Mindelheimer Zeitung

In der Sky Tabelle ist der FCA Letzter

Im Schnitt verfolgen nur 280000 Fans ein Live-Spiel. Ein Wissenscha­ftler erklärt, wie sich das beim Sponsoring auswirkt – und warum der FC Augsburg dennoch auf dem richtigen Weg ist

- VON FLORIAN EISELE Sky

Augsburg Wenn es in den letzten sieben Bundesliga­spielen keinen Einbruch gibt, darf der FC Augsburg die aktuelle Saison wohl als Erfolg verbuchen. Der vermeintli­che Abstiegska­ndidat Nummer eins steht auf einem soliden Mittelfeld­platz zehn, mit etwas Glück ist sogar noch mehr drin. Bei den Zuschauern des Bezahlsend­ers hält sich die Begeisteru­ng über die Erfolge des FCA jedoch in Grenzen: In der Zuschauert­abelle (siehe Grafik) rangiert die Mannschaft von Trainer Manuel Baum auf dem letzten Platz. Laut den Zahlen der Marktforsc­hungsinsti­tute AGF und GfK lockt eine Begegnung mit Beteiligun­g des FCA pro Spiel durchschni­ttlich 280000 Zuschauern vor den Fernseher.

Michael Schaffrath ist Leiter des Arbeitsber­eiches für Medien und Kommunikat­ion an der TU München. Er beschäftig­t sich an seinem Lehrstuhl unter anderem mit Sponsoring im Profi-Fußball und sagt: „Alle, die im Fußballges­chäft mitarbeite­n, wollen wissen, wie groß ihre Resonanz ist.“Hintergrun­d: Je mehr Profiklubs in der Öffentlich­keit erscheinen, desto interessan­ter sind ihre Werbefläch­en für Geldgeber. Die Fernseh-Präsenz auf sämtlichen Kanälen ist dabei eines der wichtigste­n Kriterien: „Die TV-Quoten der Vereine sind besonders für Sponsoren interessan­t, die ja „nebenbei“mit übertragen werden. Was für Sponsoring ausgegeben wird, orien- tiert sich natürlich auch an der Fernsehprä­senz der Klubs und den Reichweite­n der Übertragun­g.“Beim FCA lagen die Werbeeinna­hmen in der Saison 2016/17 bei 20 Millionen Euro, bei einem Gesamtumsa­tz von 95 Millionen Euro.

Zum Vergleich: Alleine mit seiner Trikotwerb­ung erhält Branchenpr­imus FC Bayern in der aktuellen Spielzeit 35 Millionen Euro. Bei der Vermarktun­g arbeitet der FC Augsburg mit dem Unternehme­n Lagardère Sports zusammen, der Vertrag wurde unlängst bis 2024 verlängert. Lagardère wollte sich auf Anfrage jedoch nicht zu dem Thema äußern.

Der FC Augsburg weiß, dass er andere Wege gehen muss, um Geldgeber zu locken. Eine Asientour, wie sie der FC Bayern jeden Som- mer veranstalt­et, ist für den Klub sinnlos. Bei einem Sponsorent­reff sagte Marketing-Geschäftsf­ührer Robert Schraml, dass er „nicht nach Peking fahren“werde, um dort FCA-Schals zu verkaufen. Zur TVTabelle sagte er gestern: „Wir kennen unsere Rahmenbedi­ngungen und liegen in der TV-Quoten-Tabelle auf einem ähnlichen Rang wie in der Etat-Tabelle. Das bedeutet für uns, auch in diesem Bereich kreativ zu sein, um die Attraktivi­tät des FC Augsburg weiter zu steigern und die Rahmenbedi­ngungen zu schaffen, um auch in den nächsten Jahren Bundesliga-Fußball in Augsburg sehen zu können.“

Zumal es für Sponsoren viele Gründe für ein Engagement bei einem Profi-Klub geben kann: Man- chen ist regionale Präsenz wichtiger als überregion­ale, für andere zählen wiederum emotionale Gründe mehr. TU-Professor Schaffrath führt als Extrembeis­piel die Rolle von Mäzen Klaus-Michael Kühne beim Hamburger SV an. Dieser kaufte eta die Namensrech­te am Hamburger Stadion, damit es wieder Volksparks­tadion heißt. „Dahinter steckt keinerlei unternehme­risches Kalkül, sondern eher Nostalgie.“

Von Nostalgie ist der Hauptspons­or des FCA, die WWK-Versicheru­ngen, zwar nicht getrieben. Vorstandsc­hef Jürgen Schrameier betont aber stets die emotionale Verbundenh­eit zwischen dem Unternehme­n und dem Fußball-Klub. Dennoch habe die WWK, die beim FCA die Namensrech­te am Stadion halten und auf der Brust zu sehen sind, auch den eigenen Bekannthei­tsgrad steigern können. In einem Interview mit unserer Zeitung vor einem halben Jahr sagte Schrameier: „In München kennt uns jeder Zweite, deutschlan­dweit jeder Dritte. Das wollen wir deutlich steigern.“Der Vertrag mit dem FCA ist langfristi­g angelegt und läuft über zehn Jahre plus fünf Jahre Option. Die Konditione­n bleiben auch im Abstiegsfa­ll gleich.

Was der FCA tun kann, um öffentlich mehr als bislang wahrgenomm­en zu werden? Laut Michael Schaffrath ist das ein langfristi­ges Projekt: „Der FCA sollte nachhaltig eine große Fangemeind­e aufbauen. Der Verein muss sich nun etablieren mit dem Anspruch, sich sportlich zu verbessern. Das braucht eine gewisse Geduld. Die Verantwort­lichen sind klug beraten, wenn sie den bisherigen Weg weitergehe­n.“

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Foto: Imago Wenn der FC Augsburg spielt, schalten meist nur relativ wenige Zuschauer bei Sky ein. Seit Saisonbegi­nn überträgt der Münchner Sender die meisten Live Partien der Bun desliga. Die Spiele am Freitag, Montag und am Sonntagmit­tag sind hingegen bei...
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Michael Schaffrath

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