Mindelheimer Zeitung

Licht und Schatten

Gegen Brasilien fällt die veränderte DFB-Elf ab

- Tilmann Mehl

Berlin Fußball ist ein einfaches Spiel. Die Mannschaft, die den Ball häufiger in das Tor der gegnerisch­en Mannschaft schießt oder köpft, ist der Gewinner. Schwierige­r wird es dann schon, wenn nach den Ursachen für Sieg und Niederlage gesucht wird. Dann spielen personelle Ausfälle eine Rolle, dem Schiedsric­hter wird die Schuld gegeben, manchmal gar dem Platz.

Joachim Löw wiederum fand eine allzu menschlich­e Begründung für den müden Auftritt beim 0:1 gegen Brasilien. „Das war heute nicht unser Tag“, beschrieb er die Leistung seiner Mannschaft recht treffend. Die kollektive Schwäche wurde allerdings auch durch den Bundestrai­ner selbst befördert. Der hatte sein Team im Vergleich zum munteren 1:1 gegen Spanien auf gleich sieben Positionen verändert.

Dass es dann an den von Löw so inständig geliebten Details in Laufund Passwegen fehlt, ist verständli­ch. Nicht entschuldi­gen wollte der Bundestrai­ner aber die Einstellun­g einiger seiner Spieler. Bei vielen Spielern hätte „die Körperspra­che nicht gestimmt“. Zur Verwunderu­ng der Journalist­en sagte er, dass er nach der Pause zufriedene­r mit seiner Mannschaft war.

Denn nach allgemeine­m Dafürhalte­n war es doch der Auftritt vor der Pause gewesen, der unterhalts­amer war. Die Deutschen kombiniert­en sich manchmal frech durch die brasiliani­schen Reihen, an ihre Flanken reichte aber Mario Gomez nur selten heran. Die Brasiliane­r wiederum profitiert­en von einem Fehlpass des fahrigen Ilkay Gündogan. Gabriel Jesus köpfte anschließe­nd eine Flanke derart fest auf das Tor, dass Kevin Trapp den Ball erst hinter der Linie abwehren konnte (38.).

Was Löw an der zweiten Halbzeit besser gefiel, blieb im Vagen. Die

„Was wir hier gezeigt haben, war ein Stück mehr als sonst. Es war eine Frage des Stol zes, nach all dem, was geschriebe­n und gesagt worden ist.“Brasiliens Thiago Silva

Fans reagierten auf den uninspirie­rten Auftritt vereinzelt mit Pfiffen. Erst in der Schlusspha­se riss sich das Team noch mal zu einer kurzen Offensive zusammen, mehr als ein harter Fernschuss Julian Draxlers entsprang ihr allerdings nicht. Gündogan lag richtig mit der Einschätzu­ng „ein bisschen Licht, aber leider auch viel, viel Schatten“gesehen zu haben.

Für die Brasiliane­r wiederum war der Sieg das Licht am Ende eines sehr langen Tunnels. Seit beinahe vier Jahren tragen sie die Schmach jener 1:7-Niederlage in sich. Sie sehen sie nun immerhin als teilweise getilgt an. „Was wir heute hier gezeigt haben, war ein Stück mehr als sonst. Es war eine Frage des Stolzes, nach all dem, was geschriebe­n und gesagt worden ist. Dieses Trikot hat ein bisschen mehr Respekt verdient. Deshalb bin ich überglückl­ich über den Sieg gegen einen großen Gegner“, sagte Abwehrchef Thiago Silva. Ein wirklich großer Gegner aber waren die Deutschen an dem Tag nicht. Ein Tag, der nicht ihrer war.

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