Talente groß in Form
Das Schwäbische Jugendsinfonieorchester reißt die Besucher in Bad Wörishofen zu wahren Begeisterungsstürmen hin
Bad Wörishofen Aus tiefgründiger Erdenschwere hinauf zum heiteren Licht: Wie sehr ein Chor oder ein Orchester von seinem Dirigenten geprägt und gefördert wird, das zeigte sich bereits im ersten großen sinfonischen Werk des Abends, dem Klavierkonzert Nr. 1, d-Moll, op. 15 von Johannes Brahms (1833-1897). Alban Bergius übernahm zum letzten Mal die musikalische Leitung des SJSO. Seit 2007 ist er stellvertretender Solocellist an der Bayerischen Staatsoper und Leiter des Jugendorchesters des Bayerischen Staatsorchesters in München. Ein Mann der Praxis eben, der gerade den rund 50 jugendlichen Laienstreichern und 30 Bläsern (meist Schüler an schwäbischen Gymnasien und einige Musikstudenten) seine musikalische Hilfe angedeihen ließ. Natürlich kann ein so zusammengewürfeltes Jugendorchester noch nicht so unisono im Ton ein so hochkarätiges Brahmsopus darbieten wie erwachsene Profis. Doch beim späten Soloklavier-Einsatz (das Werk wurde auf Wunsch der Solistin Julia Rinderle gewählt) war die sinfonische Stimmung zu spüren. Die leisen Pizzicati und Tupfern der Bläser ließen das herrliche Thema piano und espressivo erblühen.
Julia Rinderle zeigte eine reife Leistung, vor allem das zweite, lyrische und choralartige Thema, durchdrungen von feierlichem Ernst beeindruckte. Bergius forderte durch sein eindrucksvolles Dirigat den Dialog von Klavier und Orchester im 2. Satz, bevor das energische Rondo und die Abschlusskadenz mit ihrem wundervollen Fuga- to endete. Zu großer Form liefen die Jugendlichen jedoch im 2. Konzert nach der Pause, dem „Konzert für Orchester“von Bela Bartôk auf. Nach einem schnellen Allegro-Teil wurde der 2. Satz („Spiel der Paare“) in seinen verzwickten Rhythmen und den kurzen Themen der Holzblasinstrumente, die dazu noch in versetzten Intervallen geblasen werden mussten, souverän und heiter dargeboten. Man spürte, dass den jungen Interpreten diese Musik lag.
Auch die melodischen und rhythmischen Verzerrungen des Gassenhauers „Da geh ich ins Maxim“im Finalsatz mit seinen röhrenden Glissandi in den Posaunen und den lachenden Holzbläsern und aufmuckenden Streichern riss das zahlreiche Publikum am Ende zu wahren Ovationen hin.