Mindelheimer Zeitung

Klassisch, aber originell

Passionssp­ielgemeins­chaft Waal führt ab 21. April „D’G’schicht’ vom Brandner Kasper“auf

- VON MAREIKE KEIPER

Waal Was hat der Brandner Kasper mit der Passion Christi zu tun? Wenig. Doch genau das ist der Grund, warum die Passionssp­ielgemeins­chaft Waal „D’ G’schicht’ vom Brandner Kasper“demnächst aufführt. „Unsere Spieler wollten gerne mal etwas Lustiges machen und das Stichwort Brandner Kasper ist als erstes gefallen“, erzählt Regisseur Florian Werner. Der 46-jährige Intendant des Landsberge­r Stadttheat­ers hat nicht nur eigene Teile hinzugefüg­t, sondern mit den Hauptdarst­ellern Dietmar Ledel und Helmut Greisl große Teile des Texts ins Allgäueris­che übersetzt.

Obwohl das Stück – zum ersten Mal weder ein Passions- noch ein Heiligensp­iel – ein weltliches und eher lustiges ist, hat es einen christlich­en Bezug. „Es geht um das Thema Tod und die Frage, was danach passiert“, erläutert Werner. Das sei der Grund, warum es gut zu der Theatergru­ppe passe. Auch Werner selbst hat einen Bezug zum Brandner Kasper: „Als Kind kannte ich den Text der Filmversio­n auswendig.“

Statt auf die bekannte Theaterfas­sung von Kurt Wilhelm zurückzugr­eifen, orientiert sich Werner an der ursprüngli­chen Version von Franz von Kobell aus dem Jahr 1871, setzt aber eigene Akzente. So wird es zum Beispiel die bekannte Wilderer-Szene nicht geben. Stattdesse­n hat der Regisseur in der Waaler Inszenieru­ng eine Liebesgesc­hichte ergänzt.

Sie dreht sich um den jüngeren Sohn des Brandner Kaspers, der mit seinem Bruder als bayerische­r Soldat gegen die Tiroler Aufstandsb­ewegung 1809 kämpft und sich dort in eine Einheimisc­he verliebt.

Außerdem gehört zu Werners Version eine Engelsschu­le, in der die Kleinen lernen, worauf es als Himmelsbot­e ankommt, sowie einen Schutzenge­lstammtisc­h, der den Unterricht der Kinder stört. „Teile der Inszenieru­ng waren so noch nie auf der Bühne“, sagt Werner.

Was sowohl die ursprüngli­che als auch die Waaler Theaterfas­sung gemeinsam haben, ist die Bedeutung des Dialekts. Während in Werners Inszenieru­ng die meisten Figuren Allgäueris­ch sprechen, finden sich außerdem zwei Bayern, mehrere Tiroler, ein Preuße, württember­ger Schwaben sowie Franken.

Sie alle reden natürlich ihre Mundart. Das mussten sie aber nicht erst üben. Denn laut Werner sind nur Spieler beteiligt, die ursprüngli­ch aus der jeweiligen Region stammen, „aber in Waal hängengebl­ieben sind“.

Insgesamt sind 120 Menschen an dem Stück beteiligt, darunter 80 erwachsene Mimen und 15 Kinder. Bei manchen Darsteller­n wird sogar die ganze Familie eingebunde­n, erzählt Werner schmunzeln­d: „Eine Spielerin bringt bei den Aufführung­en wahrschein­lich ihr Baby mit und hält es während der Szene auf dem Arm“.

Neben den Darsteller­n gehören auch die Mitglieder der Musikgesel­lschaft Harmonie aus Waal zum festen Ensemble. Hauptdarst­eller Dietmar Ledel, früherer Dirigent der Gruppe, habe seine Kontakte genutzt und sich um die Musik gekümmert. „Ich habe wochenlang uraltes Notenmater­ial gesichtet und die Lieder für Quartett und Quintett arrangiert“, sagt er. Jeweils vier bis sechs Instrument­alisten werden bei den Aufführung­en dabei sein und drei Tanzszenen mit Polka, Walzer und Galopp untermalen.

Doch bis es so weit ist und die Schauspiel­er mit den Musikanten das Stück auf die Bühne bringen, liegt vor dem Team noch jede Menge Arbeit. Die Kostüme seien nicht vollständi­g, sagt Werner, und die Requisiten wie auch die Kulissen bekommen in den nächsten Tagen ihren letzten Feinschlif­f.

Und auch die langen Hauptprobe­n mit der gesamten Mannschaft stehen an. Trotzdem wirkt der Regisseur entspannt: „Es ist schön und stressfrei, mit den Menschen hier zu arbeiten. Für mich ist Waal jedes Mal Erholung“.

OAufführun­gen

Premiere für geladene Gäste ist am Samstag, 21. April. Wei tere Termine sind an den nachfolgen­den Samstagen um 19.30 Uhr und an den Sonntagen um 16 Uhr bis einschließ­lich 1. Juli. Während den Pfingstfer­ien (19. Mai bis 3. Juni) ist Spielpause. Karten gibt es im Vorverkauf bei der Mindelheim­er Zeitung in den Geschäftss­tellen in Mindel heim und Bad Wörishofen und bei der Geschäftss­telle der Passionssp­ielgemein schaft (Theaterstr­aße 7 in Waal, Tele fon 08246/969001).

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Foto: Passionssp­ielgemeins­chaft Waal Helmut Greisl (links) trifft in der Waaler Inszenieru­ng als alternder Brandner Kasper auf den Boandlkram­er, gespielt von Dietmar Ledel (rechts).
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Florian Werner

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