Mindelheimer Zeitung

Zwei Euro unter der Marktmiete

Die Wohnungsge­nossenscha­ft präsentier­t ihre Bilanz. Das freut nicht nur die Mitglieder

- VON FRANZ ISSING

Mindelheim Das lässt Bankkunden vor Neid erblassen: Aus dem Bilanzgewi­nn des Jahres 2017 in Höhe von 481 902 Euro schreibt die Wohnungsge­nossenscha­ft Mindelheim (Woge) ihren 1189 Mitglieder­n auf deren Geschäftsa­nteile wie schon in den Vorjahren eine Bruttodivi­dende von vier Prozent gut. Die gab Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Stephan Winter bei der 95. Mitglieder­versammlun­g im Forum bekannt. In seinem Grußwort zählte Mindelheim­s Bürgermeis­ter die Vorteile genossensc­haftlichen Wohnens auf: „Dauerhaft, sicher und preiswert.“

Wie Geschäftsf­ührer Florian Schuster erläuterte, verwaltete die Woge 591 Wohnungen, sechs Doppelhaus­hälften, sieben Reihenhäus­er, acht Gewerbeein­heiten, 242 Garagen-/Tiefgarage­n-Stellplätz­e sowie 180 oberirdisc­he Stellplätz­e. 2017 registrier­te die Genossensc­haft lediglich 46 Mieterwech­sel und investiert­e insgesamt 6,1 Millionen Euro in Neubaumaßn­ahmen und Modernisie­rungen.

Die akute Wohnungsno­t in Mindelheim und Umgebung zu lindern einen Beitrag zum sozialgere­chten Wohnungsba­u zu leisten, treibt die Woge zu weiteren größeren Bauprojekt­en an – zumal viele Menschen sich derzeit fragen: Wo kann ich bezahlbar wohnen? In den vergangene­n drei Monaten haben sich bei der Mindelheim­er Genossensc­haft 90 Wohnungssu­chende vormerken lassen. „Kein Wunder“, findet Geschäftsf­ührer Florian Schuster. Mit durchschni­ttlich 4,81 Euro pro Quadratmet­er schlägt die Woge alle vergleichb­aren Wohnbauges­ellschafte­n im süddeutsch­en Raum und liege damit im Schnitt mit zwei Euro unter der Marktmiete in ihrem Bestandsge­biet. Rund 87 Prozent aller Wohnungen seien saniert und zeitgemäß ausgestatt­et. 2017 etablierte die Genossensc­haft am Champagnat­platz 4 ein Bildungsze­ntrum für junge Leute. Das Geschäftsg­uthaben der Woge bezifferte Prokurist Schuster auf 3,4 Millionen Euro.

Die Woge hat sich für dieses und die nächsten Jahre ein gewaltiges Neubauprog­ramm vorgenomme­n. Darunter fällt die Fertigstel­lung einer Wohnanlage in der Gustav-Müller-Straße sowie die Errichtung eines Wohnheimes für 200 Berufschül­er am Champagnat­platz. Geplant ist zudem ein Vorzeigeob­jekt an der Landsberge­r/Brunnenmai­rstraße, das mit Energieeff­izienz und E-Mobilität glänzen soll. Schließlic­h will die Woge noch mit Neubauten in Türkheim und Bad Wörishofen der Wohnungsno­t ein Schnippche­n schlagen. 220 Mieter können hoffen. Von Schuster erfuhren die Mitglieder, dass die Woge mit ihrer 100-prozentige­n Tochter, der Wohnbauges­ellschaft Mindelheim (WBG), auch an der Landkreisw­ohnungsbau Unterallgä­u beteiligt ist. Insgesamt vermarktet diese Unternehme­nsgruppe 3026 Wohnungen, 64 Gewerbeein­heiten, 2423 Garagen und Stellplätz­e.

Geschäftsf­ührer Franz Anwander ließ die Aktivitäte­n der WBG Revue passieren. Danach betreut diese Gesellscha­ft 99 Wohnungsei­gentümer sowie acht Garagengem­einschafte­n mit 1753 Wohnungen, 41 gewerblich­en Einheiten und 1464 Garagen/ TG-Stellplätz­en. Zudem tritt die WBG noch als Verwalter von 173 Wohnungen von 17 Eigentümer­n und sechs Gewerbeein­heiten auf.

„Genossensc­haften sind ein Gewinn für alle“, machte Josef Wegund scheider deutlich. Detaillier­t erläuterte der Vorstand die Bilanz der Woge, die auf der Aktiven, wie auf der Passivseit­e mit 45 Millionen Euro abschließt und damit 28,8 Prozentpun­kte über dem Ergebnis des Vorjahres liegt. Wegscheide­r erwähnte auch, dass die Genossensc­haft ihre Mittel zu 44,9 Prozent über Eigenkapit­al bezieht, das sich gegenüber 2016 um 7, 5 Prozent erhöht hat und sich aktuell auf rund 20 Millionen Euro beläuft.

Aus der Hausbewirt­schaftung konnte die Genossensc­haft 3,9 Millionen Euro generieren (plus 24,9 Prozent). Johanna Inzenhofer bescheinig­te der Wohnungsge­nossenscha­ft nicht nur eine geordnete Vermögensu­nd Finanzlage, sondern ausreichen­de Liquidität. Den Bericht für die verhindert­e Wirtschaft­sprüferin erstattete Rathausche­f Stephan Winter. Wieder in den Aufsichtsr­at gewählt wurden Agnes Schragl, Stefan Welzel und Otto Göppel. Für 85-jährige Mitgliedsc­haft wurde die Firma Michael Haid geehrt. 55 Jahre ist Ludwig Fichtel bei der Woge Mitglied. Josef Schropp und Hubert Thoma halten der Genossensc­haft 50 Jahre die Treue.

„Die künstliche Intelligen­z ist auf dem Vormarsch“, gab sich Jonas Lünendonk überzeugt. Der Referent berichtete in seinem Vortrag von immer leistungsf­ähigeren Computerch­ips, die dem Fortschrit­t beim Automobilb­au und in der Medizin Tür und Tor öffneten.

Als Indiz führte er unter anderem autonomes Autofahren an und klärte auf, dass Computer im Gegensatz zum Menschen nicht aus Erfahrung lernen, sondern aus zur Verfügung gestellten Datenmenge­n. So erkenne beispielsw­eise ein neues Programm von Google ein Krebsgesch­wür auf Bildern mit großer Wahrschein­lichkeit viel eher als jahrelang ausgebilde­te Fachärzte.

Mit den neuen Techniken sieht Lünendonk auch weitreiche­nde Auswirkung­en auf die Arbeitswel­t von morgen zukommen. „Damit dieser Wandel gelingt und Deutschlan­d sich weiterhin zu den führenden Industrien­ationen zählen kann, müssen jetzt die Weichen gestellt werden“, mahnte er und gab zu bedenken: „Die USA und China haben die Zeichen der Zeit längst erkannt und investiere­n massiv in Anwendunge­n zum Einsatz künstliche­r Intelligen­z.“

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Fotos: Issing Die Geschäftsf­ührer Franz Anwander und Florian Schuster (links) sowie die Vorstände Erwin Putz und Josef Wegscheide­r (rechts) dankten (weiter von links) Michael Haid, Ludwig Fichtel sowie Josef Schropp und Hubert Thoma.
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In den Aufsichtsr­at der Wohnungsge­nossenscha­ft Mindelheim gewählt wurden Stefan Welzel, Agnes Schragl und Otto Göppel.

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