Als der Aderlass noch als Allheilmittel galt
Rückblick Die medizinische Versorgung auf dem Land war früher recht abenteuerlich. Der Arzt schnitt einst auch Haare
Pfaffenhausen Die ärztliche Versorgung unserer Region ist heutzutage sehr gut. Es gibt moderne Krankenhäuser und ein dichtes Netz von Arztpraxen, Zahnärzten und Apotheken. Von so einer medizinischen Infrastruktur konnten unsere Vorfahren nur träumen. Da lässt es aufhorchen, dass im Markt Pfaffenhausen die Eröffnung einer Apotheke vor über 175 Jahren gefeiert werden konnte.
Grundlage ist eine überlieferte Anzeige im „Mindelheimer Wochenblatt für Bürger und Landleute“, dass der Mindelheimer Apotheker v. Valta eine „Filial-Apotheke im Markte Pfaffenhausen“eröffnet hat. Dies ist die erste konkrete Nennung einer Apotheke in Pfaffenhausen.
Allerdings stand in der Ortschronik fünf Jahre zuvor, dass es im Marktflecken einen Arzt, einen Tierarzt, zwei Pfarrer und einen Apotheker gab. Mehr ist nicht bekannt.
Da Pfaffenhausen über Jahrhunderte hinweg bis zur Säkularisation 1803 zum Fürstbistum Augsburg gehörte, hatte es auch ein geordnetes und gehobenes Gesundheitswesen. So gab es hier schon früh einen Bader und einen „Wundarzt“. Der Bader galt einst als „Arzt der kleinen Leute“. Seine Hauptaufgabe waren der als Allheilmittel gepriesene Aderlass und das Schröpfen. Er zog auch Zähne und schnitt die Haare. Dem Bader oblag zudem die Ausbildung der Wundärzte. „Wundarzt“war die frühere Be- zeichnung für Chirurg. Dies war ein handwerklicher Beruf mit Gesellenprüfung. Dessen Hauptaufgabe war neben dem Aderlass die Behandlung äußerer Wunden und auch die Versorgung von Knochenbrüchen. Wundärzte hatten auch das Recht, Medizinen zu verordnen.
In bestimmten Fällen arbeitete der Wundarzt unter Aufsicht eines „gelehrten“Arztes. Akademische Ärzte nahmen nämlich selbst keine chirurgischen Eingriffe vor.
So ließ sich in Pfaffenhausen erst um 1840 erstmals ein praktischer Arzt namens Dr. Guggemos nieder, der auch eine eigene Hausapotheke hatte.
Bald darauf errichtete dann der Mindelheimer Apotheker v. Valta im Jahre 1842 die oben genannte erste (Filial-)Apotheke im Marktflecken. Als erster eigenständiger Apotheker wird dann ein Ignaz Hummel genannt, von dem heute noch eine „Medicamenten-Rechnung“von 1859 erhalten ist. Schon drei Jahre später taucht schließlich noch der Name „Apotheker G. König dahier“auf. Dieser war dann jahrzehntelang in Pfaffenhausen tätig.
Etwa um 1900 übernahm dann wohl sein Sohn Apotheker Carl König das Haus gegenüber dem Viehmarkt, wo noch heute die Pfaffenhausener Apotheke ihren Sitz hat. Das Haus trug damals den Hausnamen „beim Hops“. Wann es den Beinamen „St. Josefs-Apotheke“erhielt, ist nicht bekannt.
Der langjährige Apotheker König ging dann auch noch in die Ortsgeschichte ein, als der Chronist 1904 anlässlich der Genehmigung
Ein Bader war früher der Arzt der kleinen Leute
Im Garten des Apothekers wurde groß gefeiert
der Lokalbahn Mindelheim - Pfaffenhausen - Kirchheim über die Freudenfeier schrieb: „Die Laube des herrlich gelegenen Gartens des Herrn Apothekers König war herrlich mit farbenprächtigen Lampions beleuchtet; ein bengalisches Feuer, in welchem der Garten erstrahlte, machte einen feenhaften Eindruck…“
Nach Apotheker König folgten dann noch einige Besitzerwechsel im Apothekerhaus in Pfaffenhausen, bis 1990 der heutige Eigentümer Andreas Großmann die Apotheke übernahm und sie nach größerem Umbau und Modernisierung 1991 offiziell in neuem Stil präsentierte.