Musikalische Erinnerungen
Zum 45-jährigen Bestehen bieten die Akkordeonorchester eine konzertante Reise durch die Zeit. Die Gedanken kreisen dabei auch um einen, der nicht mehr dabei sein konnte
Türkheim Schifferklavier, Ziehharmonika, Quetsch’n – so zahlreich wie seine Bezeichnungen sind gemeinhin auch die Klischees, die man mit einem Akkordeon verbindet. Nicht wissend, dass dieses Instrument so gar nichts mit singenden Matrosen, windgeblähten Segeln oder schunkelnden Touristen gemein hat.
Die Fans dieses Instrumentes wissen es schon lange, dass Akkordeonspieler gerne auch in Orchesterstärke auftreten. So auch das Türkheimer Ensemble, das seit 45 Jahren für sein tanzendes Tastenspiel bekannt ist. Ein Jubiläum, das gebührend gefeiert werden musste.
Beim traditionellen Frühlingskonzert in der Sporthalle des Joseph-Bernhart-Gymnasiums (JBG) weckten die Instrumentalisten viele musikalische Erinnerungen und gedachten dabei besonders ihres Gründers und langjährigem Dirigenten Manfred Stadler, der kürzlich bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam.
Stadlers mit einem Blumengebinde geschmücktes Foto vor der Bühne stimmte Konzertbesucher, wie auch Musiker gleichermaßen nachdenklich. „In memoriam“des Freundes und Ehrenvorsitzenden, der sich auch als Arrangeur einen Namen gemacht hat, erklangen ausschließlich dessen Lieblingslieder. Und was als Kuriosum vom Publikum beklatscht wurde: Die Musiker traten während einer kleinen Modenschau in ihrer Orchesterkleidung aus 45 Jahren auf.
Die Zuhörer waren wie einst von Johann Strauß an „die schöne blaue Donau“eingeladen, wurden von Johannes Brahms mit den feurigen ungarischen Tänzen 5 und 6 in die Puszta entführt.
Wie der Komponist Renato Bui waren sie „Feuer und Flamme“für Gerhard Winklers „Italienische Serenade“, lauschten den wunderschönen Melodien aus dem Film „Spiel mir das Lied vom Tod“von Ennio Morricone und stachen nach einem Rendezvous mit Harry Belafonte und seinem Bananaboot mit den verruchten Piraten der Karibik in See.
Bestens einstudiert hatte das Orchester I auch Schlager der 50erJahre, wie „Spiel mir eine alte Melodie“oder den „Blue Tango“von Leroy Andersen. Die konzertante Bearbeitung dieses Klassikers verfehlte die gewünschte Wirkung nicht, meisterten die Spieler diese Herausforderung, wie auch alle anderen Stücke mit Bravour.
Schließlich lieferten sich auch Bach und Mozart ein Intermezzo nach Noten, während die unsterblichen Songs, wie „We are the Champions“des Queen-Frontmannes Freddy Mercury zum Mitsummen verführten. Mit dem Abba-Welter- folg „Thank you for the Music“und zwei Zugaben schickten „alte Hasen“und Nachwuchsspieler die Zuhörer nach Hause und bedankten sich für stürmischen Applaus und „dass ihr uns 45 Jahre die Treue gehalten habt“. Ein großes Kompliment muss man auch Joseph Haug machen. Der Mann am Notenpult verstand es meisterhaft, die beiden Orchester in immer neue Höhen zu dirigieren.
Und noch ein Kuriosum am Rande – genau dort hatte man nämlich Landrat Hans-Joachim Weirather einen Platz angewiesen. Der wollte eigentlich gar kein Grußwort loswerden, wurde dazu aber nachdrücklich animiert. Wie gut das er für alle Fälle einen Scheck als Jubiläumsgeschenk dabei hatte.
Das Jahreskonzert eines Orchesters ist immer eine gute Gelegenheit, um treue Mitglieder zu ehren. Von Bürgermeister Christian Kähler mit einer Urkunde ausgezeichnet wurden: Der Keyborder Peter Wagner (15 Jahre), der Gitarrist Oliver Kühnel (30 Jahre), Schlagzeuger und Vorstand Josef Zacher (35 Jahre) sowie Brigitte Plötz und Angelika Kob, die schon 40 Jahre das Orchester unterstützen.