Ein Kämpfer für „seinen“Turnverein
Siegfried Hasler (74) übergibt nach 52 Jahren als Vorsitzender die Geschicke des TV Türkheim in jüngere Hände
Türkheim Der Countdown läuft. Noch sechs Tage, dann gibt Siegfried Hasler nach 52 Jahren sein Amt als Vorsitzender des Turnvereins 1891 (TV) in andere Hände. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie er zugibt.
Eigentlich wollte der 74-jährige Sportsmann schon vor einem Jahr aufhören, doch es fand sich für ihn kein Nachfolger. Der ist jetzt nach neun Monaten intensiver Suche gefunden und soll bei der Jahreshauptversammlung am Freitag, 27. April, in der TV-Halle gewählt werden. Auf den neuen Frontmann – sein Name bleibt vorläufig noch ein Geheimnis – wartet keine leichte Aufgabe, gilt es doch einen Verein mit neun großen Abteilungen zu führen und bei der Stange zu halten.
Wenn auch für den TV mit der Verabschiedung seines langjährigen Vorsitzenden eine Ära zu Ende geht, so bleibt ihm Siegfried Hasler doch als Freund wie auch als treues Mitglied erhalten. Und auch mit der sportlichen Betätigung ist bei ihm noch lange nicht Schluss.
Wenn es seine Zeit erlaubt, trainiert er an der Kraftmaschine oder auf dem Laufrad im Fitnessraum auf dem Balkon der Turnhalle. Wenn Hasler so auf sein langes Vorstandsleben zurückblickt, erfüllt ihn Genugtuung über das Erreichte. Und der frühere hat viel erreicht. Als er 1967 von seinem Vorgänger Max König das Ruder beim TV übernahm, zählte der Verein gerade mal 74 Mitglieder, heute sind es mehr als 1200.
Haslers Rat hatte immer Hand und Fuß. Ließ er sich doch stets von der Überzeugung leiten, dass ehrenamtliches Schaffen nicht nur Mauern versetzt, sondern auch Säulen der Freundschaft und des guten Miteinanders hochzieht.
Lang liest sich die Liste des scheidenden Vorsitzenden. Sie alle aufzuzählen würde ein ganzes Buch füllen. Doch die wichtigsten Aktionen und Aktivitäten sollen nicht verschwiegen werden. Auf Haslers An- regung hin wurde in den Jahren 1970/71 in den Wertachauen eine Tennisanlage mit vereinseigener Halle errichtet.
Und wer erinnert sich nicht gerne an das 100-jährige Jubiläum mit Fahnenweihe des TV, das im September 1991 fünf Tage lang gefeiert wurde. Hasler hielt schon immer viel von einem intakten Vereinsleben in der Marktgemeinde und so nahm auf sein Betreiben hin der Turnverein anno 1995 die neugegründete Faschingsgesellschaft „Wertachfunken“unter seine Fittiche.
Unter der Ägide des rührigen „Frontmannes“fanden zudem von 1964 bis 1971 sieben Volksläufe mit 12 000 Teilnehmer in Türkheim statt. Mit von der Partie war damals auch Bernd Kannenberg, Olympiasieger von 1972 im 50-KilometerGehen. Doch damit noch nicht genug der Aktionen: Hasler rief anno 1966 zusammen mit Hans Dumproff eine Judo-Riege ins Leben, gründete 1961 eine Tischtennisabteilung und spielte viele Jahre in der ersten Mannschaft mit.
Weiter aufwärts ging es mit dem TV, als sich der Vorsitzende anno 2004 mit viel Herzblut für den Umbau des von den Türkheimer „Floriansjüngern“nicht mehr benötigten Feuerwehrhauses zur Turnhalle starkmachte und mit der Planung Günter Benziger und Zimmerer- meister Hans Bleyer mit der Bauleitung für die Rückbauarbeiten beauftragte.
Es waren vor allem Senioren, die mit Engagement und viel Herzblut der 2006 eingeweihten Sportstätte neues Leben spendierten. Unvergessen für Siegfried Hasler und die TV-Mitglieder auch ein Besuch von Bundespräsident Carl Carstens, der auf seiner Wanderung durch Deutschland auch in Türkheim Station machte und für Gelächter sorgte, als er einem Mädchen aus der Gymnastik-Riege vorschwärmte „Habt ihr aber schöne Trikots an.“Worauf die junge Dame, so viel Lob wohl nicht gewohnt, schlagfertig antwortete: „Die haben wir wegen euch gekauft.“
In Würdigung seiner zahllosen Verdienste wurde Hasler vielfach geehrt und ausgezeichnet. So unter anderem auch mit der „Goldenen Ehrennadel mit Brillanten“des Bayerischen Landessportverbandes. Für die Ehrung hatte ihn BLSVKreisvorsitzender Uli Theophil vorgeschlagen. „Der TV 1891 ist und bleibt ein wichtiger Teil meines Lebens“, bekundet Siegfried Hasler kurz vor seiner Verabschiedung.
Gerne erinnert er sich dabei auch an seine treuen Mitstreiter und langjährigen Weggefährten. Auf Toni Sinn, Peter Stefan Immel und auch auf den Vizevorsitzenden Manfred Hiller. Ein großes Kompliment macht der scheidende Vorsitzende aber auch seiner Frau Liane. „Ohne sie wäre ich aufgeschmissen gewesen und hätte längst aufhören müssen, sie war stets zur Stelle, wenn sie gebraucht wurde, und sie wurde unentwegt gebraucht“, gab er zu.
Liane Hasler sah in ihrer Ehe den TV nie als „Nebenbuhler“. Ganz im Gegenteil: Sie setzte sich wie ihr Mann auch mit ganzer Kraft für das Wohl des Turnvereins ein. Abschließend noch eine lustige Episode am Rande. Schon als Schüler trainierte Siegfried Hasler beim „Zöglingsturnen“des TV. „Damals musste ich anstelle eines Beitrages pro Stunde zehn Pfennige bezahlen“, erinnert er sich. Und weil er schon immer ein Kämpfer war, trat er 1958 auch in den von Richard Schwille gegründeten Box-Club ein. Ja – durchgeboxt hat sich der Sigi schon immer für sein Leben gern. Bei zahlreichen Wettkämpfen wie auch im Vereinsleben.
„Der TV 1891 ist und bleibt ein wichtiger Teil meines Lebens.“
Siegfried Hasler