Übergangslösung für Kindergarten und Hort
Bad Wörishofen schafft zusätzlichen Platz an einem geschichtsträchtigen Ort, bis ein Neubau für die Kernstadt steht. Beim Hort gibt es einen Umbruch – und weniger Plätze als nötig. So wird das Problem gelöst
Bad Wörishofen Der enorme Zuzug nach Bad Wörishofen hat dazu geführt, dass in der größten Stadt des Landkreises Unterallgäu die Kindergartenplätze knapp werden. Bis der geplante Neubau steht, wird es allerdings noch eine Weile dauern. Deshalb musste nun eine Übergangslösung her. Die Stadt wird dazu das ehemalige Familien-und-Kind-Haus anmieten. Dort sollen ein städtischer Kindergarten und der Hort unterkommen. Das Rathaus teilte unserer Zeitung auf Nachfrage mit, dass der Stadtrat dies bereits in einer nicht-öffentlichen Sitzung genehmigt habe. An den Plänen zum Neubau einer Kindertagesstätte in der Kernstadt und eines Kinderhorts halte man fest. Dies werde bis „voraussichtlich September/Oktober 2020“geschehen, hieß es.
Es gibt noch weitere Neuigkeiten. Die Stadt wird den bestehenden Kinderhort nicht nur an anderer Stelle erhalten, sie wird ihn auch übernehmen. Bislang betreibt die katholische Kirche den Hort im Keller des ehemaligen Pfarr- und Jugendheims an der Oberen Mühlstraße. Allerdings hat die Kirche das Gebäude längst verkauft, der Hort muss also umziehen. Der Stadtrat hat nun beschlossen, dass die Stadt den Hort ab 1. September, selbst betreibt. Hierzu seien noch Gespräche mit der katholischen Kirche nötig, teilte das Rathaus gestern mit. Das kirchliche Personal des Kinderhortes soll möglichst von der Stadt übernommen werden, hieß es.
Das Familie-Kind-Haus in der Mindelheimer Straße gehört dem Orden der Barmherzigen Brüder. Der Orden ist auch Eigentümer von Sebastianeum und Kneippianum. „Die Räume im Erdgeschoss eignen sich für etwa 35 bis 40 Kindergartenkinder; ebenso der Garten“, teilt das Rathaus mit. Das erste und zweite Obergeschoss könne demnach mit geringen Umbaumaßnahmen als Hort genutzt werden. „Das Stadtbauamt hat bereits eine Planung erstellt“, hieß es. Derzeit werden im Kinderhort St. Justina etwa 40 Kinder betreut. Für September 2018 wurde jetzt allerdings ein Bedarf für 65 Kinder angemeldet. „Für etwa 25 Kinder wird also weiterhin nach einer Lösung gesucht und verschiedene Varianten geprüft“, teilt die Pressestelle im Rathaus mit. Krippenplätze sollen übergangsweise in Fertigbauweise beim Kindergarten in der Gartenstadt entstehen. Bürgermeister Gruschka ist nach eigenen Angaben bereits seit Februar im Gespräch mit dem Orden und freut sich, dass der Mietvertrag nun zustande kommen wird. Mündlich bestehe Einigkeit über die wesentlichen Eckpunkte des Mietvertrags. Da eine Förderung beantragt werden soll, dürfe der Mietvertrag aber erst nach der Förderzusage abgeschlossen werden. „Mit dieser Lösung ist für die Übergangszeit der Bedarf an Kindertagesplätzen und auch ein Großteil an Hortplätzen gedeckt“, sagt Gruschka. Er bedankt sich besonders bei Provinzial Frater Benedikt Hau für die „hervorragende Zusammenarbeit“. Das Mietverhältnis soll möglichst früh beginnen, damit genügend Zeit für die nötigen Umbaumaßnahmen bleibt. Zudem muss das Landratsamt die Maßnahmen noch abnehmen, bevor am 1. September der Betrieb beginnen kann. Dass Personal für den ÜbergangsKindergarten eingestellt werden darf, hat der Stadtrat ebenfalls bereits beschlossen.
Mit der Entscheidung der Stadt zieht in das ehemalige Erholungsheim für Mütter, Väter und Kinder nun wieder junges Leben ein. Immerhin hat Sebastian Kneipp die Einrichtung als „Kinderasyl“noch selbst gegründet. Sie stellt also ein Stück Stadtgeschichte dar. Die Kneipp’schen Stiftungen der Barmherzigen Brüder hatten das Gebäude im zweiten Quartal des Jahres geschlossen, schweren Herzens, wie es hieß. Ausschlaggebend waren demnach ein hohes Defizit und ein sehr schlechter baulicher Zustand. Im Rathaus hieß es gestern, dass es eine gemeinsame Begehung des Gebäudes mit dem Landratsamt gegeben habe. Zu den Sanierungskosten wurde gestern nichts bekannt. Nach Kneipps Tod 1897 war das Haus zunächst Kinderheim, nach 1945 Kureinrichtung für Kinder und Jugendliche. Von 1982 bis 2002 trug das Gebäude den Namen „Kneipp’sche Kinderheilstätte“, in den vergangenen 15 Jahren war es das Familienund-Kind-Haus.
Für den Kindergartenneubau sind derweil die Weichen gestellt. Noch im Dezember hatte der Stadtrat den nötigen Grundstückskauf im Süden der Stadt beschlossen, zwischen Kernstadt und Gartenstadt. Nach Lage der Dinge kommt ein Neubau auf fünf Millionen Euro Baukosten.
Da es hohe Zuschüsse gibt, rechnet die Stadt mit einem Eigenanteil von etwa 2,35 Millionen Euro, ohne Grundstückskosten.