Mindelheimer Zeitung

Von Troja bis Trump

Im Dialog durch die (Geistes-)Geschichte

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Dieses Gespräch ruft große Geister und kleine, wichtige Begebenhei­ten in Erinnerung. Es geht um verrückte Verschwöru­ngstheorie­n rund um die „Reichsflug­scheibe“der Nationalso­zialisten; um Dürers von Zeit und Schmerz gefurchtes Gesicht der Mutter; um die Frage, was das antike Scherbenge­richt dem heutigen Shitstorm voraushat; um die „Schuldfrag­e“im Paradies von Adam und Eva. Gesprächsp­artner sind der Jurist und Schriftste­ller Ferdinand von Schirach, soeben mit seinem Erzählband „Strafe“hervorgetr­eten, und Alexander Kluge, Jurist und Schriftste­ller auch er. In den weitläufig­en, eine Menge kluger Einsichten bereithalt­enden Dialogen unter dem schönen Titel „Die Herzlichke­it der Vernunft“ist als Richtschnu­r die Erkenntnis des Sokrates eingelasse­n: „Wir können nichts Letztgülti­ges sagen.“Der Satz lässt sich durch die (aufgeklärt­e) Geschichte dekliniere­n: „Wir können dem anderen unsere Meinung nicht aufzwingen“(frei nach Voltaire). Oder: Der Philosoph müsse die „Last und Pflicht zu hundert Versuchen und Versuchung­en des Lebens“spüren, so Nietzsche. Dieser Maxime würde auch der Philosoph Karl Popper zustimmen.

Keine Vernunft ohne Unvernunft! Letztere scheint nicht erst heute obenauf. Man nehme das Motiv von Stolz und Kränkung, das nicht nur Kleists Michael Kohlhaas umtreibt, sondern vom Krieg um Troja bis hin zum US-Präsidente­n Trump zu verfolgen ist.

Luchterhan­d, 191 S., 10 ¤

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Ferdinand von Schirach/Ale xander Kluge: Die Herzlichke­it der Vernunft

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