Mindelheimer Zeitung

Mit 9+2 starten auch „Spätzünder“voll durch

An der Albert-Schweizer-Volksschul­e in Ettringen hat sich ein Modell zu einer Erfolgsges­chichte entwickelt. Welche Voraussetz­ungen interessie­rte Schüler mitbringen sollten

- VON MARIA SCHMID

Ettringen „Gesundes Pausenbrot – Fruchtspie­ße, belegte Brote, Gemüse-Sticks mit Dip …“das boten die Schüler der Klasse V1, die Vorbereitu­ngsklasse des erfolgreic­hen Modells 9+2, von Konrektori­n und Klassenleh­rerin Dolores Kowalski, den Mitschüler­n in der Pause an.

Mit einem selbst entworfene­n bunten Flyer für ein vegetarisc­hes Frühstück für alle Klassen der Albert-Schweitzer-Volksschul­e in Ettringen boten die Fünfzehn- bis Sechzehnjä­hrigen ihr in einem neuen Projekt dieses von ihnen gemachte Frühstück an.

Auf dem Flyer waren auch die genaue Uhrzeit, der Ort der Ausgabe und der Preis angegeben. Jeder Schüler hatte die Aufgabe, die Produkte für die Herstellun­g selbst einzukaufe­n. Aufgrund der Gesamtausg­aben wurde der Verkaufspr­eis ermittelt, natürlich auch mit einem kleinen Gewinn.

Dass ihnen dieses Projekt Spaß machte, war ihnen anzusehen und die Freude beim Verkauf, als Mitschüler und Lehrkräfte nach Herzen das Büfett stürmten.

Doch auch die Politik, vor allem die gerade gewählten Minister der Bundesregi­erung, war Unterricht­sstoff dieser Klasse. Zu jedem Mi- wählten sie einen selbst erdachten, passenden Spruch, um sich sein Ministeram­t merken zu können.

Zum Bundesmini­ster für Gesundheit, Jens Spahn, schrieben Franziska und Lea passend: „Kratzt es im Hals und pocht der Zahn, ganz klar ein Fall für Jens Spahn.“Die Schüler dieser zweiten und letzten Klasse vom Modell 9+2 haben inzwischen alle eine Lehrstelle.

Andreas Wiedemann erlernt das Handwerk des Kfz-Mechatroni­kers, Lisa Dietmayer wird Physiother­apeutin, Alina Geiger, Franziska Pfluger und Manuel Viehl Kauffrau und Kaufmann für Büromanage­ment, Luciano Böck Elektronik­er für Betriebste­chnik und Balazs Toth wird Industriem­echaniker. Ines Momani Quispe aus Hiltenfing­en möchte Bauzeichne­rin werden und später Architektu­r studieren. Gina Gabelsberg­er aus Schwabmünc­hen möchte ein Jahr als Au-pair ins Ausland gehen, am liebsten nach Finnland.

Die Sprache lernt sie bereits, hat eine Freundin dort und freut sich sehr darauf. Zoe Liebich aus Mittelneuf­nach braucht zwar zweimal am Tag rund 50 Minuten für die Busfahrt nach und von Ettringen, doch das nimmt sie gerne in Kauf. Schließlic­h hat sie sich vorgenom- men, Beamtin im Strafvollz­ug zu werden. Jonas Spatz aus Schwabmünc­hen möchte nach der Schule in den Sportberei­ch, vielleicht Physiother­apie. Es sieht gut aus für die Jugendlich­en. Sie haben durch dieses Modell 9+2 eine vielverspr­echende Perspektiv­e für ihre Zukunft bekommen. Und was gefällt den Schülern der Klasse V 2 an Ettringen und diesem Modell?

Ciara Heck sagt: „Ich finde es gut, dass wenige Schüler in der Klasse sind. So hat der Lehrer mehr Zeit für jeden Schüler.“Alina Geiger meint, sie habe sich für die Ettringer Schule entschiede­n „weil sie nicht so riesig ist und sie mir und meinen Eltern gleich einen familiären Eindruck vermittelt hat.“

Larissa Neher und Philine Blum gefällt an diesem Modell so gut, dass sie den Stoff der 10. Klasse in zwei Jahren lernen und somit weniger Stress haben und damit die Möglichkei­t, einen besseren Schulabsch­luss zu erreichen, sagt Lea Roher. Außerdem sei das Lehrerkoll­egium „super nett und bereit für Projekte“, findet Manuel Viehl.

Sie alle sind der Meinung: „In Ettringen herrscht ein gutes Arbeitskli­ma.“Alle diese Aussagen zeigen die Zufriedenh­eit der Schüler, aber auch der Lehrkräfte, die mit viel Freude ihr Wissen vermitnist­er teln, so Schulleite­rin Anna Neumayer.

Ihr liegt es sehr am Herzen, die beiden Jahrgänge im Projekt „9 plus 2“zur Mittleren Reife zu führen. Zielgruppe sind Schüler mit verzögerte­r Bildungs- und Leistungse­ntwicklung, sogenannte Spätzünder, Schüler, die längere Übungsphas­en brauchen, Schüler mit Migrations­hintergrun­d und noch nicht ausreichen­den Deutschken­ntnissen.

Für die Aufnahme ist ein bestandene­r qualifizie­rter Abschluss der Mittelschu­le mit 2,5 oder besser wichtig. Bei einem schlechter­en Notendurch­schnitt wird eine Empfehlung der abgebenden Schule benötigt. Unterricht­et wird vor allem Deutsch, Mathematik, Englisch und etliches andere. Es gibt Vorteile wie das Klassenleh­rerprinzip, Berufsorie­ntierung, eine intensive Förderung, Wiederholu­ngsphasen und Medienkomp­etenz.

OInformati­onsveranst­altung für das Modell 9+2 findet statt am Mittwoch, 16. Mai, um 19 Uhr im Mehrzweckr­aum der Albert Schweitzer Volksschul­e (Schulstraß­e 10) in Ettringen. Voranmel dungen sind jetzt schon möglich. Nähe res und ein Anmeldefor­mular auf der Homepage.

» www.schule ettringen.de

 ?? Fotos: Maria Schmid ?? Die Klasse V 1 mit Lehrerin und Konrektori­n Dolores Kowalski. Das Schulproje­kt „9+2“hat sich zu einem echten Erfolgsmod­ell entwickelt, das auch „Spätzünder­n“einen guten Start ins Berufslebe­n ermöglicht.
Fotos: Maria Schmid Die Klasse V 1 mit Lehrerin und Konrektori­n Dolores Kowalski. Das Schulproje­kt „9+2“hat sich zu einem echten Erfolgsmod­ell entwickelt, das auch „Spätzünder­n“einen guten Start ins Berufslebe­n ermöglicht.
 ??  ?? Ein vegetarisc­hes Frühstück für die gan ze Schule gab es auch. Lecker!
Ein vegetarisc­hes Frühstück für die gan ze Schule gab es auch. Lecker!

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