.“Dabei sei völlig egal, ob es sich um Christen, Atheisten, Juden oder andere handele. Die Tochter des Mannes wurde in den vergangenen Jahren mehrfach von muslimischen Schülern angepöbelt. Auch mit dem Tode sei ihr deswegen von muslimischen Mitschülern gedroht worden, berichtet sie.
Das Problem sei längst nicht nur auf Berlin beschränkt, betonte Lehrerverbandspräsident Meidinger. Er kenne zahlreiche Fälle aus anderen Ballungsgebieten wie dem Ruhrgebiet, Frankfurt am Main oder Stuttgart. „Wir haben mit Sicherheit eine Zunahme dieser Fälle, die nicht nur gefühlt ist“, warnte er. Als Hauptproblem bezeichnete er das „Aufeinandertreffen einer säkularen Gesellschaft mit Migrationsgruppen mit starker Religiosität – und teilweise Fundamentalisierung“. Seiner Ansicht nach leiden viele Schulen auch unter „räumlich verfehlter Migrationspolitik“. In Problemgegenden gebe es häufig einen sehr hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund, während dieser in anderen Gegenden teilweise bei unter fünf Prozent liege.