Ärger aus der Samentüte
Bienen sind systemrelevant – das hat gerade auch Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner festgestellt. Unter Gärtnern war das schon länger bekannt. Und deshalb gibt es auf unserem kleinen Balkon immer extra gute Bienenkost. Im Frühjahr sprießen Frühblüher, im Herbst Astern. Und bevor wir zu Saisonbeginn die Kästen bepflanzen, fragen wir uns: Was essen heimische Bienen gerne? Natürlich heimischen Nektar. Zum Glück gibt es im Gartencenter die Saatmischung heimische Arten. Einfacher geht es kaum. Nur, welche Samen genau in dem Tütchen enthalten sind, ist leider nicht aufgedruckt.
Also eine E-Mail an das Gartencenter geschrieben und prompt eine Antwort bekommen. Sehr schön. Die Samen von 25 Blumen kämen in dieser Mischung zusammen, heißt es. Darunter zum Beispiel Thymian, Glockenblume und Malve – ein schöner Bienenschmaus. Da kann man zugreifen.
Zu Hause den Balkonkasten mit Erde gefüllt, das Samentütchen aufgerissen, und was kommt zum Vorschein: überwiegend Kapuzinerkresse-Samen. Nur die sind in der Auflistung der 25-Blumenarten, die eigentlich in der Mischung enthalten sein sollen, gar nicht aufgeführt. Wie kann das sein?
Wieder eine E-Mail an das Gartencenter geschrieben. Zur Antwort heißt es: In der Tat sei einigen Mischungen Kapuzinerkresse beigemischt. Allerdings in einem sehr geringen Anteil. Später werde man als Kunde sicherlich vom Ergebnis überzeugt sein, denn in Versuchen habe sich gezeigt, dass sich Kapuzinerkresse gut an Sonnenblumen hochschlinge. Das sähe doppelt hübsch aus. Hört sich ja gut an. Nur: Sonnenblumensamen sollen laut Auflistung ebenfalls nicht in der Mischung enthalten sein.
Natürlich ist Kapuzinerkresse schön und Sonnenblumen auch – und bei Insekten sind die Pflanzen ebenfalls beliebt. Aber für den Kunden ist diese Antwort nicht überzeugend, sondern ärgerlich. Samentüten werden nach Gewicht verkauft. Und die Samen der Kapuzinerkresse sind etwa so groß wie ein Kieselstein – wenn auch leichter. Die Samen von Glocken- oder anderen Wildblumen dagegen ungefähr so groß wie ein Sesamkorn. Beim Kunden keimt da schon was, und zwar ein Verdacht.