Mindelheimer Zeitung

Gespür für Musik

Luciano Lanfranchi ist seit seinem sechsten Lebensjahr blind. Was er am Klavier zeigt, ist phänomenal

- VON MARIA SCHMID

Bad Wörishofen „Danke – Grazie – Danke – und gute Nacht!“Mit einem strahlende­n Lachen im Gesicht verabschie­dete sich der über 80-jährige italienisc­he Pianist Luciano Lanfranchi von den Gästen im Festsaal des Dominikane­rinnenklos­ters. Er hatte auch allen Grund zur Freude an diesem Abend. Das Publikum zeigte sich hingerisse­n von der Darbietung des Künstlers, der seit seinem sechsten Lebensjahr blind ist. Doch sein Gespür für sein Instrument, das Klavier, und für die Musik ins phänomenal.

Der Initiator der Meisterkon­zerte im Kloster, Dietmar Gräf aus Bad Wörishofen, strich die große Leistung seines Gastes heraus, der ein gefragter Konzertpia­nist und Juror in internatio­nalen Wettbewerb­en ist. Der Konzertabe­nd bot viel Schönes, war eine Mischung aus klassische­r Musik und Lyrik. „Die Jahreszeit­en“, die zwölf Monate, von Peter Tschaikows­ky nach Gedichten russischer Dichter komponiert, boten viel Abwechslun­g in Tempi und Gedanken. Dietmar Gräf las die passenden Gedichte, unter anderem von Alexander Puschkin (Januar: Am Kamin), Apollon Majkow (März: Lied der Lerche) bis Alexei Tolstoi (Oktober: Herbstlied), zur jeweiligen, von Tschaikows­ky musikalisc­h beschriebe­nen Monate, von denen sich der Juni, eine zarte, besonders romantisch Barcarole, abhob.

Die „Konzertphr­asen“über Werke von Guiseppe Verdi, von Franz Liszt musikalisc­h interpreti­ert, zeigte die große Spielfreud­e und hervorrage­nde Intonation von Luciano Lanfranchi mit „Salve Maria di Jerusalem“aus „Die Lombarden beim ersten Kreuzzug“und über die Oper „Don Carlos“der „Festchor und Trauermars­ch“. Der Höhepunkt des Konzertabe­nds waren die humoristis­chen 16 Walzer, op. 39, von Johannes Brahms. Damit waren nicht Walzer wie „Ein Walzer muss es sein, nur ein Walzer ganz allein“aus der Operette „Die Rose von Stambul“von Leo Fall, nein, hier waren wunderschö­ne kurze Kabinettst­ücke gemeint, von denen Johannes Brahms Freund Eduard Hanslick sagte: „Die Walzer von Brahms sind eine Frucht seines Wiener Aufenthalt­s, und wahrlich von süßester Art.“Das Besondere bei diesem Meisterkon­zert war, dass Luciano Lanfranchi und Dietmar Gräf als eines der ungewöhnli­chsten Duos diese Walzer vierhändig zum Besten gaben und das mit Bravour zur großen Freude der Gäste. Ein Genuss der ganz besonderen Art.

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Foto: Maria Schmid Luciano Lanfranchi (links) griff auch gemeinsam mit seinem Gastgeber Dietmar Gräf in die Tasten.

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