Arbeiten, wo andere Urlaub machen
Barbara Wussow heuert auf dem „Traumschiff“an – als Nachfolgerin von Chefstewardess Beatrice von Ledebur, die Heide Keller jahrzehntelang so unnachahmlich gespielt hatte. Wie Wussow zu der Rolle kam und warum ihr Debüt fast ins Wasser gefallen wäre
Frau Wussow, gratuliere zu Ihrem neuen Job auf dem „Traumschiff“. Das ist für einen Schauspieler wie ein Sechser im Lotto, oder?
Barbara Wussow: Ja, ich bin schon ganz glücklich, dass mir das angeboten wurde. Vor allem, weil sich das Engagement über einen längeren Zeitraum erstreckt. Das ist in Zeiten wie diesen ein Geschenk.
Ihre Vorgängerin Heide Keller ist mehr als 36 Jahre auf dem „Traumschiff“gefahren. Wollen Sie das auch? Wussow: Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Dann wäre ich ja über 90 Jahre alt, wenn ich wieder aufhöre. Auf die Rolle der komischen Alten habe ich nun wirklich keine Lust! Aber lassen Sie mich erst einmal anfangen, dann sehen wir weiter.
Wie haben Sie davon erfahren, dass Sie die Rolle bekommen?
Wussow: Ich habe im vergangenen Jahr im Herbst in Hamburg Theater gespielt, als der Anruf vomZDF kam. Ich habe mich natürlich wahnsinnig gefreut, habe dem Sender dann aber auch gesagt, dass ich erst einmal Rücksprache mit meiner Familie halten muss – das ist ja doch eine sehr einschneidende Veränderung in unserem Leben, weil ich immer wieder lange am Stück für die Dreharbeiten unterwegs bin, das sind jedes Mal mehrere Wochen.
Was hat Ihr Mann Albert Fortell gesagt, der ja auch Schauspieler ist? Wussow: Er hat sich gefreut, musste aber auch zurückstecken. Und zwar, weil er ein Angebot für eine Tournee hatte, die er dann absagen musste, um bei der Familie zu bleiben. Wir haben einfach „Das Traumschiff“und die Tournee gegeneinander abgewogen und uns für das längerfristige Engagement entschieden. Meine Kinder haben so lala reagiert: Sie freuen sich für mich, weil sie wissen, dass ich gerne reise, aber sie vermis- sen mich während der Dreharbeiten auch. Die Gefühle sind also gemischt.
Auf was freuten Sie sich am meisten? Wussow: Auf jeden Fall auf die Schiffsreisen, die liebe ich wahnsinnig. Ich liebe Kreuzfahrten und habe mit meiner Familie auch schon einige gemacht. Das Tolle daran: Man ist unterwegs, erlebt etwas, ist aber auch immer wieder zu Hause, weil man abends in seine Kabine zurückkehrt. Aber auch die Rolle der „Traumschiff“-Hoteldirektorin Hanna Liebhold hat es mir angetan. Und ich habe mich auf so manchen Kollegen gefreut. Sie meinen vermutlich Sascha Hehn, mit dem Sie schon vor 30 Jahren für „Die Schwarzwaldklinik“vor der Kamera standen…
Wussow: Der Sascha, natürlich, ich habe mich aber auch auf Harald Schmidt gefreut, der ja auch zur Crew gehört. Der spielt den Kreuzfahrtdirektor sehr lustig, ein sehr angenehmer und sympathischer Kollege. Er ist ja wie ich ein leutseliger Mensch, der gerne mit den Leuten redet. Wir beide sind viel auf dem Schiff unterwegs und unterhalten uns mit den Passagieren – ein großer Spaß. Harald Schmidt ist ein unheimlich humorvoller, ein reizender Mensch, mit dem man herrlich plaudern und lachen kann. Auf Nick Wilder, der den Bordarzt Doktor Sander spielt, habe ich mich auch gefreut. Er war der Erste, der mich spontan aus seiner Heimat in den USA angerufen hat und mir sagte, wie sehr er sich darüber freue, dass ich jetzt festes Mitglied der „Traumschiff“-Familie bin.
Stimmt es, dass Dreharbeiten für „Das Traumschiff“eine Kombination aus Arbeit und Urlaub sind?
Wussow: Das stimmt tatsächlich. Der Dreh auf den Malediven, den ich für meine erste Folge absolviert habe, war unglaublich schön. Wir waren in einem traumhaften Hotel untergebracht, während wir die Landszenen gedreht haben. Dann sollte es auf dem Schiff weitergehen und dabei ist ein entscheidender Fehler passiert, der zu einer ziemlichen Aufregung geführt hat…
Das müssen Sie erzählen.
Wussow: Ich wurde mit einer Kostümbildnerin auf eine kapverdische Insel geflogen, wo ich an Bord gehen sollte. Es war leider die falsche, und vom „Traumschiff“keine Spur! Wir wussten das nicht und haben gewartet, erst im völlig ausgestorbenen Flughafengebäude, dann am Sandstrand in so einer kleinen Wellblechhütte. Als sich geklärt hatte, dass wir auf der falschen Insel sind, wurden wir in ein winziges Fischerboot verfrachtet, eine richtige Nussschale, um mitten in der Nacht das „Traumschiff“zu suchen. Nach zwanzig Minuten sahen wir am Horizont ein kleines Licht: Da war es! Mit einer Strickleiter bin ich dann an Bord gekommen und war glücklich, das Abenteuer heil überstanden zu haben. Und weil’s so schön war, haben wir genau diese StrickleiterSzene im nächsten Hafen gedreht, allerdings bei Tageslicht – so kommt die von mir gespielte Hanna Liebhold also das erste Mal an Bord.