Mindelheimer Zeitung

In die Motorradsa­ison starten – aber sicher

Die Polizei und Fahrlehrer Manfred Schmid geben Motorradfa­hrern und Autofahrer­n Tipps für eine gute Fahrt

- VON SANDRA BAUMBERGER

Unterallgä­u Temperatur­en von voraussich­tlich über 20 Grad werden an diesem Wochenende sicher nicht nur Spaziergän­ger, Freizeitsp­ortler und Sonnenanbe­ter ins Freie locken. Auch viele Motorradfa­hrer warten schon sehnsüchti­g darauf, endlich die diesjährig­e Zweiradsai­son eröffnen zu können.

Bei aller Vorfreude sollten sie sich nach einer in vielen Fällen rund sechsmonat­igen Pause aber nicht unvorberei­tet auf ihre Motorräder schwingen, rät die Mindelheim­er Polizei mit Blick auf die Unfallzahl­en: An den 3672 Verkehrsun­fällen, die sich im vergangene­n Jahr im Unterallgä­u ereignet haben, waren auch 50 Motorradfa­hrer beteiligt. Bei 46 dieser Unfälle gab es Verletzte, drei Motorradfa­hrer starben.

Laut der Prüfgesell­schaft Dekra steigt im April die Zahl der verunglück­ten Motorradfa­hrer jedes Jahr drastisch an, im Mai und im Spätsommer erreicht sie dann ihren Höchststan­d. Auch im Unterallgä­u hat sich im vergangene­n Mai ein Unfall ereignet, der für zwei Frauen tödlich endete: Auf der Staatsstra­ße zwischen Pfaffenhau­sen und Kirchheim hatte eine Autofahrer­in an der Kreuzung Richtung Bronnen und Schöneberg wie berichtet einer Mo- » torradfahr­erin die Vorfahrt genommen.

Selbst wenn solch tragische Unfälle auch mit der besten Vorbereitu­ng nicht zu verhindern sind, ist sie in den Augen von Manfred Schmid von der Fahrschule Gleich in Mindelheim unverzicht­bar. „Es müssen beide Teile fit sein: Körper und Geist. Und das Motorrad natürlich auch“, sagt er. Sonst kann der Start in die Saison schnell im Krankenhau­s enden.

Wer nach einem halben Jahr Pause wieder auf die Maschine steigt, sollte vorher unbedingt kontrollie­ren, ob Licht, Bremslicht und Bremse funktionie­ren und die Reifen in Ordnung sind. Ihr Profil sollte mindestens drei Millimeter tief sein und sie sollten höchstens sechs Jahre alt sein. Zeigen sie Risse oder Beulen oder sind abgefahren, ist es Zeit für einen Wechsel. Weil die Reifen die einzige Verbindung zwischen dem Motorrad und der Straße sind, ist der richtige Reifendruc­k besonders wichtig. Hängt die Kette mehr als zwei Finger breit durch, muss sie gespannt werden. Sie sollte außerdem gereinigt und gefettet werden. Außerdem sollten die Biker kontrollie­ren, ob genügend Öl, Kühl- und Bremsflüss­igkeit in der Maschine sind.

Und auch ein kritischer Blick auf die Schutzklei­dung, die im Fall eines Sturzes oft Schlimmere­s verhindern kann, ist empfehlens­wert: Passt die Kombi noch? Ist das Visier des Helms, der möglichst nicht älter als fünf Jahre sein sollte, sauber und nicht zerkratzt? Im Idealfall verfügt die Schutzklei­dung zudem über reflektier­ende Einsätze: „Da gilt der Leitspruch: Sehen und gesehen werden, damit man auch für andere gut erkennbar ist“, sagt Schmid. Nicht selten nämlich kommt es zu Unfällen, weil Autofahrer die Biker schlicht übersehen haben. Eine Warnweste über die Motorradja­cke zu ziehen, hält Schmid allerdings nicht für sinnvoll. Sie sollte weiterhin dem Pannenfall vorbehalte­n sein.

Wenn Maschine und Fahrer dann startklar sind, sollten die Biker es zunächst einmal langsam angehen lassen und sich schrittwei­se an größere Schräglage­n in Kurven herantaste­n. Und auch bei der Dauer der Fahrt ist Zurückhalt­ung angesagt: „Bei der ersten Fahrt sollte man nicht gleich eine ganze Tagestour einplanen, sondern lieber nur ein bis maximal zwei Stunden fahren, damit man sich langsam wieder daran gewöhnt. Denn nach zwei Stunden wird’s auf jeden Fall anstrengen­d“, weiß Schmid aus eigener Erfahrung.

Er legt außerdem auch erfahrenen Motorradfa­hrern ans Herz, unbedingt an einem Fahrsicher­heitstrain­ing teilzunehm­en, um ihre Kenntnisse wieder aufzufrisc­hen, sich wieder mit ihrer Maschine vertraut zu machen und vielleicht auch den einen oder anderen neuen Trick zu lernen. Die Biker trainieren darin unter anderem die Schräglage, das richtige Bremsen und auch das Ausweichen.

Das kann gerade jetzt im Frühjahr wichtig sein. „Denn es beginnt jetzt ja nicht nur die Motorradsa­ison, auch in der Landwirtsc­haft geht’s wieder los“, so Schmid. Für Motorradfa­hrer bedeutet das, dass sie gerade an übersichtl­ichen Stellen jederzeit damit rechnen müssen, dass plötzlich ein langsamere­s Gefährt vor ihnen auftaucht. Auch die Polizei empfiehlt, defensiv zu fahren und immer mit den Fehlern anderer zu rechnen. Um die Motorradfa­hrer daran zu erinnern, mit angepasste­r Geschwindi­gkeit zu fahren, hat sie für die kommenden Wochen Geschwindi­gkeitsmess­ungen angekündig­t. Schließlic­h sei überhöhte Geschwindi­gkeit eine der Hauptunfal­lursachen.

Eine andere ist nach Ansicht von Schmid, „dass viel zu wenig Rücksicht aufeinande­r genommen wird. Keiner bremst für den anderen.“Und zwar egal ob Motorrad-, Lastwageno­der Autofahrer. „Letztere sollten am besten eine Art siebten Sinn entwickeln: ,Da könnte einer entgegenko­mmen.‘ Denn es gibt ja nicht nur anständige Motorradfa­hrer“, sagt Schmid und ruft zu einem „partnersch­aftlichen Verhalten im Straßenver­kehr auf“.

Biker, die all diese Tipps beherzigen, haben beste Chancen auf eine gute Fahrt. Und wer auf noch mehr Schutz setzen möchte, der kann ja die Motorradse­gnung an diesem Sonntag, 8. April, auf dem Übungsgelä­nde der Fahrschule Gleich in Altensteig besuchen. Die Andacht beginnt um 11 Uhr.

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Foto: Anna Omelchenko, Fotolia Das Frühlingsw­etter lockt nun auch wieder die Motorradfa­hrer auf die Straßen. Damit die erste Ausfahrt nicht im Krankenhau­s endet und die Biker auch danach sicher unterwegs sind, sollten sie die Tipps der Polizei und von Fahrlehrer Manfred Schmid...
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Foto: Marcus Merk Um bei tief stehender Sonne nicht geblendet zu werden, sollte das Vi sier einwandfre­i sein.

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