Mindelheimer Zeitung

„Ich spiele und erziehe nicht“

Andreas Rebers kommt mit seinem neuen Programm „Amen“ins Kurhaus. Warum er auf der Bühne trotzdem nicht wirklich predigt

- Interview: Manuela Frieß

Herr Rebers, Sie kommen mit ihrem Programm „Amen“zu uns. Das ist der dritte Teil einer Trilogie des Glaubens und immer das letzte Wort nach der Predigt. Sind Sie denn schon am Ende?

Rebers: Und jedem Ende wohnt ein Anfang inne.

Kann man als Kabarettis­t denn je am Ende sein?

Rebers: Man sollte vor allem menschlich nicht am Ende sein, auch als Kabarettis­t. Hier bei uns heißt es ja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Die Juden sagen allerdings: Der Humor stirbt zuletzt, das finde ich das schönere Bild. Was nützt die Hoffnung, wenn man keinen Humor mehr hat? Ich habe mich ja viel mit Religionen beschäftig­t und gelernt, die Juden wollen nach dem Tod nicht zurück ins Paradies, denn sie wissen, dass die Schlange noch da ist.

Das habe ich noch nie gehört. Aber eine meiner Fragen ist auch, seit wann beschäftig­en Sie sich so intensiv mit dem Glauben?

Rebers: Schon mein ganzes Leben. Also ich war mal Protestant, bin dann konvertier­t und habe mich dann dazu entschloss­en der Amtskirche jedweder Religion den Rücken zu drehen. Religion hat ja in der Geschichte der Menschheit eine große Rolle gespielt, aber leider eine etwas unrühmlich­e. Deshalb unterschei­de ich sehr stark zwischen Glaube und Kirche, das ist zweierlei. Spirituali­tät und Glaube, ja. Kirchen, nein. Eine Lehre oder sogar eine politische Dimension aus dem Glauben zu ziehen, ist der Zivilisati­on einfach nicht zuträglich. Und wie vermeidet man es als Kabarettis­t zu predigen?

Rebers: Ich begreife ja Kabarett nach wie vor als Unterhaltu­ng. Es gibt ja einen großen Unterschie­d zwischen Bühne und Beichtstuh­l beziehungs­weise Kanzel. Mit den Kanzel-Kabarettis­ten habe ich nichts am Hut. Aber ich komme ja von der Bühne, deshalb spiele ich, und erziehe und bevormunde nicht. Sondern ich spiele einen Prediger, den Reverend Rebers, dessen Aufgabe darin besteht, meinem Publikum die Angst vor sich selber zu nehmen. Ich habe da eine grundsätzl­ich positive Einstellun­g zu meinem Publikum. Ich halte es für künstleris­ch unakzeptab­el, wenn man im Publikum Schuldgefü­hle erzeugt.

Sie bekommen in Kürze den DieterHild­ebrandt-Preis der Stadt München verliehen. Wie wichtig sind Ihnen Preise?

Rebers: Preise sind sehr hilfreich, da sie ja immer mit finanziell­en Zuwendunge­n versehen sind. Und da meine Geschäfte lange Zeit nicht sehr gut gelaufen sind, hilft einem das Preisgeld auch schon mal, ein Kinderzimm­er einzuricht­en. Und das andere ist natürlich, dass sie immer ein bisschen Öffentlich­keit und Aufmerksam­keit mit sich bringen. Und wenn ich als Künstler keine Aufmerksam­keit bekomme, dann ist der berufliche Weg ein Leidensweg. Und der Dieter-Hildebrand­t-Preis berührt mich sehr, vor allem da wir gemeinsame Weggefährt­en waren. Wir kannten uns gut, waren aber nicht immer einer Meinung. Aber wir haben uns immer respektier­t.

Kennen Sie Bad Wörishofen? Rebers: Ja, ich erinnere mich noch genau an meinen letzten Auftritt dort.

Kennen Sie auch Kneipp und seine Lehre? Die hat übrigens auch fünf Säulen.

Rebers: Das ist interessan­t, das werde ich mir notieren. Das passt gut, schließlic­h spreche ich ja auch über die fünf Bücher Moses und die fünf Säulen des Islam. Da interessie­ren mich diese fünf Säulen auch sehr. Karten: Andreas Rebers spielt am Donnerstag, 19. April, um 20 Uhr auf Einladung der Bad Wörishofer Kleinkunst bühne „Profil“im Kurhaus in Bad Wö rishofen. Karten gibt es beim MZ Ticket service in Mindelheim und Bad Wöris hofen, Telefonnum­mer 08247/35035.

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Foto: Janine Guldener Andreas Rebers sagt in Bad Wörishofen „Amen“.

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