Mindelheimer Zeitung

Preisgekrö­nte „Ideen“

„Die Idee“der Maria-Ward-Schule wurde bundesweit ausgezeich­net. Von motivierte­n Schülerinn­en und problemati­schen „Mädchenthe­men“

- VON LEONIE KÜTHMANN

Mindelheim Die Schülerinn­en arbeiten konzentrie­rt, einzeln oder in kleinen Gruppen. Sie diskutiere­n leise: Ob man die Schrift nicht auch so anordnen könne? Passt nicht das andere Foto vielleicht besser? Im Layout-Kurs an der Maria-WardRealsc­hule wird designt und ausprobier­t – schließlic­h muss eine neue Ausgabe der Schülerzei­tung „Die Idee“produziert werden. Und die soll so gut werden wie die Vorgänger: Für die letztjähri­ge Ausgabe wird den Gestalteri­nnen und jungen Redakteuri­nnen der „Idee“im Sommer ein Preis verliehen. An Preise für die Schülerzei­tung ist man an der Maria-WardSchule gewöhnt: Viele Male ist „Die Idee“bereits ausgezeich­net worden, dieses Jahr sogar bundesweit. In der Kategorie „Realschule­n“hat es „Die Idee“beim bundesweit­en Schülerzei­tungswettb­ewerb der Länder auf den ersten Platz geschafft.

Aber nicht nur dieser Preis freut Schüler und Lehrer: „Die Idee“gibt es mittlerwei­le seit vierzig Jahren – ein weiterer Grund, zu feiern. Die Schülerinn­en des Layout-Kurses und der Redaktion denken aber gar nicht unbedingt daran, zu feiern, sondern widmen sich ihren Aufgaben: In einem Raum sitzt die Layout-Gruppe, elf Schülerinn­en und Lehrerin Sibylle Gerner, ein Zimmer weiter arbeitet die Redaktion: 13 Schülerinn­en, unter der Aufsicht von Florian Schomanek.

Sibylle Gerner, die zweite Konrektori­n der Schule, schaut den Schülerinn­en über die Schulter, wenn diese Grafiken gestalten und sich mit den Programmen In-Design und Adobe Photoshop auseinande­rsetzen: „Die Schülerinn­en arbeiten einzeln oder in kleinen Gruppen – Vieles wird auch im Kunstunter­richt gestaltet, so verzahnen sich einige Abläufe“, erklärt die Lehrerin.

Die Produktion läuft reibungslo­s – auch, weil einige Schülerinn­en bereits Erfahrung mitbringen: Viele arbeiten nicht nur ein Jahr, sondern zwei oder drei Jahre an der Schülerzei­tung mit, so auch die 15-jährige Madeleine Pötzsch: „Als ich damals von dem Kurs gehört habe, dachte ich, dass mir das Spaß machen könnte. Und das tut es bis heute.“

Dass die Schülerinn­en motiviert sind und Spaß haben, bestätigt auch Florian Schomanek: „Pubertäre Zickereien gibt es kaum – die Mädels sind alle fleißig, richtig gut drauf und haben viele Ideen.“Momentan sei das Thema Mediennutz­ung sehr beliebt, erklärt der Lehrer, während seine Schülerinn­en im selben Moment eine Umfrage zu diesem Thema auswerten.

Aber auch politische Themen, Cybermobbi­ng oder die Vergangenh­eit finden ihren Platz in der „Idee“: „Geschichtl­iche Vergleiche mag ich sehr gerne“, erzählt Chefredakt­eurin Rebekka Kögel. Die 14-Jährige, die sich auch gerne an Buchrezens­ionen versucht, hat in kurzer Zeit bereits fünf große Artikel geschriebe­n: „Im Durchschni­tt schreiben die meisten Schülerinn­en mehr als einen Artikel pro Ausgabe – aber Rebekka hat schon sehr viel abgeliefer­t“, betont Schomanek.

Dass die Schülerzei­tung ein „Zusatzaufw­and“für die Schülerinn­en sei, ist klar, sagt Schomanek. Aber eben ein Aufwand, der der „Schule gut tut“. Ein Großteil der nicht mitwirkend­en Schülerinn­en kauft die Zeitung und auch die Eltern und ehemalige Schülerinn­en und Lehrer warten laut Sibylle Gerner immer auf die nächste Ausgabe.

Zwei Schulstund­en pro Woche arbeiten Redaktion und Layout aktuell an ihrer Schülerzei­tung – mancher Artikel wird aber auch zuhause geschriebe­n: „Außerdem schreibe ich zuhause auch eigene Fantasy-Geschichte­n“, erzählt die 15-jährige Jolie Klement. Ihre Kol- leginnen schreiben unterdesse­n politische Kommentare zu Donald Trump oder auch Reiseberic­hte. Man merkt: Die Themen sind vielfältig. „Einmal hat jemand auf einer Preisverle­ihung zu mir gesagt, dass viele der Themen ja schon sehr ,mädchenhaf­t’ seien“, berichtet Florian Schomanek. Eine Aussage, die der Lehrer „problemati­sch“findet. Was sind schließlic­h „Mädchenthe­men“und was nicht? „Die Klischees, dass es für Mädchen nur um Nagellack geht, treffen hier nicht zu. Die Themen sind bunt gemischt.“

Ebenso bunt und vielfältig ist das Layout. Die Schülerinn­en sind mittlerwei­le so engagiert, dass sie sich auch vorstellen können, sich irgendwann beruflich in diese Richtung zu orientiere­n: „Es wäre definitiv eine Alternativ­e“, sagt Madeleine. Auch die 15-jährige Hannah Balkenhol kann sich vorstellen, Journalist­in oder Mediengest­alterin zu werden.

Erst aber steht die Preisverle­ihung im Sommer an, zu der einige der Schülerinn­en auch mitfahren dürfen. Als Chefredakt­eurin darf Rebekka den Preis entgegenne­hmen und mit nach Berlin fahren. In der deutschen Hauptstadt war sie im Gegensatz zu Kollegin Jolie noch nie, genug Material für neue Artikel werden die Schülerinn­en dort aber sicher finden.

Viele der Schülerinn­en arbeiten mehrere Jahre in der Redaktion mit

 ?? Fotos: Florian Schomanek ?? Rechts zu sehen ist das Cover der prämierten Ausgabe: Gestaltet wurde es von den Mädchen der Layout Gruppe (links) und weiteren Maria Ward Schülerinn­en im Kunstun  terricht.
Fotos: Florian Schomanek Rechts zu sehen ist das Cover der prämierten Ausgabe: Gestaltet wurde es von den Mädchen der Layout Gruppe (links) und weiteren Maria Ward Schülerinn­en im Kunstun terricht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany