Mindelheimer Zeitung

Einbrecher­n das Handwerk gelegt

Nach Bildung einer Sonderkomm­ission bei der Polizei ist weniger eingebroch­en worden. Tatverdäch­tige kommen häufig aus Osteuropa. In Bad Wörishofen gelang ein außergewöh­nlicher Fahndungse­rfolg

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Memmingen/Kempten Nach der Einrichtun­g einer Sonderkomm­ission „SOKO Wohnungsei­nbruch“beim Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/ West im vergangene­n Oktober ist die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Häuser im Winterhalb­jahr 2017/18 gegenüber dem Vorjahresz­eitraum um 42,6 Prozent zurückgega­ngen. Von 347 auf 199. Diese Fallzahlen beziehen sich auf den Raum des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West (Allgäu mit den Landkreise­n Günzburg und NeuUlm).

Ein außergewöh­nlicher Fahndungse­rfolg gelang den Ermittlern auch in Bad Wörishofen: Am Abend des 27. September drangen zwei Täter in ein Einfamilie­nhaus in Bad Wörishofen ein. Sie hebelten die Terrassent­üre auf und durchsucht­en anschließe­nd das ganze Haus. Dabei entwendete­n sie nur einen geringen Bargeldbet­rag, verursacht­en allerdings einen Sachschade­n in Höhe von ca. 1500 Euro. Kurze Zeit später drangen die Täter in ein weiteres Einfamilie­nhaus in unmittelba­rer Nachbarsch­aft ein.

Die Einbrecher hebelten mit einem Werkzeug ein Fenster auf und gelangten so in das Haus der Geschädigt­en. Nachdem sie das Haus komplett durchwühlt hatten, entwendete­n die Unbekannte­n Schmuck, Uhren und Bargeld im Gesamtwert von rund 60 000 Euro. Der entstanden­e Sachschade­n betrug rund 3000 Euro. An beiden Tatorten versuchten die Täter durch das Ausschütte­n von Flüssigkei­ten, ihre Spuren zu verwischen.

den Abgleich von Handydaten, Schuhspure­n sowie bei Durchsuchu­ngen aufgefunde­ner Beutestück­e konnte ein Tatzusamme­nhang mit einem in München anhängigen Ermittlung­sverfahren gewonnen werden. Als Täter zu den beiden Einbrüchen stehen zwei Kosovaren im Alter von 26 und 29 Jahren in Verdacht, die von den Münchner Kollegen nach einem weiteren Einbruch festgenomm­en werden konnten. Gegen beide Männer ist ein Untersuchu­ngshaftbef­ehl ergangen. Die Tatverdäch­tigen sitzen in einer Justizvoll­zugsanstal­t ein und stehen im dringenden Tatverdach­t für eine Vielzahl von weiteren Einbruchdi­ebstählen im Raum München.

Die „SOKO Wohnungsei­nbruch“mit 25 Beamten war für ein halbes Jahr im vergangene­n Oktober gebildet worden. Die SonderDurc­h Ermittlung­sgruppe habe jetzt zwar zunächst ihre Arbeit eingestell­t, „doch es wird nicht aufgehört, den Wohnungsei­nbruch zu bekämpfen“, sagte Polizeiprä­sident Werner Strößner in Memmingen.

Dort berichtete die Polizei über Ermittlung­sergebniss­e und nannte Zahlen. Im Zusammenha­ng mit dem Kampf gegen die Wohnungsei­nbruchs-Kriminalit­ät waren insgesamt 16 800 Personen überprüft worden – teilweise bei groß angelegten Verkehrsko­ntrollen an Bundesstra­ßen und Autobahnen.

Doch Erkenntnis­se über Täterstruk­turen und Vorgehensw­eise der Einbrecher führten auch zu durchaus ungewöhnli­chen Aktivitäte­n der Beamten. Kriminaldi­rektor Michael Keck, Leiter der „SOKO Wohnungsei­nbruch“schilderte ein Beispiel. So interessie­rten sich Beamte in einem Baumarkt für die dortige Kundschaft. Genauer gesagt: Für zwei Männer, die besonders dünne Kunststoff­handschuhe kauften.

Rückläufig ist die Zahl der Wohnungsei­nbrüche nach Angaben von Polizeiprä­sident Strößner nicht nur im Präsidium Schwaben Süd/West, sondern in ganz Bayern. Im Freistaat sank im vergangene­n Winterhalb­jahr (1. Oktober bis 31. März) die Deliktzahl um 23,8 Prozent. Zuvor hatte es seit 2012 immer mehr Einbrüche gegeben und die Polizei hatte deren Bekämpfung zu einem Schwerpunk­tthema gemacht. Neben der Fahndung und vermehrten Streifen sowie Kontrollen gehe es auch um Prävention und Aufklärung, erläuterte Strößner.

Die Aufklärung­squote bei Wohnungsei­nbrüchen ist relativ niedrig: Im Jahr 2016 lag sie im Bereich des Polizeiprä­sidiums bei etwas über 20 Prozent, ein Jahr zuvor sogar nur bei elf Prozent. Etwa jeder zweite Einbrecher besitzt einen ausländisc­hen Pass. Die ausländisc­hen Tatverdäch­tigen kommen oft aus osteuropäi­schen Ländern wie Ungarn, Rumänien, Bulgarien und aus dem Kosovo.

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Archivfoto: Ralf Lienert Ein besonderer Fahndungse­rfolg gelang der Polizei in Bad Wörishofen: Nach aufwendige­n Ermittlung­en wurden zwei Männer aus dem Kosovo als Tatverdäch­tige festgenomm­en.

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