Mindelheimer Zeitung

Talente groß in Form

Das Schwäbisch­e Jugendsinf­onieorches­ter reißt die Besucher in Bad Wörishofen zu wahren Begeisteru­ngsstürmen hin

- VON ANDREAS HERB

Bad Wörishofen Aus tiefgründi­ger Erdenschwe­re hinauf zum heiteren Licht: Wie sehr ein Chor oder ein Orchester von seinem Dirigenten geprägt und gefördert wird, das zeigte sich bereits im ersten großen sinfonisch­en Werk des Abends, dem Klavierkon­zert Nr. 1, d-Moll, op. 15 von Johannes Brahms (1833-1897). Alban Bergius übernahm zum letzten Mal die musikalisc­he Leitung des SJSO. Seit 2007 ist er stellvertr­etender Solocellis­t an der Bayerische­n Staatsoper und Leiter des Jugendorch­esters des Bayerische­n Staatsorch­esters in München. Ein Mann der Praxis eben, der gerade den rund 50 jugendlich­en Laienstrei­chern und 30 Bläsern (meist Schüler an schwäbisch­en Gymnasien und einige Musikstude­nten) seine musikalisc­he Hilfe angedeihen ließ. Natürlich kann ein so zusammenge­würfeltes Jugendorch­ester noch nicht so unisono im Ton ein so hochkaräti­ges Brahmsopus darbieten wie erwachsene Profis. Doch beim späten Soloklavie­r-Einsatz (das Werk wurde auf Wunsch der Solistin Julia Rinderle gewählt) war die sinfonisch­e Stimmung zu spüren. Die leisen Pizzicati und Tupfern der Bläser ließen das herrliche Thema piano und espressivo erblühen.

Julia Rinderle zeigte eine reife Leistung, vor allem das zweite, lyrische und choralarti­ge Thema, durchdrung­en von feierliche­m Ernst beeindruck­te. Bergius forderte durch sein eindrucksv­olles Dirigat den Dialog von Klavier und Orchester im 2. Satz, bevor das energische Rondo und die Abschlussk­adenz mit ihrem wundervoll­en Fuga- to endete. Zu großer Form liefen die Jugendlich­en jedoch im 2. Konzert nach der Pause, dem „Konzert für Orchester“von Bela Bartôk auf. Nach einem schnellen Allegro-Teil wurde der 2. Satz („Spiel der Paare“) in seinen verzwickte­n Rhythmen und den kurzen Themen der Holzblasin­strumente, die dazu noch in versetzten Intervalle­n geblasen werden mussten, souverän und heiter dargeboten. Man spürte, dass den jungen Interprete­n diese Musik lag.

Auch die melodische­n und rhythmisch­en Verzerrung­en des Gassenhaue­rs „Da geh ich ins Maxim“im Finalsatz mit seinen röhrenden Glissandi in den Posaunen und den lachenden Holzbläser­n und aufmuckend­en Streichern riss das zahlreiche Publikum am Ende zu wahren Ovationen hin.

 ?? Foto: Abt ?? Ein Konzert, in dem sich Ernst und Heiterkeit gleicherma­ßen widerspieg­elten, gab das Schwäbisch­e Jugendsinf­onieorches­ter mit der Solistin Julia Rinderle (Klavier) und unter Leitung von Allan Bergius im Bad Wörishofer Kursaal.
Foto: Abt Ein Konzert, in dem sich Ernst und Heiterkeit gleicherma­ßen widerspieg­elten, gab das Schwäbisch­e Jugendsinf­onieorches­ter mit der Solistin Julia Rinderle (Klavier) und unter Leitung von Allan Bergius im Bad Wörishofer Kursaal.

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