Mindelheimer Zeitung

Übergangsl­ösung für Kindergart­en und Hort

Bad Wörishofen schafft zusätzlich­en Platz an einem geschichts­trächtigen Ort, bis ein Neubau für die Kernstadt steht. Beim Hort gibt es einen Umbruch – und weniger Plätze als nötig. So wird das Problem gelöst

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Der enorme Zuzug nach Bad Wörishofen hat dazu geführt, dass in der größten Stadt des Landkreise­s Unterallgä­u die Kindergart­enplätze knapp werden. Bis der geplante Neubau steht, wird es allerdings noch eine Weile dauern. Deshalb musste nun eine Übergangsl­ösung her. Die Stadt wird dazu das ehemalige Familien-und-Kind-Haus anmieten. Dort sollen ein städtische­r Kindergart­en und der Hort unterkomme­n. Das Rathaus teilte unserer Zeitung auf Nachfrage mit, dass der Stadtrat dies bereits in einer nicht-öffentlich­en Sitzung genehmigt habe. An den Plänen zum Neubau einer Kindertage­sstätte in der Kernstadt und eines Kinderhort­s halte man fest. Dies werde bis „voraussich­tlich September/Oktober 2020“geschehen, hieß es.

Es gibt noch weitere Neuigkeite­n. Die Stadt wird den bestehende­n Kinderhort nicht nur an anderer Stelle erhalten, sie wird ihn auch übernehmen. Bislang betreibt die katholisch­e Kirche den Hort im Keller des ehemaligen Pfarr- und Jugendheim­s an der Oberen Mühlstraße. Allerdings hat die Kirche das Gebäude längst verkauft, der Hort muss also umziehen. Der Stadtrat hat nun beschlosse­n, dass die Stadt den Hort ab 1. September, selbst betreibt. Hierzu seien noch Gespräche mit der katholisch­en Kirche nötig, teilte das Rathaus gestern mit. Das kirchliche Personal des Kinderhort­es soll möglichst von der Stadt übernommen werden, hieß es.

Das Familie-Kind-Haus in der Mindelheim­er Straße gehört dem Orden der Barmherzig­en Brüder. Der Orden ist auch Eigentümer von Sebastiane­um und Kneippianu­m. „Die Räume im Erdgeschos­s eignen sich für etwa 35 bis 40 Kindergart­enkinder; ebenso der Garten“, teilt das Rathaus mit. Das erste und zweite Obergescho­ss könne demnach mit geringen Umbaumaßna­hmen als Hort genutzt werden. „Das Stadtbauam­t hat bereits eine Planung erstellt“, hieß es. Derzeit werden im Kinderhort St. Justina etwa 40 Kinder betreut. Für September 2018 wurde jetzt allerdings ein Bedarf für 65 Kinder angemeldet. „Für etwa 25 Kinder wird also weiterhin nach einer Lösung gesucht und verschiede­ne Varianten geprüft“, teilt die Pressestel­le im Rathaus mit. Krippenplä­tze sollen übergangsw­eise in Fertigbauw­eise beim Kindergart­en in der Gartenstad­t entstehen. Bürgermeis­ter Gruschka ist nach eigenen Angaben bereits seit Februar im Gespräch mit dem Orden und freut sich, dass der Mietvertra­g nun zustande kommen wird. Mündlich bestehe Einigkeit über die wesentlich­en Eckpunkte des Mietvertra­gs. Da eine Förderung beantragt werden soll, dürfe der Mietvertra­g aber erst nach der Förderzusa­ge abgeschlos­sen werden. „Mit dieser Lösung ist für die Übergangsz­eit der Bedarf an Kindertage­splätzen und auch ein Großteil an Hortplätze­n gedeckt“, sagt Gruschka. Er bedankt sich besonders bei Provinzial Frater Benedikt Hau für die „hervorrage­nde Zusammenar­beit“. Das Mietverhäl­tnis soll möglichst früh beginnen, damit genügend Zeit für die nötigen Umbaumaßna­hmen bleibt. Zudem muss das Landratsam­t die Maßnahmen noch abnehmen, bevor am 1. September der Betrieb beginnen kann. Dass Personal für den ÜbergangsK­indergarte­n eingestell­t werden darf, hat der Stadtrat ebenfalls bereits beschlosse­n.

Mit der Entscheidu­ng der Stadt zieht in das ehemalige Erholungsh­eim für Mütter, Väter und Kinder nun wieder junges Leben ein. Immerhin hat Sebastian Kneipp die Einrichtun­g als „Kinderasyl“noch selbst gegründet. Sie stellt also ein Stück Stadtgesch­ichte dar. Die Kneipp’schen Stiftungen der Barmherzig­en Brüder hatten das Gebäude im zweiten Quartal des Jahres geschlosse­n, schweren Herzens, wie es hieß. Ausschlagg­ebend waren demnach ein hohes Defizit und ein sehr schlechter baulicher Zustand. Im Rathaus hieß es gestern, dass es eine gemeinsame Begehung des Gebäudes mit dem Landratsam­t gegeben habe. Zu den Sanierungs­kosten wurde gestern nichts bekannt. Nach Kneipps Tod 1897 war das Haus zunächst Kinderheim, nach 1945 Kureinrich­tung für Kinder und Jugendlich­e. Von 1982 bis 2002 trug das Gebäude den Namen „Kneipp’sche Kinderheil­stätte“, in den vergangene­n 15 Jahren war es das Familienun­d-Kind-Haus.

Für den Kindergart­enneubau sind derweil die Weichen gestellt. Noch im Dezember hatte der Stadtrat den nötigen Grundstück­skauf im Süden der Stadt beschlosse­n, zwischen Kernstadt und Gartenstad­t. Nach Lage der Dinge kommt ein Neubau auf fünf Millionen Euro Baukosten.

Da es hohe Zuschüsse gibt, rechnet die Stadt mit einem Eigenantei­l von etwa 2,35 Millionen Euro, ohne Grundstück­skosten.

 ?? Foto: Markus Heinrich ?? Hier standen bereits jahrzehnte­lang die Kinder im Mittelpunk­t, doch seit Kurzem ist das Gebäude an der Mindelheim­er Straße verlassen. Heuer wird dort wieder Leben ein ziehen. Zuvor jedoch stehen Umbauarbei­ten an.
Foto: Markus Heinrich Hier standen bereits jahrzehnte­lang die Kinder im Mittelpunk­t, doch seit Kurzem ist das Gebäude an der Mindelheim­er Straße verlassen. Heuer wird dort wieder Leben ein ziehen. Zuvor jedoch stehen Umbauarbei­ten an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany